Samstag
Wir hatten uns fest vorgenommen das Stau- und Parkplatz-Chaos vom Vorjahr möglichst zu umgehen indem wir einfach früh genug gen Messe aufbrechen. Und es ist uns auch gelungen um kurz vor 8 Uhr in Unna loszufahren um dann gegen 8:45 Uhr im noch relativ leeren Parkhaus P5 unterzukommen. Jackpot!
Die entspannte Anreise trug ganz wesentlich zu unserem frohen Gemüt an diesem Tage bei. Am angesteuerten Eingang Süd hat man uns dann freundlich an den neuen Eingang Ost verwiesen (dort wäre genug Platz um entspannt und vor allem überdacht die Wartezeit zu verbringen). Da es noch vor 9 Uhr und somit weit vor Messeöffnung war, haben wir den kleinen Spaziergang gerne auf uns genommen um in aller Ruhe die neuen Räumlichkeiten am nördlichen Ende der Messe bestaunen zu können.
Eine einladene Eingangshalle führt zu zwei riesigen leeren Messehallen, wo sogar ein paar Sitzmöglichkeiten für die Wartenden aufgebaut waren. Wir haben uns einen Biertisch geschnappt, entspannt gefrühstückt und sogar noch eine volle Partie Ganz schön Clever absolviert, bevor uns dann Einlass in Halle 6 gewährt wurde.
Ganz schön Clever (Schmidt Spiele) #GanzSchoenClever
Hier muss man wirklich nicht mehr allzuviel sagen - für mich ist es nach wie vor eines der besten Roll&Write Spiele, die auf der Jagd nach dem Highscore immer wieder neu motivieren es noch besser zu machen. Der einzige Kritikpunkt sind für mich die Holzwürfel - an sich mag ich die sonst sehr gerne, aber dank der leicht abfärbenden Stifte die dem Spiel beiliegen sind die Würfel innerhalb kürzester Zeit bläulich verfärbt. Das sieht nicht sonderlich schön aus, daher habe ich mir auf der Messe einen schickes Ersatz-Set bei den netten Leuten von Oakie Doakie Dice geholt.
Infos zur Partie:
Anzahl Spieler: 4
gespielt: vollständige Partie (ca. 40 min)
Note: 8/10
Carnival of Monsters (Amigo) #CarnivalofMonsters
Amigo liefert die gute Reputation, Richard Garfield den grossen Namen. Entsprechend hoch war die Erwartungshaltung, da aufgrund der Informationen im Vorfeld, neben Verlag und Autor, vieles für das Spiel gesprochen hat: Drafting, Monster-Thema und tolle Illustratoren. Nach einer schnellen und schlüssigen Erklärung durch einen netten Amigo-Supporter konnte die Hatz nach den Monstern auch direkt losgehen. Leider hält das Spiel nicht ganz was die tolle Aufmachung verspricht: Carnival of Monsters ist ein Drafting-Spiel ohne herausragende Elemente. Es funktioniert wunderbar, bleibt aber trotz der Würfelei am Rundenende emotional eher unaufgeregt (es gab bspw. in der gesamten Partie keinerlei negative Auswirkung durch die Würfel). Die mangelnde Interaktivität mit den Mitspielern tut Ihr übriges dazu - selbst hier verliert das Spiel den Vergleich gegen das grosse Vorbild 7 Wonders, wo zumindest im Handel und militärisch mit den Nachbarn interagiert wird.
Es ist wirklich schade dass dem Spiel, vermutlich aufgrund der Massentauglichkeit, nicht noch etwas mehr Würze verliehen wurde. Um sich gegen die starke Drafting-Konkurrenz am Markt durchzusetzen hätte es diese aus meiner Sicht auf jeden Fall gebraucht. Wer weiss, vielleicht kann eine Erweiterung diesen Fehler noch gerade rücken?
Infos zur Partie:
Anzahl Spieler: 4
gespielt: vollständige Partie (ca. 45 min)
Note: 6/10
Rune Stones (Queen Games) #RuneStones
Der prominenteste und aus meiner Sicht vielversprechendste Titel der diesjährigen Queen-Reihe war Rune Stones. Optisch durchaus ansprechend, haben wir aber schon bei der guten Erläuterung durch eine Erklärbärin gemerkt, dass das Thema beliebig austauschbar ist. Sei’s drum, frohen Mutes haben wir dennoch die ersten Runden bestritten, und die verschiedenen Möglichkeiten an Punkte zu kommen ausgelotet. Letztendlich gibt es aber nur einen Weg, und dieser führt von der Umwandlung von Karten in Artefakte, und von den Artefakten dann in die namensgebenden Runensteine. Unnötige Komplexität wird durch die nahezu beliebigen Kombinationsmöglichkeiten der Karten vorgegaukelt, was dem Spielspass jedoch keineswegs einen Gefallen tut, sondern angesichts der gefühlt endlosen Möglichkeiten einer flüssigen Abfolge der Züge sogar eher noch im Wege steht. Herausfordernd ist an dieser Stelle eigentlich nur die Entscheidung ab wann es sich nicht mehr lohnt neue Karten in das Deck zu kaufen sondern zu versuchen den Spielsieg herbeizuführen.
Nach einigen Beispielrunden (das Rundenende war messebedingt von sonst 65 auf 35 Punkte gedeckelt) hatten wir den Dreh raus und konnten gezielt auf das Spielziel hinarbeiten. Der Weg dorthin verlief jedoch leider relativ beliebig und interaktionsarm, und wir haben uns dabei bereits gefragt ob das wirklich schon alles gewesen sein soll, und dass wir uns eine Partie auf 65 Punkte, aufgrund mangelnder Abwechslung im Spielablauf, eigentlich gar nicht so recht vorstellen können. Schade, denn auch hier steckt mit Rüdiger Dorn ein Autor dahinter von dem wir schon deutlich Besseres gesehen haben.
Infos zur Partie:
Anzahl Spieler: 4
gespielt: unvollständige Partie auf 35 statt 65 Siegpunkte (ca. 45 min)
Note: 5/10
Tajuto (Abacusspiele) #Tajuto
Mit Tajuto hatte ich ein Spiel auf der Liste dessen schöne Optik und haptisches Material mich sofort haben aufhorchen lassen. Eine recht positive Einschätzung von Ben vom Brettspieblog hat mich dann letztendlich überzeugt dass ich gerne eine Probepartie davon spielen würde. Tajuto spielt sich entspannt - das Rascheln der Plastik-Turmbauteile in dem Stoffbeutel hat dabei schon fast was meditatives wenn man den Kopf leicht zur Seite neigt, gen Decke oder Himmel blickt, und dabei das Wunschteilchen zu erfühlen versucht. Herausgerissen aus dieser Zen-artigen Aktvität wird man nur dann wenn sich die Teile gegenseitig im Beutel verhaken (leider ist uns das mind. 3-4x passiert), oder wenn man ein Teil findet dass gerade so gar nicht in die eigene Strategie passen will und vielmehr nur den Gegnern hilft. Dann ist der Ärger gross, und der Zug fühlt sich ungerecht und verschenkt hat.
Dieses negative Spielgefühl hat meine erste Freude an Tajuto dann leicht ausgebremst - es funktioniert und macht Spass, aber es kann auch schnell frustrieren, und wenn man dann noch bei den wichtigen Zusatz-Aktionsplättchen das Nachsehen hat, dann wird das Spiel an einem Vorbeiziehen ohne dass man das Gefühl hat noch irgend etwas dagegen tun zu können. Die Meeples, die den Kontostand anzeigen, sind unnötig klein und fummelig, und fallen daher auch häufiger mal um. Materialtechnisch ist das Spiel aus meiner Sicht also leider nicht vollständig durchdacht umgesetzt. Auch die Plättchen sind vielleicht einen Tick zu klein geraten und passen nicht ganz in das ansonsten doch recht ausladend dimensionierte Spiel.
Eine Einschätzung zu geben fällt mir schwer - die Idee mit dem blinden Ziehen der Teile kombiniert mit dem Tastsinn und etwas Wahrscheinlichkeitsrechnung wirkt frisch, aber ob diese Spannung über viele Runden trägt bin ich mir noch unsicher. Hier sind Blockers und Azul die abstrakten Titel in meiner Sammlung zu denen Tajuto in Konkurrenz steht - und bisher auch klar den kürzeren zieht (no pun intended).
Infos zur Partie:
Anzahl Spieler: 3
gespielt: vollständige Partie (ca. 45 min)
Note: 6-7/10
Die Crew (Kosmos) #DieCrew
Mit einigen Vorschusslorbeeren hatte die Crew bereits Aufmerksamkeit in der Messevorberichterstattung generiert. Als grosser Fan von Stichspielen habe ich hier nicht lange gezögert und mir das Spiel direkt am Messefreitag am erstbesten Stand blind eingepackt (ein bisschen über meinen Schatten springen musste ich schon - bei all meinen Spiele-Erwerbungen ist die Crew tatsächlich das allererste Spiel mit einem Sci-Fi Thema).
Am Samstag Abend haben wir es dann kurz vor dem Essen als Apetizer aufgetischt, und knapp eine halbe Stunde zu Viert viel Spass damit gehabt. Die Crew verbindet die klassische Regeln von Stichspielen mit einem ko-operativen Ansatz, und bietet mit 50 Missionen darüber hinaus noch eine ordentliche Portion Abwechslung und Langzeitmotivation. Für knapp über 10 Euro kann man eigentlich kaum mehr Spielspass in eine kleine Schachtel pressen - schon die ersten Missionen (an Mission 2 sind wir tatsächlich 2x gescheitert) können aufgrund der Kartenverteilung eine echte Herausforderung für die Gruppe darstellen. Zusammen mit den Regeln für Kommunikation bzw. Nicht-Kommunikation kommt hier schnell ein beklemmendes Gefühl auf ob man die Mission überhaupt noch schaffen könne. Kritische Blicke fliegen durch Zeit und Raum, sobald mal eine für den Missionsverlauf offensichtlich schlechte Stich-Eröffung gespielt wird, oder den Trumpf an der falschen Stelle verschenkt.
Man fühlt sich permament beobachtet und Mitverantwortlich bzw. Mitschuld am Scheitern der Mission. Dies erhöht die Immersion, und man fiebert und zittiert mit ob jedes Crew-Mitglied zur richtigen Zeit auch die richtige Entscheidung treffen wird. Die Crew mutiert in Ihren besten Momenten vom geradlinigen Stichspiel zur schweisstreibenden Knobelaufgabe. Umso grösser ist dann die Freude und Erleichterung wenn eine schwere Mission erfolgreich durchgestanden wurde. Für mich ist die Crew das erste Highlight des Essen 19 Spielejahrgangs (trotz oder vielleicht sogar dank des Sci-Fi Settings? ;)).
Infos zur Partie:
Anzahl Spieler: 3
gespielt: Mission 1-4 (ca. 30 min)
Note: 9/10
Museum (Holy Grail Games) #Museum
Dank der schönen Illustrationen von Vincent Dutrait, dessen Handschrift auch “aus der Ferne” bereits gut zu erkennen ist, bin ich bei Museum in Halle 2 stehen geblieben um einen genaueren Blick auf das Spiel zu erhaschen. Im ersten Moment erschlägt es den Beobachter durch eine Vielzahl an ausliegenden Karten. Doch der Schein trügt - es handelt sich hier nicht um ein komplexes, tief verzahntes Spiel, sondern um ein entspanntes Set-Sammelspiel mit hohem Aufforderungscharakter und spannenden/lehrreichen Informationen aus der Kunst- und Kulturszene. Das Spiel braucht viel Platz, da zu den grossen Spielertableaus (die Museen) auch eine grosse Kartenauslage in der Mitte liegt wo man sich Runde für Runde bedient.
An und für sich sind die Regeln sehr einfach und ein Spielzug auch schnell durchgeführt. Jede Runde erhält man neue Karten (Kunstobjekte) hinzu (alternativ kann man sich auch noch Spezialisten anwerben) und muss diese anhand eines Bezahlsystems in die eigene Museumsauslage bringen. Knifflig wird es dann nur am Schluss, wenn die Kunsstücke dann auch noch in einer bestimmen Formation im Museum ausgelegt werden sollen - hier kann es dann doch nochmals etwas dauern bis die beste Siegpunktkombination gefunden ist.
Museum sticht weder durch eine besonders reizvolle Mechanik noch durch einen besonders spannenden Spielablauf hervor - dennoch ist es ein schönes Spiel dessen Thema reizvoll umgesetzt ist, und durch eine rundum gelungene Aufmachung punktet. Diverse bereits erhältliche Erweiterungen lassen durchblicken dass auch für den Langzeitspielspass vorgesorgt wurde.
Infos zur Partie:
Anzahl Spieler: 4
gespielt: vollständige Partie (ca. 100 min)
Note: 7/10