Hm, mir ist klar, dass dies keine populäre Meinung ist, und ich möchte auch niemandem auf die Füße treten oder gar belehren. Ich bin vorsichtig optimistisch, dass mir trotzdem kein Strick daraus gedreht wird, da hier die Kommentare weitaus gemäßigter sind als die durch und durch hasserfüllten in der Kampagne selbst (was ich sehr gut finde und sie hier auch gern lese).
HEL ist eines der ersten Spiele gewesen, das ich gebacked habe (und bislang mein einziger Ausfall). Ich bin mit dem Berserker Pledge (also dem Grundspiel) drin, weil ich mir ein Solo-Kampagnenspiel in eher ungewöhnlichem, spannendem Setting gewünscht habe (und das auch noch tue). Ich lese bei Crowdfunding-Kampagnen immer wieder interessiert von "vorsichtigen" All-Ins mit, habe ein solches bei bislang über 25 Projekten selbst nur sehr selten und nur dann gewählt, wenn es um spielrelevanten Content ging. Statt Bling und FOMO interessieren mich vor allem die Spiele selbst, dass ich sie hinterher auch gut allein oder mit Freunden auf den Tisch bekommen kann - und tatsächlich auch das "Dabeisein" an einer solchen Kampagne. Verzögerungen bei Kampagnen sind mir völlig schnurz, da ich eh genug zum Spielen habe, so dass ich bei HEL bis zuletzt Hoffnung und keinen Gram hatte.
Mir ist völlig klar, dass der eigentliche Crowdfunding-Gedanke bei Brettspielen in den letzten Jahren zumindest bei den großen Playern in den Hintergrund gerückt ist und von Herstellerseite oft nur als Marketingmaschine und zur Vorfinanzierung oder Vorbestellaktion verstanden und genutzt wird (dass auch die Erwartungen und das Verhalten der Backer ihren Anteil an dieser Entwicklung haben, hat der King of Average vor einigen Monaten für mich sehr treffend dargestellt). Das war bei Mythic nicht anders, und sie haben mit Querfinanzierung zwischen den Projekten und einer unterirdischen Kommunikation selbst horrende Fehler begangen. Was davon in eigenen Unvermögen, der Pandemie, der wirtschaftlichen Schieflage des Unternehmens oder was auch immer begründet ist, kann ich nicht beurteilen. Fakt ist ja aber, dass sie sich mit dieser Kampagne (und Anastyr) übernommen haben und ihr Versprechen schlicht nicht einlösen können.
Ich sehe und akzeptiere das als normales Risiko beim Crowdfunding. Wie ich mich auch sonst im Leben nur gegen die wirklichen Katastrophenfälle versichere und sonstige (Zusatz-)Versicherungen aller Art meide, ist ein Refund für mich hier nie in Frage gekommen. Ich verstehe und gönne es auch allen, die diesen Schritt gegangen sind. Ein wenig schade finde ich es schon, da es dem Projekt nicht hilft und ab einem gewissen Zeitpunkt auch schadet (Mythic hat die Refunds ja nicht ohne Grund früh stark begrenzt). Ich sehe bei meinen letzten Crowdfunding-Projekten übrigens, dass ich mittlerweile bereit bin, ein höheres finanzielles Risiko einzugehen als beim Backen von HEL, allerdings haben die Preise ja insgesamt deutlich zugelegt.
Mit CMON habe ich noch keine Erfahrungen, zumal ich miniaturenlastige Spiele sonst meide (HEL wird da tatsächlich mein erstes sein).
Insgesamt bin ich ganz zufrieden mit der Lösung eines "Geschenks" durch CMON, kann aber auch die Enttäuschung derer nachvollziehen, die das nicht sind.