Beiträge von Bierbart im Thema „25.02.-03.03.2019“

    Zu Descent 2

    Eventuell habt ihr auch die Charaktere ungeschickt ausgewählt? Wir hatten z.B. den Geweihten in der Gruppe. Der hat uns mit so viel Heilkraft versorgt, dass wir selten Probleme hatten. Welche Charaktere mit welchen Klassen kamen denn bei euch zum Einsatz?

    Auch denkbar, klar.


    Wir hatten

    • einen Heiler (es war der kleine Typ, der auf einem Wolf reitet). Der wurde vom OL mit Priorität gekillt, normalerweise immer gleich in der ersten Runde (er hat nur nur 8 Lebenspunkte).
    • Außerdem hatten wir den Nahkämper dabei, der in Descent 1 vorne auf dem Cover ist -- also der, der so ein bisschen wie eine Vercingetorix-Darstellung aus dem 19. Jahrhundert aussieht. Hatte nie Gelegenheit, sich mit einer guten Nahkampfwaffe auszurüsten. Auffallend schwach.
    • Dann noch der finster dreinblickende Ranger mit dem Langbogen -- der war für lange Zeit als einziger sehr straight und tödlich, weil ausgerüstet mit Knochenbogen(?)
    • Außerdem ein Magier (Name leider auch vergessen)

    Ressless ich denke, Descent 2 wird in dieser Konstellation aus Spielern nie wieder auf den Tisch kommen. :) Aber trotzdem danke für den Tipp!

    Es ist natürlich schwer, ohne detailliertes Anschauungsmaterial zu rekonstruieren, was da los war. Ich werde es trotzdem probieren (mache heute Freiberufler-Homeoffice und kann den wichtigen Kram auf heute Nachmittag verschieben...). Es ist zudem nicht mein eigenes Spiel, ich weiß daher nicht genau, wie die einzelnen Karten heißen und habe das Regelheft auch nicht selbst gelesen.


    Basiskonstellation waren jedenfalls 4 Helden und Conversion Kit. Nochmal zusammengefasst die meines Erachtens entscheidenden Ursachen für die krasse Chancenungleichheit zugunsten des OL:

    • Der OL-Spieler vermutet, dass das Conversion-Kit für die heftigen Monster verantwortlich gewesen sein könnte. Das folgende Bild ist die Monsterwahl des OL für das Szenario mit der Brücke, die der Drache bewacht:Ich weiß nicht, welche davon aus dem Conversion-Kit sind (nicht mein eigenes Spiel, wie gesagt).
    • Ich vermute, dass die Konstellation mit 4 Helden und somit die entsprechend großen Monstergruppen ausschlaggebend waren (also systematischer Skalierungsfehler). Der OL war immer dazu in der Lage, gleich in seinem ersten Zug mindestens einen Helden K.O. zu setzen,was zur Folge hatte, dass 1. taktische Blockaden der Helden zusammenbrechen (z.B, zwei nebeneinander gestellte Helden können Bewegung der Zielfigur nicht mehr blockieren), und dass er 2. seine "Ruf der Dunkelheit"(?)-Karte spielen und 5 Karten nachziehen konnte. Der OL hatte in der zweiten Szene eines Szenarios praktisch immer alle 15 Karten auf der Hand.
    • Der OL spielte einfach extrem gut

    Ich komme nochmal auf das Bild oben mit den 3 Monstern und somit das zugehörige Szenario zurück. Dann wird die Sache vermutlich etwas anschaulicher. Ich hatte die Fotos seinerzeit eben zu dem Zwecke geschossen, den Ablauf besser rekonstruieren zu können, aber bin leider Smartphonenichtrichtigbenutzenkönner und habe den Blitz nicht eingeschaltet, weshalb die Bilder mir eigentlich viel zu schlecht waren, um sie zu veröffentlichen, aber sei's drum:

    Szenario "Drachenbrücke" nach Aufbau


    Nach Heldenzug 1 (Held links hat Schatz gesichert, war eine Niete)


    Nach OL-Zug 1


    Nach Heldenzug 2 (ist leider shcon ein paar Wochen her, aber wenn ich mich recht erinnere, blieb der von den übrigen isolierte tote Held taktisch liegen, denn er hätte sich ja lediglich aufrappeln können mit dann vielleicht 5 Lebenspunkten -- da wäre er gleich wieder umgenietet worden, was dem OL nur eine (vermutlich aber fünf) Karten in die Hand gespielt hätte).


    Nach OL-Zug 3


    Nach OL-Zug 4

    Descent 2nd Edition


    Vor einigen Wochen hatten wir ja zu fünft eine Kampagne begonnen. Ich hatte darüber bereits auch fürchterlich geflucht. Naja, eher gejammert eventuell. Des Klageliedes erste Strophe begann zur Halbzeit, gefolgt von einem analysierenden Nachtrag und vorerst aufgrund fehlender Worte ob des Desaster abgeschlossen durch ein Bild, das sinn-äähh-bildlich stand für den Verlauf der Kampagne.


    So, jetzt ist die Tortur vorbei. Nachdem eine Mitspielerin sich im Zorn (also richtig im Zorn!) geweigert hatte, an diesem Spiel nochmals teilzunehmen, und auch alle bis auf den Spielebesitzer (und mich, als Descent1-Liebhaber und darum ausnahmsweise auf ein spannenderes Spielerlebnis Hoffenden) eigentlich nicht die allergeringste Lust mehr dazu hatten, die Kampagne zum Ende zu bringen, haben wir uns halt doch nochmal hingesetzt. Weil, gehört sich halt so. Was ist passiert?


    Das vorletzte Szenario (im Buch das mit der Nummer 2, IIRC) verlief genau wie alle anderen -- und das, obwohl der Overlord in Abweichung von seinen eigentlichen Präferenzen dieses mal auf große Monster verzichtete. Also:

    - Zug 1: Die Helden vernichten die am nächsten stehende Monstergruppe. Der OL macht mit seinen übrigen Figuren einen taktischen Rückzieher.

    - Zug 2: Die Helden vor in Richtung des Raumes, in welchem der OL-Anführer gestoppt werden muss. Der OL ruft Verstärkung (=setzt die getötete Gruppe wieder ein), macht seinen Zug. Ergebnis: 3 von 4 Helden tot, einer angeknackst und isoliert.

    - Zug 3: Die 3 toten Helden rappeln sich auf, der vierte verwundet ein Monster. Dann OL-Zug: Alle 4 Helden tot.


    An dem Punkt haben wir das Bild aufgegeben und mit dem zweiten Bild des Szenarios fortgesetzt, Also:


    - Zug 1: Die Helden müssen aussetzen (Szenario-spezifische Vorgabe). OL: haut zwei Helden um, die anderen beiden sind fast tot, versperrt dann mit den Monstern den Weg, rückt rennend mit der Zielfigur etwa ein Drittel der Strecke Richtung Ausgang.


    ... es war sinnlos, das Bild weiterzuspielen. Es war bereits nach Runde 1 nicht mehr zu gewinnen. Das Finale haben wir uns dann erspart. Es wäre ganz genau so weitergelaufen.


    Zusammengefasst: Wir hatten als Helden in der gesamten Kampagne NULL KOMMA NULL CHANCE. Also wirklich GAR KEINE CHANCE. Die ganze Kampagne war ein einziges Trauerspiel. Wiederspielreiz? Nicht vorhanden. Ich habe noch keinem Spiel so viele Bewährungschancen eingeräumt wie diesem. Descent 2 hat aber jedes mal aufs Neue enttäuscht. Mir ist schleierhaft, wie dieses Spiel in anderen Gruppen funktionieren kann. Ich halte mich normalerweise mit solchen Urteilen zurück, aber wenn der Overlord gut ist und kompromisslos auf Sieg spielt, dann ist Descent 2 broken. Descent 2 war der enttäuschendste, missratenste Dungeoncrawler, den ich bisher gespielt habe.


    ... unter bestimmten, weiteren Bedingungen allerdings. Unser OL -- der natürlich auch sehr enttäuscht darüber war, dass die Sache praktisch vom ersten Moment an nur schief lief -- spekulierte, dass das Conversion-Kit (Descent 1 --> 2) mit Schuld daran gehabt haben könnte, dass die Balance so obszön daneben lag.


    Entscheidend war aber auch, dass der OL das beste aus dem Spiel herausgeholt hat, was für ihn zu holen war. Er hatte sein Deck in der Art eines Dominion-Spielers mit ein paar tausend Partien Erfahrung praktisch schon kurz nach Halbzeit fertig: Also dünn, und schnell und ggf mehrfach durchspielbar mit genau den richtigen Karten: Rennen, Mehrfachattacken, Verstärkung rufen.

    Außerdem hat er praktisch nur große Monster benutzt (außer, andere waren vorgeschrieben). Alles andere wäre auch blöd gewesen, denn erstens bewegen die sich wahnsinnig schnell, zweitens kann man mit ihnen Wände aus Fleisch errichten (Bewegungen der Helden werden extrem effektiv blockiert), drittens spricht die Arithmetik für die großen (wenn z.B. eines pro Runde wiederkehren darf -- da steckt einfach viel mehr Offensivkraft dahinter).


    War es die Anzahl der Monster bei 4 Helden? Möglich.


    Offensichtliche Gegenfragen:

    - Hatten wir am Anfang eventuell einfach nur Pech, und folgte die Kampagne dann der anfangs eingeschlagenen Tendenz bezüglich der Balance? Möglich, aber so entscheidend kann das eigentlich nicht gewesen sein.Ja, wir hatten die kleine Chance auf das X (die Niete) bei der Schatzsuche zuverlässig genutzt. Ja, ein Mitspieler würfelte oft unglücklich. Aber wie gesag: Kann mir nicht vorstellen, dass das entscheidend war.

    - Haben wir als Helden schlecht gespielt? Haben gespielt wie eine Flasche leer? Im Großen und Ganzen: Nein. Eventuell hier und da etwas unpräzise, aber oft war bereits nach dem Aufbau schon klar, dass das entsprechende Szenario nur sehr schwer oder gar nicht zu gewinnen sein würde.

    - Haben wir zentrale Regeln nicht beachtet? Zentrale Regeln? Nein. Kleine Regeln? Ja.


    Ich gebe hier nur die wichtigsten Eindrücke und Gedanken der ausführlichen Manöverkritik wider, die sich an jede Session der Kampagne angeschlossen hatte, aber das gibt vielleicht einen gewissen Eindruck:

    Zitat von Mitspielerin 1

    Ich habe echt keine Lust mehr! Ich habe auch keine Lust mehr, so zu tun, als würde mir das Spaß machen!

    Zitat von Overlordspieler

    Also mir tut das schon wirklich leid, dass das so schief läuft. Ich hätte das so nicht erwartet.

    Zitat von Mitspieler 2

    Descent ist so etwas wie der Anti-Dungeoncrawl. Normalerweise stellt der Overlord Figuren auf, und die Helden töten sie. Hier stellen die Helden Figuren auf, und der Overlord tötet sie.

    Zitat von Bierbart

    Also die Regeln für Sichtline sind so was von für die Tonne! Unintuitiver geht's nicht.

    Zitat von Overlordspieler

    Ich weiß, das nervt, aber ich ich muss einfach große Monster nehmen. Die kleinen pustet ihr mir mit Flächenangriff sonst weg wie nichts.

    Zitat von Mitspieler 2

    Ich vermisse die Möglichkeit, meinen Charakter sinnvoll weiter zu entwickeln. Mit Melee erreiche ich nichts, und selbst dann, wenn ich alle meine Karten vor mir ausliegen hätte, ich hätte nicht genug Ausdauer, um sie nutzen zu können.

    Zitat von Mitspieler 3

    Der Markt ist viel zu zufällig. Der Overlord hat ständig freie Auswahl unter allen Karten, die er freigeschaltet hat, wir müssen dagegen auf Glück hoffen, dass ein Item auf der Auslage erscheint, das wir auch gebrauchen, und auch bezahlen können.

    Zitat von Mitspieler 2

    Es wäre besser, wenn wir alle nur auf Range gegangen wären.

    Zitat von Bierbart

    Wenn man dieses Spiel retten will, dann muss man es richtig aufbohren. Zum Beispiel Monsterauswahl stärker einschränken. Maximal eine Gruppe großer Monster pro Szenario.

    Zitat von Ersatzmann für Mitspielerin 1

    ... oder jede Monstergruppe nur einmal pro Akt?

    Zitat von Mitspieler 2

    Es gab schon immer wieder Situationen gerade in der ersten Runde eines Szenarios, in der die Helden einen entscheidenden Vorteil hätten bekommen können. Aber das geht nur dann, wenn der OL ein paar mal in Folge schlecht würfelt, und die Helden ein paar mal in Folge überdurchschnittlich würfeln.

    Vielleicht ergänze ich noch die eine oder andere Aussage, an die ich mir gerade nicht mehr erinnern kann. Für heute langt's.

    #Descent2nd