#Barrage
Bis gestern hatte ich keine Ahnung von den heißen Diskussionen, die zu diesem Spiel derzeit (oder vielmehr seit einer Weile) brennen. Vom Spiel selbst wusste ich nur: Eurogame, Thema irgendwas mit Staudämmen. Der KS hat mich damals weniger interessiert, da ich mich vermutlich gerade in einer Nicht-Eurogamephase befand.
Gestern hatte es jedoch mein Kumpel dabei, da mal wieder (KS-)Neuheiten bei ihm aufschlugen, wobei ich die Wahl hatte zwischen Barrage und Gugong. Die Wahl fiel recht schnell auf Barrage, weil die ganze Aufmachung einfach interessanter wirkte. Artwork der Spielschachtel finde ich wirklich toll.
Der Schachtelinhalt steigert dann nochmal das Interesse. Es gibt 2-lagige Playerboards, haufenweise Holzfiguren und Gebäude, die auf dem Playerboard platziert werden müssen. Dann ist da ein riesiges Spielbrett mit einer verwirrenden Anzahl an Wasserläufen, Bauplätzen und Rohrleitungen. Es gibt eine enorm große Leiste für produzierte Energie (fast ein eigenes Spielbrett). Dann gibt es noch ein weiteres Board für Aktionen und Energie-Projekte.
Es gibt eine Flut an Markern und seltsamen kleinen Alienfiguren, die aber Baumaschinen(?) sein sollen; und es gibt für jeden Spieler eine Scheibe mit Speichen, die sich drehen lassen - jedoch am Tisch rumwackeln, weil die Nabe ein Wölbung auf der Unterseite bildet, so dass die Scheibe niemals eben liegen kann, es sei denn man baut irgendwas darunter. Außerdem sind die Speichen arg dünn und verbogen, so dass beim Drehen, die mitgedrehten Teile verhaken oder durchrutschen, was zu einer lästigen Fummelei führt.
Mein Kumpel fing dann an von den hitzigen Diskussionen bezüglich Materialqualität zu erzählen und das der Publisher da wohl ein Armutszeugnis abgeliefert hat, was den KS angeht. Als wir uns darüber unterhielten, fielen mir die Spielbretter nochmal auf, die zwar von oben toll aussehen, an der Seite jedoch so eine krümelige Presspappe zeigen. Außerdem sind einige Pappmarker zu dünn geraten und die Wassertropfen, obwohl sie auf dem Spielbrett ganz gut aussehen, leider extrem schlecht zu handhaben sind, da sie für die Fingern zu klein und fitzelig sind.
Aber gut, wie ist das Gameplay?
Das Spiel ist zum Teil ein Workerplacement, da man jede Aktion nur mit seinen Arbeitern (Ingenieure) ausführen kann. Der andere Teil besteht im geschickten Bauen von Dämmen, Staurohren und Generatoren. Die Stauseen, die zur Verfügung stehen, haben verschiedene Höhen, so dass das Wasser unterschiedlich stark nach unten fällt, was bedeutet, dass unsere Generatoren je nach Fallhöhe mehr oder weniger Energie erzeugen können. Hinzu kommt die Menge des zur Verfügung stehenden Wassers (Tropfen-Token). Ein Stausee mit viel Wasser (max. 3 Tropfen) potenziert die erzeugte Energie um den Faktor drei! Allerdings muss dafür auch die Staumauer max. ausgebaut sein, was mindestens drei Bauprojekte erfordert, ganz abgesehen davon, dass man auch einen Generator und ein Fallrohr gebaut haben muss - und hier liegt die Crux des Spieles: Das Bauen.
Jedes Bauvorhaben benötigt nicht nur Ingenieure sondern auch Ressourcen. Habe ich alles beieinander, kann ich das Gebäude auf die Karte stellen, allerdings ist das Bauvorhaben noch lange nicht abgeschlossen. Dieses landet mit allen Ressourcen (außer Ingenieure) auf meinem Drehrad, wo es einmal ganz rumlaufen muss (6-mal muss das Rad gedreht werden), ehe ich erneut das selbe Gebäude bauen kann. Bei nur fünf Spielrunden ist das eine knappe Kiste! Alternativ kann man aber auch Projekte erfüllen, die als Belohnung Gebäude anbieten. Oder man sucht das Patentamt auf, wo man neue, bessere Bauprojekte erwerben kann, die damit mehrere Bauprojekte vom gleichen Typ erlauben. Sollte das alles trotzdem nicht reichen, kann man seine Ingenieure auch auf ein bestimmtes Feld setzen, wo man "Drehungen" für Geld kaufen kann.
Apropos Geld. Es gibt nicht genug davon! Genauso wie die komischen Ressourcen (grau und braune Aliens) von denen man auch nie genug hat. Davon abgesehen ist man ständig unter Druck Runde für Runde immer mehr Energie zu produzieren, da man sonst satte Minuspunkte für Nichterfüllung bekommt. Oft genug jagt man Wasser durch das Staurohr runter ohne ein Projekt dafür zu haben, das die Energie in wertvolle Siegpunkte oder Materialien umgewandelt hätte. Manchmal ist es einfach wichtiger auf der Energieleiste voranzukommen.
Alles in allem ist die Spielmechanik toll! Alles wirkt innovativ und frisch und durchdacht und macht einfach Spaß! Beim Spielen vergisst man bisweilen sogar die Materialmängel (zumindest bis man das Rad wieder drehen muss).
Die Spielkomplexität ist hoch! Es dürften einige Partien vergehen, bis man das Spiel "gut" spielt. Schön ist auch, dass es individuelle Playerpowers gibt, wobei eine davon (die stärkste) nur wirksam wird, wenn man sein drittes Generator-Gebäude gebaut hat.
Was die Spielmechanik angeht, ist Barrage ein außerordentlich tolles Expertenspiel, das ich mir sofort holen würde, wenn die Materialqualität auf dem gleichen Level wäre, wie das Gameplay. So aber warte ich lieber erstmal ab, ob nicht irgendwann eine nachgebesserte Version auf den Markt kommt.
#ResArcana
Meine Spielneuheit, die gestern bei mir aufgeschlagen ist. Bevor mein Kumpel bei mir ankam, konnte ich eine schnelle Probepartie spielen, um die Regeln zu lernen. Später dann, noch vor #Barrage, wurde eine Partie mit dem Anfänger-Setup gespielt. Mein Kumpel wählte dabei den Alchemisten und ich den Duellanten.
Interessant bei dem Spiel ist, dass jeder nur acht Karten bekommt, von denen er zu Beginn nur drei erhält. Danach kommt regulär jede weitere Runde ein Artefakt (Karte) hinzu. Zu den Handkarten erhält jeder Spieler noch einen magischen Gegenstand, der jedoch jede Runde gegen einen anderen Gegenstand ausgetauscht werden muss. Später, wenn man die Ressourcen dafür hat, kann man auch noch "Orte der Macht" und "Monumente" beanspruchen, die mit Siegpunkten und allerlei Boni aufwarten.
Runde für Runde generieren die ausliegenden Karten Ressourcen mit denen neue Artefakte gespielt, Aktionen ausgeführt oder neue Karten (Monumente/ Orte der Macht) gekauft werden können. Das Spiel endet sobald jemand 10 Siegpunkte hat. Bei Gleichstand entscheidet die übriggebliebene Ressourcenanzahl.
Das Material ist sehr gut. Alle Ressourcen sind aus Holz, die in einer praktischen Schale auf den Tisch gestellt werden, aus der sich jeder bedienen kann.
Von den insgesamt 40 Artefaktkarten bekommt jeder Spieler nur acht ausgehändigt. Laut Kombinatorikrechner ergibt das 76.904.685 unterschiedliche Möglichkeiten für ein Handkartenset! Das heißt, obwohl nach nur wenigen Partien alle Karten bekannt sein dürften, ist die Spielvarianz mehr als hoch genug, um auch nach vielen gespielten Partien, spannende Spiele zu ermöglichen. Hinzu kommt, dass mit der Wahl des Magiertypus (1 aus 10) die Varianz noch mal deutlich erhöht wird.
Das Gameplay wiederum gleicht erstmal einem typischen Deckbuilding Spiel, wobei man sein Deck nur um "Monumente" und "Orte der Macht" erweitert.
Das Schöne an diesem Spiel ist, dass die Strategie mehr Gewicht hat als der Zufall. Die 2er-Partie hat mir extrem gut gefallen (unabhängig davon, dass mein Duellant gewonnen hat ). Freue mich jedenfalls schon sehr auf die nächsten Partien. Wobei mich am meisten eine 3er- bzw. 4er-Partie interessieren würde.
#DieAlchemisten
Wurde auch mal wieder rausgekramt und gleich zweimal von meiner Frau und mir gespielt. Wieder einmal versuchen wir uns als Alchemisten in einer bunt, putzigen Fantasywelt einen respektablen Ruf zu erarbeiten, in dem wir Tränke verkaufen, Experimente durchführen und wissenschaftliche Arbeiten veröffentlichen (die nicht unbedingt wahr sein müssen, sondern vor allem wichtig erscheinen sollen).
Ansonsten kann es auch mal passieren, dass wir versehentlich einen Studenten vergiften, einem mächtigen Helden "Suppe" statt einem "Heilungstrank" verkaufen, man nackig (aufgrund von Selbstversuchen kurzfristig den Verstand verloren) über den Marktplatz rennt (nein, nicht gut für den persönlichen Ruf) oder andere komische Dinge macht.
Meistens sitzt man jedoch vor seinem Kessel, in dem man beispielsweise gerade eine Alraune und einen Skorpion geworfen hat und versucht aufgrund der Reaktion zu ergründen, welche Eigenschaften Alraune und Skorpion so haben könnten.
Das Spiel ist ein knallhartes Workerplacement-Spiel mit viel Witz und Charme, das von seinen Spielern jedoch eine gute Regelkenntnis abverlangt und eine gewisse Veranlagung zum logischen Denken.
Jemand Neuem das Spiel beibringen zu wollen ist ein Graus! Ich würde sogar fast empfehlen, dass Anfänger erstmal bei einer Partie zuschauen, bevor sie selbst mitspielen. Das Spiel würde ich jedenfalls nur Leuten beibringen wollen, die schon ausreichend Erfahrung mit Expertenspielen gesammelt haben und für die logisches Denken kein Problem darstellt. (Spreche da aus leidvoller Erfahrung)
Wenn man aber das Spiel und seine Mechanismen einmal verstanden hat, dann erlebt man wirklich ein meisterhaftes Spiel mit vielen schwierigen und witzigen Entscheidungen.
In der ersten Partie mit meiner Frau, liefen meine Experimente ausgezeichnet, so dass ich zu fast jeder Zutat die spezifischen Eigenschaften kannte. Ich wusste vielmehr als meine Frau, die regelmäßig Suppe und anderes Zeug an Abenteurer verscherbelte. Zwar war ich bei meinen Studenten gefürchtet, von meinen Kollegen jedoch respektiert. Leider hat es aufgrund von Geldmangel nie zu einer Publikation gereicht. Im Gegensatz zu meiner Frau, die jede Woche eine neues Pseudo-Alchemistisches Werk auf den Markt schmiss (dank eigener Druckerpresse!). Ich kam gar nicht so schnell mit meinen Widerlegungen hinterher, wie sie mit ihren Veröffentlichungen. Natürlich schadete das ihrem Ruf, aber wer braucht schon Ruf, wenn er Geld hat.
Ja, bei ihr glänzten die schönsten Artefakte, Pokale und Gegenstände auf der Anrichte. Mir blieb da nur der Wettbewerb am Ende der Woche, wo ich mein Können beweisen konnte. Aber leider fehlten mir die notwendigen Zutaten, da meine Frau an dem Tag früher aufgestanden war und praktisch das ganze Angebot für sich beansprucht hatte. So reichte es am Ende nur für einen blauen Plus- und einen blauen Minustrank.
Wenigstens war mein Schluchzen und die Tränen der Schmach in meinen Ohren lauter als das schäbige Gelächter meiner Frau.
Zweite Partie. Geld regiert die Welt habe ich mir sagen lassen. Wissen ist völlig überbewertet! Man braucht nur Zutaten und einen dummen Abenteurer, der einfach alles kauft, was man ihm anbietet. Blöd nur, dass meine Frau irgendwie immer einen Helfer zu Hand hat, der ihr dabei hilft als Erstes ein Angebot bei einem Abenteurer zu machen. Na Hauptsache ein Goldstück kommt dabei rum, das reicht um irgendeinen Blödsinn zu veröffentlichen und sich Reputation zu verschaffen. Hab dann meine Schlussfolgerungen an einem Studenten getestet, der dann ganz schnell Richtung Toilette gelaufen ist, so dass ich am nächsten Tag meine eigene Theorie widerle… korrigiert habe, was meinem Ruf zum Glück nicht geschadet, sondern sogar noch geholfen hat.
Ha, der Campus ist auch nicht mehr, was er mal war. Meine Frau hingegen lässt sich nur selten blicken, hängt eigentlich immer nur bei ihrem Kessel rum, in dem sie Zutat für Zutat hineinwirft. Irgendwie scheint sie einen Weg gefunden zu haben, um mit ihren paar Zutaten doppelt so viele Experimente machen zu können wie alle anderen.
Wo wir uns aber unter Garantie treffen, ist bei den Abenteurern, die neue Tränke brauchen; und immer hat sie eine Nase vorne. Keine Ahnung wie sie das immer schafft, aber solange ich mit ihr hier konkurriere, fließt kein Geld. Ärgerlich, dabei hätte ich doch so gerne Artefakte gekauft, wie bspw. die respektable Robe, die einen besonders wichtig erscheinen lässt und zusätzliche Siegpunkte gewährt.
Tja, am Ende doch wieder bei der Leistungsschau gelandet, wo ich erneut einen blauen Plustrank und einen blauen Minustrank herzeigen konnte. Meine Frau hingegen veröffentliche am letzten Tag zwei Publikationen (womit es insgesamt vier waren) und lies mich einen heimtückischen Blick in ihre Notizen werfen, in denen sämtliche Eigenschaften aller Zutaten aufgelistet waren.
Und abermals gab es bei der Preisverleihung einen warmen Händedruck für mich und einen Arschtritt von meiner Frau.
Aber beim nächsten Mal wird garantiert alles anders laufen. Ich hab gehört, dass der König seine Bibliothek für den Campus zugänglich gemacht hat und dass es ein geheimes Projekt gibt, bei dem ein Golem erschaffen werden soll. Das klingt nach einer Herausforderung nach meinem Geschmack und dann werden wir ja sehen, wer der bessere Alchemist ist!