Ich glaube nicht, dass ein Facepalm bedeutet, dass die Macher Idioten sind. Dennoch möchte ich bei der Übersetzung einfach nur in die Tischkante beißen!
Eine "gute" Übersetzung hat leider das Problem, dass sie eigentlich nie adäquat bezahlt werden kann. Der Übersetzer hat, wenn er davon leben will, einfach zu wenig Zeit, um sich den Texten vernünftig zu widmen, wenn er mit einem einigermaßen annehmbaren Stundenlohn rausgehen will. Denn Spieltest, Rückfragen, Terminologie-Diskussion, Editierprozess im Dialog etc. werden nicht bezahlt. In der Spielebranche sind Festpreise (leider) üblich, und sonst wird man pro Wort oder Zeile oder Zeichen bezahlt.
Um eine gute Übersetzung zu machen, braucht es jemanden, der da mit mehr Idealismus ans Werk geht. Andererseits bedeutet das aber auch, dass (so lange es Idealisten gibt) sich an der Situation nichts ändert. Und je idealistischer der Übersetzer herangeht (vielleicht gegen Spiele als Bezahlung, oder gar für umme), um so negativer, da es nicht dabei hilft, die Situation zu verbessern. Ein Grund, warum ich Personen, die auf dieser (letztgenannten) Ebene Übersetzungsarbeit leisten, ein gerüttelt Maß an Verachtung entgegen bringe.
Gute Übersetzungen zu machen, ist mitnichten leicht. Dabei muss man nämlich nicht nur "die Sprache können", sondern die Sprache auch noch so gut verstehen, dass man sieht, was nicht direkt übersetzt werden kann (wortwörtlich ist ohnehin ein Ansatz, der auf den Scheiterhaufen gehört), dass man Wörterbücher wirklich benutzen kann (und weiß, wann vielleicht gar ALLE genannten Alternativen im Wörterbuch nicht passen - und das kommt gar nicht so selten vor). Und dass man versteht, dass Sprache eine gewisse Ausdrucks-Eleganz braucht, und dass Nuancen nicht übergangen werden sollten.
Ein Beispiel:
Ich habe gerade die Neuauflage von CliniC unterstützt. Und zwar bei der Spieleschmiede, weil das einfach günstiger ist (bezüglich Versandkosten). Leider schaue ich mit Grauen dabei zu, wie der gesammelte Finanzpott sich der kompletten Übersetzung nähert, denn mittlerweile hätte ich eigentlich ganz gerne die englische Ausgabe.
Warum?
Es liegt eigentlich nur an einem einzigen Detail. Auf der Seite der Spieleschmiede wurde das Übersetzungsmodul "The Amenities" mit "Die Annehmlichkeiten" übersetzt. Das ist eine wortwörtliche Übersetzung. Und leider haarscharf am Ziel vorbei. Da hat jemand das Wörterbuch nicht vernünftig benutzen können...
Ja, das ist ein Detail, aber auch schon bei solchen Details rollen sich mir die Fußnägel hoch. Klar, mit gutem Willen kann man diese Übersetzung sogar hinnehmen, da sie in die richtige Richtung geht. Sie zeigt aber deutlich, dass da jemand an der Übersetzung sitzt, der/die den Skill nicht in genügendem Umfang besitzt.
...und da will ich die deutsche Anleitung schon gar nicht mehr lesen...
Das ist jetzt natürlich absolutes Kleinklein. Und was Übersetzungen angeht, bin ich sehr kleinlich, übergenau und auch irgendwie korinthenkackerig. Das gebe ich gerne zu. Allerdings sehe ich das persönlich nicht als Nachteil, sondern als Vorteil an (in DIESEM Bereich, zumindest).
Wenn mir dann so ein (Verzeihung) Gestümpere wie der zitierte Text unterkommt, dann ist ein #Facepalm oder ein #Headdesk von meiner Seite aus quasi ein "diplomatisches Ausdrücken dessen, was ich denke".
In diesem Zusammenhang hat Ben2 schon alles gesagt, was ich sagen könnte - wer mit dem Ziel an thematische Terminologie herangeht, dass möglichst wortwörtlich zu übersetzen, der läuft geradewegs in die falsche Richtung. "Sinngemäß" heißt das Zauberwort. Und gerade bei Namen oder namensähnlichen Bezeichnungen muss man sich einfach davon lösen, dass sie vernünftig übersetzbar sind. Da ist es oft einfach sinnvoller, nach Alternativen zu suchen.
Wobei es z.B. bei den Katzen schon gelangt hätte, vom "Marquise" einfach das "e" wegzulassen. Aber "Mechanische Marquise" (ob mit oder ohne e) ist einfach lächerlich.
Andererseits schaue ich mir die Beschreibung des Arbeitsweges von seitens des Verlages (zur Übersetzung) an und bin nicht so ganz bei der Einschätzung von Ben2. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Ich würde dabei (wahrscheinlich fälschlicherweise) implizieren, dass die Qualifikation der Übersetzer eben nicht nur die Muttersprachlichkeit (keine Ahnung, ob es das Wort gibt) derselben ist, sondern dass sie auch die Sprache, aus der sie ins Deutsche übersetzen, beherrschen. Leider lässt die deutliche Betonung der Muttersprachlichkeit, wenn man sich da etwas mehr Gedanken macht (und da muss ich Ben2 Recht geben), auf anderes schließen. Ein Muttersprachler macht noch lange keine gute Übersetzung. Allerdings ist es besser, als einen Übersetzer zu beauftragen, dessen Muttersprache eben nicht Deutsch ist.
Was ich mich jedoch bei der Beschreibung des Übersetzungsprozesses frage, ist:
"Wie können die das vernünftig bezahlen???"
Wenn die Übersetzung auf DIESER Ebene gemacht wird, kann sie also nur richtig teuer werden, und dann wird sie gut (mit drei Lektoren etc.), oder sie wird in einem Rahmen bezahlt, der für den Verlag erschwinglich ist, und dann wird sie...
...wenn wir Glück haben, annehmbar, und vielleicht sogar gut, aber wahrscheinlich eher nicht...
Und darauf lässt dieser Auszug leider auch schließen.
Ich werde mich übrigens nicht der Herausforderung stellen, die MetalPirate hier verkündet hat. Ich muss niemandem etwas beweisen, da ich selbst weiß, was ich kann - und einige andere (die, die zählen) auch. Zudem würde ich gerade Namen und Bezeichnungen niemals übers Knie brechen und aus dem Stegreif kreieren. Aber gut - ich kann von meiner Übersetzungstätigkeit auch nicht leben - da ist dann doch noch ein gerüttelt Maß an Idealismus dabei...