Beiträge von Bierbart im Thema „Warum sterben Foren aus?“

    Betr.: Likes bzw. Reaktionen

    Was z.B. ist denn an Likes falsch? Als Schreiber geben sie mir Rückmeldung der Wahrnehmung - worüber ich mich natürlich auch ein wenig freuen darf. Umgekehrt gehe ich aus gleichen Gründen freigiebig damit um, wenn mich Zeilen anderer erreicht und unterhalten haben. Ich denke, so ist es auch gemeint. Da jetzt viel reindichten und es "komplett unterlassen" oder von "nur Sammler" zu sprechen... auf so niedere Beweggründe muss man erst mal (von beiden Seiten!) kommen.

    Ich erlaube mir, darauf mal kurz einzugehen, da wir hier ja eh auch über Diskussionskultur und unknowns-spezifische Eigenheiten reden.

    Likes/Reaktionen haben allgemein folgende Nachteile:

    1. Sie ermöglichen Beifallsbekundungen für persönliche Angriffe (oder, je nach dem, auch ein direktes negatives Feedback im Fall von negativen Reaktionen"). Asoziales Diskussionsverhalten wird belohnt, bisweilen endet das im Cybermobbing. Wer weiß, vielleicht hätten wir ohne Likes auf Twitter heute keinen Trump am Hals.
    2. Likes = Belohnungsmechanismus. Belohnungsmechanismus = Suchtgefahr. Ich behaupte, Likes sind ein entscheidender Faktor für den Geschäftserfolg von sozialen Medien (und unter anderem womöglich auch von unknowns). Das Prinzip funktioniert wie bei einem einarmiger Bandit -- nur steckt man keine Geldeinheiten in den Schlitz, sondern Zeiteinheiten.

    Ich selber habe hier bis vor kurzem versuchsweise mal die Reaktionen ausgeblendet (hier wird beschrieben, wie das geht). Fand an sich angenehmer, hat aber den Nachteil, dass eben die von Dir beschriebenen Vorteile auch wegfallen. Und irgendwie gehört es ja auch zum guten Ton, dass man hin und wieder mal selber ein Like vergibt, insbesondere dann, wenn man sieht, wer auf die eigenen Beiträge positiv reagiert. Ich meine, man muss ja auch irgendwie zurücksignaliseren, dass man Zuspruch zur Kenntnis nimmt, sonst kommt das auch blöd mit der Zeit.

    Die Überbetonung von Likes/Dislikes/Reaktionen finde ich persönlich auch nicht hilfreich dabei, sachliche und konstruktive Diskussionen zu fördern. Das führt nur dazu, dass manche sich Angriffspunkte in Postings suchen, um andere mit wohlgeschliffenen Worten anzugreifen, um dafür Likes zu sammeln und sich selbst als toller Hecht zu präsentieren. Das hat mir persönlich im letzten halben bis ganzen Jahr dieses Forum ziemlich kaputt gemacht.

    Ja. Auf den Punkt. Das geht mir auch so, seit ungefähr zwei, drei Jahren schon. Ich bewege mich hier regelrecht mit Scheuklappen. :(

    Ich meine, es gibt eine (inzwischen leider etwas größere) Handvoll User, die hier jeden Tag irgendwen dumm von der Seite anmachen, jeden Tag irgendwen durch ihre herablassende Art kränken, bei denen regelmäßig das Gift spritzt, sobald sie sich einmischen, die sich nie um einen der Situation angemessen Umgangston bemühen, die die Kritik an einer Sache immer mit einer Kritik an der Person kontern.... wer weiß, wieso. Vielleicht einfach nur, weil es ihnen Spaß macht, andere Leute runter zu machen (aus was auch immer für Gründen)? Auf gut neudeutsch: Bullies. Und hier werden sie für ihre tägliche Dosis Cybermobbing mit Likes auch noch belohnt.

    Ok, solche Leute gab's schon immer, daran ist nichts zu ändern Nur: Wieso lasst ihr als Moderatoren sie damit durchkommen? Gut, dass man für grob unflätige Beiträge einen auf den Deckel kriegt, dürfte inzwischen klar sein -- aber solange man sich immer schön gebildet und korrekt ausdrückt, ist scheinbar jede Gemeinheit in Ordnung? Kann natürlich sein, dass ich die Worte "Moderator" und "Moderation" falsch verstehe, weil kein TI-Mensch, aber Ihr Moderatoren seid hier doch die Autorität. Ihr könntet mäßigen, deeskalieren, oder zur Not eben auch mal öffentlich ermahnen. Ihr habt's in der Hand. :)