Dann beginne ich mal mit meinem diesjährigen Besinnungsaufsatz:
Bad Holzhausen 2020 - knapp vor Corona
Freitag, 6.3.2020: Anreise und erste Partien
Am Freitag bis 13:00 HomeOffice, dann noch ein wenig gepackt und gegen 15:00 auf die Bahn. Wie immer um die Zeit ein wenig Stau am Lotter Kreuz, so dass die Fahrzeit bei eineinhalb Stunden lag. Angekommen und der Saal war bereits voll! Meine Spieleboxen musste ich schon in zweiter Reihe abstellen. Dazu erwarteten uns viele bekannte Gesichter und auch einige Neue, so wie in jedem Jahr.
Danach auch gleich mit zwei Neulingen und einer bekannten Nase eine Viererpartie Concordia. Ein Spiel welches ich wohl auf ewig lieben werde: wenig Regeln, hohe Spieltiefe und Landkarten als Spielpläne. So muss ein Euro sein! 8.5/10
Danach zu dritt ein Glen More Cronicles. Zu meiner Schande muss ich gestehen ein ungespielten Glen More zuhause stehen zu haben. Die Erkenntnis aus der Partie ist das es bleiben darf. Die "Chronicle" die wir hinzugespielt haben mag etwas für Spieler sein die das Grundspiel in- und auswendig kennen, ich finde aber die Extra-Challange war nicht notwendig. 8/10 für das Grundspiel.
Samstag, 7.3.2020: Zivilisationsspiel als Mängelliste
Für den Samstag hatten wir im Vorfeld ein Era of Tribes ausgemacht. Zwei Spieler hatten bereits Spielerfahrung, der mit 3 Partien auf dem Buckel hat erklärt und dabei betont, dass die Regel so katastrophal sei dass bislang nach jeder Partie Regeln neu intepretiert werden mussten. Ich selbst hatte die Regeln während des Kickstarters mal überflogen und sie machten eigentlich einen strukturierten Eindruck, aber beim Nachschlagen im Spiel fiel dann doch mancher Klops auf.
Wir spielten zu fünft und da benutzt man die ganze Karte - eindeutig zu viel. Man konnte sich ständig weiter ausbreiten ohne mit sich mit den anderen Spielern anzulegen. Barbaren konnte man dabei links liegen lassen, die waren eher zu stark für ein Scharmützel. Der auf 2 Dimensionen plattgedrückte 6-dimensionale Technologiebaum ist eine coole Idee und hat einen gewissen Wiedererkennungswert - aber in einem vernünftigen Playtest hätte man erkannt dass das Werks an Unübersichtlichkeit kaum zu übertreffen ist. So machten dann alle ihre Punkte bis auf den Britonen, der erstmal von seiner Insel herunterkommen musste. Dem Germanen wurde das irgendwann zu dumm und er griff den Slawen an. Somit machten dann Ägypter und Katharger den Sieg unter sich aus - kampflos.
Nette Ideen alleine machen halt kein Spiel. 6.5/10
Am Abend dann das was so einen Spieletreff ausmacht. Einfach mal eines mitgespielt was man zuvor gar nicht auf dem Schirm hatte. Und Three Kingdoms Redux war es wert kennengelernt zu werden. Ein Mehrheitenspiel mit abstrahierter Militärkomponente. Die 3 Staaten Wei, Wu und Shu streiten um die Vorherrschaft. Mit seinen Generälen muss man geschickt Mehrheiten erreichen um Truppen auszuheben und zu bewaffnen, mit denen man am Ende dann auch Grenzprovinzen gegen die Nachbarn erobern kann. Gut gemachtes Mehrheitenspiel, eine knappe 8/10.
Sonntag, 8.3.2020: Endlich fährt die Eisenbahn
Ein Mitspieler hatte sich 1862: Railway Mania in the Eastern Countries von GMT zugelegt und wollte es nun unbedingt spielen. Da muss man ja helfen. Und einfach erklärt sich 1862 nicht, da es gefühlt alles anders macht. Kann der Autor sich nicht entscheiden zwischen 100% floating und incrmental floating dann lässt er eben beides zu. Dazu kann man auch mal 3 Sorten Lokomotiven einführen die nach komplett verschiedenen Methonen zu Punkten kommen. Und dazu noch das Konzept der zusammenhängenden routes: man errichtet letztendlich ein zusammenhängendes Netz aus Einzelstrecken. Die Viererpartie zeigte mir dass ich immer noch nicht in der Lage bin die Startauslage gescheit zu lesen. Vielleicht sollte ich bei Gelegenheit im Solo-Modus ein wenig üben. 9.2/10
Danach noch ein Res Arcana zu viert welches mir aufzeigte dass man ein Spiel nicht unbedingt gut erklären kann, wenn man es vor 2 Monaten einmal gespielt hat. Trotz holpriger Erklärung haben die anderen es dann aber offensichtlich gut verstanden. Gespielt haben wir mit normalem Austeilen ohne Draften. Ich wurde mit 0 Punkten letzter - just in dem Moment als ich die geilste aller möglichen Engines fertiggestellt hatte. Das Spiel kann da aber nix für. 8/10.
Montag, 9.3.2020: Eines von Dreien
Drei Euros des letzten Jahrganges hatte ich auf der Wunschliste für Bad Holzhausen, immerhin eines davon habe ich gespielt: Maracaibo. Zu viert gingen wir den neuen Pfister an. Erinnerte mich an Great Western Trail, weniger an Mombasa. Die Partie dauerte bis zum Abendessen, das ist für ein Euro definitiv zu lange. Ansonsten ein gutes Spiel. 7.6/10.
Danach noch ein Res Arcana, diesmal mit draften und am Ende hatte ich wieder eine super Engine hingestellt und dabei auch immerhin 3 Punkte gemacht.
Danach 2 Vierer-Partien Crokinole unter Flutlicht, das Brett war jeden abend gut belegt. 8/10.
Dienstag, 10.3.2020: Russian Railroads für Erwachsene
Ein Mitspieler hatte 1861: The Railways of the Russian Empire von JKLM/Lookout auf der Wunschliste, auch dem konnte geholfen werden. Stück für Stück werden kleine Gesellschaften ersteigert, später werden sie zu großen Gesellschaften konvertiert oder fusioniert. Und Verluste können verstaatlicht werden indem man die Ressourcen einfach in die Staatsbahn überführt. Diese ist nichts anderes als ein Bot und so etwas mag ich nicht. Daher bei mir weiterhin 8.9/10.
Mittwoch, 11.3.2020: Griff zu den Sternen
Das erste Spiel des Tages war A Handful of Stars zu viert, das letzte Spiel von Treefrog Games. Nachfolger des Nachfolgers von A Few Acres of Snow, an das es in meinen Augen nicht ganz herankommt. Es fühlte sich ein wenig an wie Dominion meets Starcraft. Eine knappe 8/10
Danach eine Partie Gizmos zu viert. Dieser Engine-Builder fasziniert mich weiterhin: knappe Regeln, schnell erklärt obwohl vieles an dem Spiel erstmal nicht intuitiv ist und die Engine zündet sehr schnell. Und dazu die grandiosen Kugeln. 8/10.
Der Rest des Abends bestand aus 3 Partien Crokinole unter Flutlicht und einer weiteren Partie Gizmos.
Donnestag, 12.3.2020: Weltgeschichte und schönes Material
Am Morgen begann es mit der Neuauflage von History of the World ursprünglich entwickelt von den Ragnar Brothers. Die Neuaflage ist auf 5 Zeitalter reduziert und besticht mit schöner und zweckmäßiger Ausstattung. Bei mir eine starke 8/10.
Danach eine Partie AuZtralia zu dritt. Einer der ersten Wallace den ich nicht blind gekauft sondern auf "erstmal spielen" gesetzt hatte. Wir sind in Australien, legen Eisenbahnstrecken, bauen Farmen entlang der Strecken und bekämpfen große Alte. Cthulhu-Agricola on Rails sozusagen. Aber hinter einem bescheuerten Thema könnte sich ja eventuell ein gutes Spiel verstecken. Das ging dann eigentlich los wie ein Euro um am Ende als Amitrash zu enden. Ein Mitspieler meinte am Ende "schade um das schöne Material", ich denke das trifft es gut. Das können Sie besser, Mr. Wallace. 5.5/10
Danach die dritte Partie Res Arcana in der Woche, diesmal mit den für Anfänger empfohlenen Startkarten plus 4 zufälligen. Wieder einmal baute ich eine starke Engine, und diesmal kam sie auch ans Laufen. 13 Punkte am Ende.
Freitag, 13.3.2020: Frank, Herbert und die Sammelkartenspieler
Am Morgen starteten wir in eine Partie Dune in der 2019er Ausgabe mit 6 Erstspielern. Frank und Herbert mussten nebeneinander sitzen um dem Ganzen ein Mehr an Atmosphäre zu geben. Letzendlich ein Cosmic Encounter in lang. 6 Rassen versuchen 3 der 5 Strongpoints auf Dune zu kontrollieren. Dabei unterscheiden sich die Rassen deutlich in ihren Fähigkeiten. Durch einige Regelunklarheiten zog sich das Spiel ziemlich in die Länge. Nach 5 Runden gab es die erste Möglichkeit zu Zusammenschlüssen. Als Folge entstanden 2 Allianzen: die Atraides mit dem Emporor und die Harkonnen mit den Gene Besserit. In Runde 6 gab es dann in 3 Strongpoints Konflikte zwischen genau diesen Fraktionen. Der reichen Emperor mit den hellseherischen Atraides und die gut bewaffneten Harkonnen mit den gedankenkontrollierenden Gene Besserit. Kampf 1 ergab letztendlich ein Unentschieden, die weiteren beiden gingen an Harkannen und Gene Besserit. Danach standen kaum noch Einheiten auf dem Feld und wir haben die Partie dann angesichts der fortgeschrittenen Zeit abgebrochen, da die restlichen Runden wohl eher dem Neuaufbau gewidmet worden wären. Das Spiel bekommt von mir eine 8/10.
Danach eine Partie Blitzkrieg, ein Zweipersonen-Mehrheitenspiel im Gewand eines Wargames. Es ist kurz, es kommt auf den Punkt, es ist brauchbar. 7/10
Nach dem Abendessen dann mal etwas aus der Kategorie "eher nicht mein Ding": Millenium Blades, Sammelkartenspiel auf der Meta-Ebene. Am Anfang bekamen wir ein vorgefertigtes Starterdeck und mussten damit das eigentliche Sammelkartenspiel spielen. Das lief bei mir noch ganz gut, über 100 Punkte. Dann bekamen wir 6 Karten und 20 Geldbündel, mit denen wir 6 Minuten ein Deck basteln konnten (mit dem Geld konnte man Karten bezahlen). Nach den 6 Minuten gab es nochmal 6 Karten, dann weitere 6 Minuten und dann noch mal 7 Minuten drauf. Und danach musste ein Deck stehen und eine Sammlung aussortiert sein. Mit meinem so gebastelten Deck habe ich dann noch 50 Punkte gemacht - ich hab's offensichtlich drauf. Lag auch daran dass die lieben Mispieler und insbesondere eine Mitspielerin mein Deck ständig zerschossen haben. Danach durften wir das Deck nochmals auf die gleiche Weise verbessern und es gab ein weiteres Turnier. Ich kam wieder auf höhere Punktzahlen, aber meine Pläne wurden natürlich wieder torpediert. Für so ein Spiel fehlt mir das Talent. Was gegen mich spricht aber nicht unbedingt gegen das Spiel. Richtige Sammelkartenspieler könnten ihre Freude daran haben. Für mich eine 7/10
Samstag, 14.3.2020: Meisterspiele
Nachdem es mit Mega Civilizsation in diesem Jahr nicht geklappt hat kam immerhin noch 1825 Unit 1 auf den Tisch. Zu viert brachten wird die Gesellschaften in der vorgegebenen Reihenfolge ins Spiel und vermehrten ihr Geld. Wie in 1861 bedeutet auch hier eine schlecht laufende Gesellschaft nicht direkt den Verlust der Partie. Man verkauft einfach die Aktien und übergibt sie notfalls in Receivership. Ich habe meine eigenen Gesellschaften zu früh gegründet und damit mit dem Sieg nichts zu tun. Sicherlich nicht das Beste aller 18xx, aber es stammt aus der Feder des Meisters und daher ein Kultspiel. Leider habe ich es noch nie geschafft mehrere Module zu verbinden. 8.8/10
Danach noch eine Partie Age of Steam in der neuen Deluxe-Ausgabe. Leider hat das Geld der Deluxe-Ausgabe nicht die Qualität hat die ich mir erhofft hatte. Die Boards sind schön neu designed worden, allerdings ist der Aufdruck der . Das Spiel bleibt ganz großes Kino: klar in den Regeln und im Ablauf, Fehler werden knallhart bestraft und es geht immer eng zu auf dem Brett. 9.6/10.
Sonntag 15.3.2020: Jedes Jahr das gleiche Drama
Und am Sonntag war es dann vorbei. Abschied nach dem Frühstück. Dabei war doch noch so viel zu spielen. Und mit so vielen hatte ich gar nicht spielen können. Vielen Dank an alle meine Mitspieler, die mich ertragen haben. Ich habe Euch mit Freude ertragen! Es waren schöne Partien darunter und die meisten fanden in dieser schönen Holzhausen-Atmosphäre statt, wo das Spielen zwar im Vordergrund, das Zusammensein aber im Mittelpunkt steht.
Der größte Dank geht wie jedes Jahr an Angie und FBI, die das alles wieder möglich gemacht haben.