Beiträge von MetalPirate im Thema „The Great Wall - Awaken Realms“

    So kann man sich täuschen. Langsam scheint der Kampagne die Luft auszugehen. Nach dem überragenden ersten und dem normalen zweiten Tag nur noch 21.000 bzw. 6.000 Pfund Tagessumme.

    Wieso? Das ist eine völlig normale Kickstarter-Entwicklung. Ein Drittel der Summe in den ersten beiden Tagen, ein Drittel in den letzten beiden Tagen, das letzte Drittel dazwischen. Ist bei nahezu jedem großen Kickstarter so. [...] Bei The Great Wall verläuft alles nach Plan.

    Bisher 94% der aktuellen Funding-Summe und 106% der aktuellen Backerzahl an den ersten beiden Tagen. (Ja, 25 Stunden vor Ende der Kampagne weniger Backer als nach Tag 2). Ein Last-48-Hours-Reminder-Effekt ist bisher nur mit sehr viel gutem Willen erkennbar. Offensichtlich doch keine völlig normal laufende Kickstarter-Kampagne...


    Great Wall Board Game by Awaken Realms :: Kicktraq


    Fast am interessantesten an der Kampagne finde ich, dass mehr als ein Viertel (!) der Backer ohne Reward-Stufe dabei sind. Also vermutlich fast alle mit 1 GBP für PM-Zugang. (Nur 11747 von 15679 Backern sind in den regulären Pledge Levels, das sind knappe 75%.) Ich kann mich an keine andere Kampagne mit so vielen 1-<Währungseinheit>-Backern erinnern, weder absolut noch relativ. Positiv ausgedrückt kann Awaken Realms da noch sehr viel Geld über den Pledge Manager generieren -- was über Group Pledges sicher auch zum gewissen Grade passieren wird. Negativ ausgedrückt symbolisiert das wunderbar die Unsicherheit der Backers bezüglich des gesamten Projekts.


    Ich bin mal sehr gespannt, wie sich der Markt für Kickstarter-Spiele weiter entwickelt. Direktvermarktung über Crowdfunding dürfte immer noch ein einträgliches Geschäft sein, insbesondere für die Großen der Branche, aber viele althergebrachte Konzepte und Abläufe, vor allem im Bereich von Hype-Generierung und Kampagnen-Management, funktionieren nicht mehr so wie früher. Da merken jetzt auch die Großen wie Awaken Realms, dass sich Backer nicht mehr ganz so leicht melken lassen wie früher.

    Wie ist denn dieser Trend messbar.

    BGG-Essen-Preview-Liste, sortiert nach Thumbs: On Mars, Maracaibo, Black Angel, ...

    Noch schlimmer bei den Essen-Listen vieler Influencer in diesem Jahr. (Fast) überall die gleichen Titel drauf gewesen.


    Es ist bei über 1200 Essen-Neuheiten (bezogen auf der BGG-Preview-Liste) aber auch tatsächlich sehr schwierig geworden, sich alles anschauen zu wollen, selbst wenn man sich auf kleine Teilbereiche beschränkt. Dass viele da bevorzugt auf große Namen schauen, kann ich keinem verübeln. Effizienter Einsatz der begrenztebn Ressource Zeit. Bei den großen Namen ist die Trefferquote einfach spürbar höher und selbst wenn's doch ein Flop ist, kriegt man das Spiel des namhaften Autors anschließend immer noch gut wieder verkauft.

    Die Zeiten, wo ich Euros wegen einem Autoren gekauft habe sind auch schon länger vorbei.

    Interesse und Kauf sind schon ein bisschen was anderes. In früheren Zeiten, vor der großen Veröffentlichungsflut, hat man vielleicht den neuesten Feld, den neuesten Rosenberg, das neueste Alea Big Box Spiel oder den neuesten Spielworxx Titel noch blind gekauft. Diese Zeiten sind allgemein vorbei. Für Blindkäufe ist das Angebot mittlerweile zu riesig.


    Wenn ich mir aber Essen-Listen anschaue, dann sehe ich im Euro-Bereich schon einen immer stärkeren Trend, die Neuheiten-Massen zu bewältigen, indem man alles direkt wegklickt, was man nicht kennt, und nur noch Spiele auf die Beobachtungsliste nimmt, die mit großen und renommierten Namen glänzen können, egal ob beim Autor, beim Verlag oder (seltener) beim Illustrator. Sonst geht's in der Neuheitenflut unter. Modernes Spiele-Marketing ist so namensfixiert, nicht zuletzt durch den Einfluss von Crowdfunding (wo außer Betonung vergangener Leistung nicht viel Bewerbbares bleibt) und viele eher oberflächlichen Youtuber (die außer Namen oft nicht viel zu einem Spiel sagen können), so dass man manchmal sogar den Eindruck haben kann, dass Spiele von unbekannten Autoren noch den eines bekannten Autors als Co-Autor verpasst bekommen, um besser vermarktet werden zu können.

    Hier muss mal halt auf die Reputation des Verlags bauen und so ist die Kampagne wohl auch aufgebaut.

    Schon richtig. Aber ich als jemand, der eher im Euro-Bereich zuhause ist, finde es etwas respektlos, den oder die Autoren nicht mal zu nennen. Weder auf Spielecover noch im Kampagnentext. Ich schätze, dass das nur ein kleines Beispiel ist für gewisse (in Ermangelung eines besseren Wortes:) "kulturelle" Differenzen zwischen der Miniaturenspiel-Stammkundschaft von Awaken Realms und den neuen Kundenkreisen, die sie in der Kampagne erschließen wollen. Sowas erzeugt dann auch ein gewissen Unwohlsein, wenn es darum geht, in der unsicheren Erwartung eines guten Spiels dreistellige Beträge für ein Crowdfunding-Projekt auszugeben.


    Spielregeln erst zur Kampagnenmitte, anscheinend bei Kampagnenstart noch wenig Gedanken gemacht um Anpassungen an unterschiedliche Spielerzahlen oder anderes sind dann weitere Dinge, die bei der euro-nahen Fraktion für hochgezogene Augenbrauen sorgen. Falls Awaken Realms gedacht haben sollte "gebt den Euro-Freaks einfach nur Holzmeeples und sie sind glücklich", dann lagen sie etwas falsch...

    Die Frage nach dem ungewöhnlich hohen Preis für ein Euro-Spiel ist berechtigt, aber nur so halb. Es ist nicht der Preis alleine. Es ist der Preis in Verbindung mit der Sicherheit des Versprechens auf ein gutes Spiel.


    Das hier ist Crowdfunding, d.h. man muss vorab eine Wette darauf eingehen, dass das Spiel gut wird. Wenn ich mir Hotness- und andere Top-irgendwas-Liste vor Essen anschaue, dann sehe ich, dass im Euro-Bereich Verlag und Autoren überproportional wichtig sind. Da zählen Namen wie Pfister, Feld, Luciani, Lacerda, Hans im Glück, Alea, Capstone, What's Your Game, usw. Da werden auch 100 Euros bezahlt für ein On Mars oder ein Barrage. Aber eben nur deshalb, weil große Namen dahinter stehen.


    Genau das ist vielleicht auch so ein bisschen das Problem dieser Kampagne. Die Euro-Fraktion fragt sich, ob ein Verlag ohne bisherige Reputation im Euro-Bereich, der auf der Kampagnenseite es noch nicht mal für nötig hält, die (unbekannten) Spieleautoren beim Namen zu nennen, ein gutes Euro-Spiel machen kann. Und für die Nicht-Euro-Fraktion unter den bisherigen Awaken Realms Backern ist der Euro-Anteil sowieso etwas, wo sie nicht so recht wissen, was sie damit anfangen sollen.

    Egal ob "daily reveal" oder normale Stretch Goals: wenn ich mir nicht sicher bin, schaue ich kurz vor Schluss der Kampagne wieder rein und ignoriere den ganzen inszenierten Krempel zwischendrin. Aber "daily reveal" ist zumindest ehrlicher. Da erzählt einem kein Schwachkopf, dass man seinen Pledge erhöhen sollte, um neue SGs freizuschalten.


    Ganz früher waren Stretch Goals ehrlich. Da wurde bei Kampagnenstart verkündet: wenn wir Betrag X schaffen, gibt's Y (wenn nicht, dann nicht -- das war keineswegs immersicher). Beziehungsweise Paare von Schwellwerte X1, X2, X3, ..., Xn mit Belohnungen Y1, Y2, Y3, ..., Yn. Das wurde irgendwann aufgegeben, weil Firmen wie CMON mit stückchenweise verkündeten SGs ihre Backer sehr erfolgreich vera***en konnten, während andersrum die Kampagnen mit zuvor verkündeten SGs darunter litten, dass Backer abgesprungen sind, wenn nicht alle SGs erreicht wurden. Es wurde erwartet, dass alle SGs erreicht wurden und CMON hat das "zufällig" immer ganz exakt passend hingesteuert...


    Jetzt erleben wir halt den nächsten Schritt. Die Backer haben sich wieder umgestellt und das aktuelle System funktioniert nicht mehr. Daily Unlock ist ein möglicher Weg der Zukunft, das habe ich schon vor einiger Zeit vorhergesagt. Das funktioniert dann aber auch nur solange, bis die Backer sich auch wieder umgestellt haben und dann auch wieder vermehrt fragen werden: "was soll der Sch**ß, sagt uns doch gleich, was wir für das Geld kriegen!" Vielleicht geht der Weg dann wieder zurück zu den am Anfang verkündeten SGs der Sorte "falls wir X erreichen, bekommt ihr Upgrade Y" und der Kreis schließt sich wieder...

    Gedanken dazu?

    Early Bird Belohnungen, egal ob durch Preisnachlass oder mit Bonus-Zugaben, sind mittlerweile keine gute Idee mehr für Kickstarter-Macher, zumindest nicht für die "Großen" im Geschäft.


    Damit kriegt man zwar traumhafte Tag-1-Ergebnisse (so traumhaft, dass man auch hier schwerlich von "Misserfolg" reden kann), aber damit hat man dummerweise direkt seine ganze Kampagne abgewürgt, wenn anschließend so viele Leute wieder abspringen wie neu dazu kommen, im worst case sogar mehr.

    Wirklich fundierte Aussagen zu dem, was das Spiel zu "etwas Besonderem" macht (oder auch nicht), wird man erst sagen können, wenn die Regeln endlich mal veröffentlicht sind.


    Mit aller denkbaren Vorsicht (!!) gesagt, würde ich jedoch einen interessanten Stil- bzw Genre-Mix erwarten, und zwar nicht nur, wie man häufig hört, zwischen Miniaturenspiel grob aus der Tower Defense Richtung und einem Ressourcenschubser-Euro (plus dem aktuell gerade modernen variable player power und tableau building Zeugs), sondern auch noch mit einer ganz starken Verhandlungs- und Diplomatie-Komponente dabei. Das ist die eine Sache, wo ich glaube, dass viele der 16000 Backer gar nicht wirklich wissen, was sie da gebacken haben. Sowas ist definitiv nicht für jeden das Richtige. Wenn alle bis auf einen sich einig sind, eben diesen einen auszugrenzen und zu blockieren, dann kippt schnell eine Stimmung am Spieletisch. Sowas funktioniert dann und nur dann, wenn ALLE wissen, worauf sie sich mit Spiel X einlassen. Zum Beispiel für X = Game of Thrones. Das sehe ich hier nicht.


    Speziell unter den Backern aus der Euro-Fraktion sehe ich noch ein zweites Problem: die Blind Bidding Auktion am Rundenende. Sowas ist normalerweise auch geeignet, ein "mag ich nicht spielen" bei vielen auszulösen. Ich kenne einige Mitspieler, die man mit Auktionen schon jagen kann. Mit Blind Bidding noch mehr. Generell denke ich, dass Auktionen Spielerfahrung und "dran bleiben" belohnen. Miniaturenspiele sprechen, auch optisch, eher die Beer & Pretzel Fraktion an. Auch hier wieder ein gewisser Spagat.


    Insgesamt wundere ich mich ein wenig über die 16000 Backer. Das Spiel hat so einiges dabei, was garantiert nicht jedem gefallen wird. Das erinnert mich alles ein bisschen an Founders of Gloomhaven. Von vielen relativ blind wegen dem "Gloomhaven" im Titel gebacken. Denen konnte man so viel man wollte hinterher rufen: "Wisst ihr eigentlich, dass das ein Heavy Euro Spiel ist?!" -- aber es wollte niemand hören und nachher ist das Spiel komplett gefloppt. Ganz ähnliche Risiken sehe ich auch hier. "Warum backst du das?" -- "Weil's von Awaken Realms ist." Ah ja.


    Das Spiel sitzt designmäßig so sehr zwischen allen Stühlen und gleichzeitig sind die Erwartungen bei einem Millionen-Dollar-Projekt so überbordend, dass das eine sehr riskante Sache wird. Okay, das war Blood Rage auch und da hat's funktioniert. Mit Eric Lang dahinter. Ob das drei komplett unbekannte polnische Autoren, die außerhalb der BGG-Seite noch nicht mal irgendwo erwähnt werden, auch so hinkriegen?


    Ich warte die Regeln ab. Dann entscheide ich, ob ich dabei bleibe. Wenn ich dabei bleibe, dann mit einem sehr kleinen Paket.

    Außerdem sind die doch schon "angemalt"....

    Wenn ich die Wahl habe zwischen Meeples (egal ob mit oder ohne Aufkleber) und sonst nicht weiter angemalten Sundrop-Miniaturen, dann Meeples. Ohne Frage. Selbst wenn der Preis gleich wäre. Wenn die Sundrop-Minis stattdessen doppelt so teuer sind, dann frage ich mich, wieso man sich diese Frage überhaupt stellen kann. Minis sind IMHO dann (und nur dann!) schön, wenn sie gekonnt angemalt sind. Sonst halte ich Holz-Meeples in allen Punkten für überlegen.


    Und unterschiedlich aussehende Figuren je Fraktion brauche ich auch nicht. Was funktional gleich ist, soll auch gleich aussehen. Ich bin halt (Euro-)Spieler, kein Maler...

    Aber die Minis sind ja schon schick....

    Bist du ein talentierter Miniaturenmaler? Hast du ausreichend Zeit und Lust, um ~150 Miniaturen anzumalen?


    Zweimal "JA" => Stimmt, dann sind Minis schick. Null bis ein "JA" => Minis sind nur theoretisch schick, aber praktisch sind sie bloß teure, graue Plastikklumpen.

    Wenn dir das Aufkleben von 150 Stickern schon zu viel ist, dann lass dir gesagt sein, dass das Anmalen von 150 Miniaturen sicher nicht einfacher ist.

    Ich will eigentlich auch die Meeple-Version, weil es einfach günstiger ist.

    Bei mir auch: Meeple oder gar nichts. Wobei im Moment meine Tendenz eher Richtung aussteigen geht. Ich mag die aktuelle Priorisierung von haufenweise Add-Ons nicht, wenn immer noch die Regeln fehlen. Passt nicht zu Euros. Da sind die Regeln wichtig. Wenn z.B. die Anpassung an andere Spielerzahlen als 4 noch gar nicht existiert, dann sollten die Macher sich endlich mal darum kümmern. Bei den Standard-Coop-Miniaturenspielen ist das halb so wild, aber ein kompetitives Euro-Spiel steht und fällt mit der Balance.

    widow_s_cruse : Wenn man weiß, dass man ein oft gespieltes, gutes Spiel pimpen will, dann macht man vieles. Wenn man aber ein Spiel noch nicht gespielt hat und vor dem ersten Spiel 100+ Aufkleber aufbringen muss, dann ist das mehr oder weniger abschreckend. Wobei ich das nicht soooo schlimm finde wie FischerZ . Hier sind die Aufkleber ja rein optional. Es spricht nichts dagegen, erstmal ohne Aufkleber zu spielen, um das Spiel kennenzulernen. Das war z.B. bei #Village anders (neben dem #Orleans Holzfiguren-Upgrade eine der schlimmsten Aufkleber-Orgien, an die ich mich erinnere).

    Ich entscheide, wenn es Regeln gibt, und nein, ein Erklärvideo ist nicht das gleiche. Da wird z.B. nur das Spiel für 4 Spieler erklärt. Von irgendwelchen Anpassungen auf andere Spielerzahlen ist noch überhaupt nichts bekannt.

    Da darf man sich dann auch nicht wundern, dass weniger Stretch-Goals fallen, selbst bei sehr erfolgreichen Kampagnen.

    Stretch Goals sind zu 95% vorher eingeplant und die Werte werden nur noch passend während der Kampagne verkündet. So jedenfalls das heutzutage etablierte Kickstarter-Modell. Wenn es rein um die Weitergabe von Kostenersparnissen durch niedrigere Stückkosten ginge, könnte man ja auch alle Stretch Goals direkt bei Kampagnenstart verkünden. Man hat's ja (hoffentlich) vor Projektstart sauber durchgerechnet. KS-Veteranen erinnern sich, dass genau das früher auch mal so üblich war -- bis Firmen wie CMON das Modell "Stretch Goals häppchenweise nach Bedarf" mit Eventisierung der Kampagnen selbst dann zum neuen Standard entwickelt haben...

    Selbes Spiel, anderer Verlag und die Fördersumme läge vermutlich bei maximal 100000.

    Jo. Stimmt wohl. Aber wenn ein Verlag die Backer/Käufer seiner bisherigen Spiele so weit zufrieden gestellt hat, dass diese quasi blind neue Spiele des Verlags backen, dann kann man dem Verlag doch nur dazu beglückwünschen. Oder etwa nicht? (Zur Einordnung: Ich besitze kein einziges Spiel von Awaken Realms.)



    Ansonsten: Minus 3500 GBP und minus 41 Backer bisher für heute. Siehe Kicktraq Link weiter oben. Nach dem klassischen "ein Drittel der Kampagnensumme außerhalb der ersten und letzten Tage eingeworben" sieht das nun wirklich nicht mehr aus. Eher nach einem weiteren Beispiel dafür, wie gefährlich Early Bird Boni für KS-Macher mittlerweile sein können, in einer Zeit, in der Backer sehr sprunghaft zwischen hunderten von Angeboten wählen können. Minus 41 Backer ist bei einer niedrigen fünfstelligen Backerzahl natürlich noch weit weg von Massenflucht, aber von "Stagnation" muss man bei der Kampagne mittlerweile schon reden und das kann den Machern so wohl kaum gefallen.


    Das wird jetzt zum Anschauungsfall, wie gut Awaken Realms Krisenmanagement kann. Da sollten spätestens heute bei den Machern ein paar gelbe Warnlampen angegangen sein. Prognose: Damit die Backer nicht nervös werden, sehen wir in Kürze Add-Ons, damit wenigstens die Finanzierungssumme weiter steigt und neue Stretch Goals fallen. Eventuell werden auch die SG-Summen gesenkt. Wenn in solchen Kampagnen über Tage hinweg Stretch Goals unerreicht bleiben und die Backer anfangen, Witze darüber zu machen, würgt das sonst jeden Schwung endgültig ab. Und vom Schwung leben KS-Kampagnen.

    Ich glaube, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte zwischen "Luft ausgehen" und "alles normal". Die meisten Kampagnen werben in der Mitte der Laufzeit deutlich weniger ein als am Anfang oder am Ende. Tagessummen so bei 1-5 Prozent der Tag-1-Summe sind normal. Also weit weg von dem, was am Anfang eingeworben wurde. Soweit völlig normal.


    Hier sind wir aber am Tag 4 schon beim Geld klar unter 1% der Tag-1-Summe gerutscht und bei den Backern sind's sogar nur 0,3% der Tag-1-Backerzahl. Das ist schon arg wenig. Für den aktuellen Tag 5 scheint es noch weiter nach unten zu gehen. Das für besonders erfolgreiche Kampagnen notwendige "Schwung aufnehmen" sieht jedenfalls anders aus und sogar ein Rutschen ins Minus würde ich hier nicht ausschließen wollen. Bei stagnierenden Kampagnen werden die Backer übervorsichtig.


    Zumindest mal lässt sich sagen, dass allzu optistische Erwartungen nach unten geschraubt werden sollten. Tag 1 war wohl extrem gut, aber damit scheinen sie nicht nur einen Großteil ihrer potenziellen Backer schon erwischt zu haben, sondern auch noch eine gewisse Zahl an Backern, die wegen der Tag-1-Bonus-Miniatur erstmal dabei sind, aber längst nicht sicher mit voller Überzeugung dabei bleiben werden. Wenn solche Early-Bird-Backer anfangen, in Scharen abzuspringen, weil ihnen irgendwas nicht passt, dann kann's unangenehm für den Macher werden. Siehe Trudvang von CMON. Wohlgemerkt: ich rede hier primär von den Backern, nicht vom Geld. Letzteres geht bei solchen Miniaturenspiel-Kampagnen durch neue Add-Ons und damit mehr Geld pro Backer quasi automatisch mit nach oben.

    Mal ganz provokant gefragt: Es ist doch im Grunde ein Workerplacement oder? Warum dann nicht lieber zu Titeln von erfahrenen Verlagen in dem Genre (Feuerland, HiG & Co.) greifen?

    Die Frage ist nicht provokant, sondern bei JEDER Vorbestellung absolut gerechtfertigt. Im Übrigen haben auch Feuerland oder HiG oder andere auch schon weniger gute Spiele veröffentlicht. So schwarz-weiß ist das alles nicht.


    Erstmal nehmen doch alle nur Early-Bid mit?

    Das + optisch ansprechend (= man findet leichter Mitspieler) + guter Ruf von Awaken Realms + Ausstieg bis Kampagnenende jederzeit noch möglich. Gerade letzteres sollte man nie unterschätzen. Jegliches Bekenntnis ist noch komplett unverbindlich.

    Strafpunkte treffen ja erstmal nur sich selbst und hat (so bisheriger Kenntnisstand) ja keinerlei Auswirkung auf die Mitspieler!

    Eine gewisse Interaktion bringt der Mechanismus schon, und zwar vorher schon. Wenn du klar führst und jeder sagt: "Da, wo du stehst, gehe ich aus Prinzip nicht hin, wir anderen helfen uns lieber nur noch gegenseitig bei der Minuspunkt-Vermeidung, schau selbst zu, wie du klar kommst..."


    Rein funktional wäre das aber auch wieder nicht unbedingt "semi-kooperativ", sondern bloß der Verzicht auf Aktionen zum beiderseitigen Vorteil, wenn man einem speziellen Mitspieler (idR dem Führenden) eben diesen Vorteil nicht gönnt. Also das Gleiche wie wenn bei Siedler von Catan das Handeln mit dem Führenden implizit verboten ist bzw. durch Konsens zwischen den Mitspielern verboten wird.

    Semi-Coop kann vieles heißes, von gemeinsamen Interessen (Bündnissen) bis zur Möglichkeit des gemeinsamen Verlierens aller Spieler gegen das Spiel. Der laut Vorberichten bei The Great Wall anzutreffende Mechanismus des "Minuspunkte, wenn man die Felder einer Aktionsfeld-Gruppe komplett alleine besetzt hat" ist dabei noch eine ausgesprochen harmlose Realisierungsform. Falls das alles sein sollte (Konjunktiv, weil Regeln noch unbekannt), dann weiß ich nicht, ob ich das Spiel überhaupt "semi-kooperativ" nennen wollte.


    Mit dem Begriff "semi-coop" schickt man dann IMHO allzu leicht Leser gedanklich in die völlig falsche Richtung. Solche Semi-Coop-Risiken wie komische Mitspieler, die dann auf einmal mit der Einstellung "wenn ich nicht alleine gewinnen kann, verlieren wir alle!" spielen, drohen dann nicht. Mehr als ein Standard-Optimier-Spiel mit kleiner, zusätzlicher Randbedingung wäre das doch gar nicht...