Beiträge von MetalPirate im Thema „KSdJ: Quacksalber von Quedlinburg = gute Wahl?“

    Wer viele Neuheiten kauft und spielt (so wie viele hier), der hat im Zweifel das Spiel im Regal, bevor die Box in späteren Auflagen mit Auszeichnungen zugepflastert wird (gilt auch für DSP). Insofern freue ich mich jedes Mal insgeheim ein bisschen, wenn ich dem aufgedruckten Pöppel zuvorgekommen bin. Ist das so abwegig?

    Nö, überhaupt nicht abwegig. Gilt ja genauso auch für mich. Es muss auch längst nicht alles rational begründbar sein. Ich möchte z.B. auch nicht mein #RailroadRevolution im "richtigen" WYG-Vorbesteller-Gewand gegen eines mit Pegasus-Verhässlichungs-Rahmen tauschen und ich schätze auch meine beige #Concordia-Erstauflage. :) An solchen Sachen hängen ja auch manchmal Erinnerungen dran.


    Wobei mir das "insgeheim ein bisschen freuen" aus deiner Formulierung dabei ziemlich wichtig wäre. Ein aktives Prahlen damit nach dem Motto "schaut mal, was ich alles an später ausgezeichneten Spielen als Version ohne Pöppel (oder sonstiges Preis-Logo) im Regal habe!" würde ich dann doch etwas affig finden. Das stünde für mich mindestens genauso sehr für planloses Vielkaufen wie für das frühe Finden von Perlen.

    Man kann natürlich sagen: Ich bin nicht Zielgruppe vom roten oder grauen Pöppel und was die beim SdJ erreichen wollen, interessiert mich nicht die Bohne -- und das ist auch völlig legitim! Aber gemessen an ihrem Ziel und dem Erfolg, den sie beim Erreichen desselben haben (u.a. nationale und internationale Wahrnehmung!), muss man doch klar feststellen: Die von dem Verein "Spiel des Jahres" scheinen doch sehr vieles richtig zu machen...

    Bananenfischer : Im Prinzip alles richtig, wobei man der Fairness halber erwähnen sollte, dass die "Gegenseite" die Meinung vertritt, dass man auch bei sehr vielen Kandidaten trotzdem auf eine Preisverleihung verzichten könnte und evtl. auch sollte, wenn die Qualität des Besten eines Jahrgangs deutlich abweicht von der Spitzenqualität vergangener Jahre. So zu argumentieren, ist nicht komplett verkehrt. Das will ich gerne zugestehen. Die Anzahl alleine ist nicht alles und im Kennerspielbereich war der letzte Jahrgang meiner Meinung nach wirklich erschreckend schwach. Oder sagen wir lieber: arm an echten Highlights. In einem guten Jahrgang hätte Quacksalber vermutlich nicht gewonnen.


    Deshalb habe ich extra geschrieben, dass im speziellen Falle "SdJ" der Adressat der Pöppel-Logos keine Experten wie wir sind, sondern eher die Oma im Kaufhof beim Weihnachtseinkauf. Dafür "reicht" es dann, wenn das Spiel gut genug ist, um Wenig- und Gelegenheitsspielern mit hoher Wahrscheinlichkeit Spaß zu bringen und eventuell Interesse für unser schönes Brettspiel-Hobby zu wecken. Dafür muss ein Spiel nicht Spitze auf einer absoluten Qualitätsskala sein. Wer sich näher mit dem Thema Brettspiele beschäftigt, findet die absolute Qualitätsspitze schon von alleine.


    Mein Argument ist zweigeteilt: (A) ein "gut" reicht hier völlig aus und (B) die Anzahl garantiert mindestens das "gut" beim Besten von Vielen.

    Liebe Leute, wir reden hier von einigen hundert potenziellen (K)SdJ-Kandidaten unter den Neuveröffentlichungen und nicht von fünf oder zehn! Bei ganz geringen Kandidatenzahlen würde ich ein schulterzuckendes "Sorry, dieses Jahr war nix dabei!" der Jury ja noch voll begrüßen. Aber bei den realen Veröffentlichungszahlen von Spielen ist doch unter absoluter Garantie irgendwas dabei, was man guten Gewissens der Oma empfehlen kann, die vor Weihnachten im örtlichen Kaufhof etwas für das Enkelchen sucht.

    [Mod] Es steht jedem frei, ein neues Thema zu eröffnen (Plus-Zeichen unten rechts bei den Beiträgen), gerne auch mit Zitat aus dem Wochenthread als Einstieg. Macht das ruhig! Auslagern ist manchmal schwieriger als ihr denkt, insbesondere wenn sich ein Nebenstrang der Diskussion langsam entwickelt und in manchen Artikeln sowohl Sätze zum Auslagerungsthema als auch zu anderen Sachen/Spielen stehen. Außerdem gibt es zu jedem, der Auslagern befürwortet, genauso auch einen, der genau das dann doch nicht so toll findet, insbesondere wenn seine Sachen ungefragt verschoben werden.


    Solange alles im Rahmen bleibt, werde ich im Wochenthread tendenziell etwas weniger auslagern. Der Wochenthread ist durchaus auch als freie "Stammtisch-Diskussion" gedacht, bei der es auch manchmal etwas durcheinander geht. Helft bitte auch mit, den Lesewert zu erhalten, indem ihr Bezüge klar macht und habt auch keine Hemmungen, bei Interesse an Seitenthemen neue Threads zu starten. Das ist mir allemal lieber als Eingriffe von außen. Danke und weiter! -- MP

    Ernst Juergen Ridder : Ein Spiel ist dann das Beste des Jahrgangs und damit "würdiger Gewinner", wenn es kein anderes Spiel gibt, das nach Meinung der Jury die Kriterien besser erfüllt. So ist einfach die Definition. Und ja, ich bin absolut dafür, dass die Jury das beste Spiel wählt, das sie finden können, unabhängig davon, ob der Gewinner dann mittelmäßig, gut oder super ist. Der Gewinner eines Jahrgangspreises muss niemals auf einer absoluten Skala besonders gut sein; wenn man da mehr hereininterpretiert, liegt der Fehler nicht am Spiel oder am Wahlverfahren, sondern in den Erwartungshaltungen. Das Ding heißt "(Kenner)Spiel des Jahres 20xx", die Kriterien sind öffentlich bekannt, und genau das bekommt man. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.


    Wobei ich trotzdem davon ausgehen würde, dass die Gewinner-Titel bei SdJ und KSdJ selbst in einem schwachen Jahrgang immer noch "gut" sind. Theoretisch würde ich bei einem Jury-Preis im Extremfall auch ein "Dieses Jahr gibt's keinen Preis in Kategorie X; kein Kandidat konnte uns ausreichend überzeugen" für okay halten, aber beim Spielemarkt ist das Angebot so riesig, dass "gut" immer gegeben sein sollte. Auch die Quacksalber haben ja viele Fans und auch der internationale Erfolg gibt -- wie so oft -- der SdJ-Jury hier recht. Auch wenn mich das Spiel überhaupt nicht interessiert, kann ich das trotzdem anerkennen.

    Ernst Juergen Ridder : Ich wollte dich nicht irgendwie angreifen, schon gar nicht wegen des Alters. Tut mir leid, falls das so angekommen sein sollte. Das war nur der etwas (zu?) flapsige Hinweis, dass man die Win-Win-Wechselwirklungen bei den SdJ-Preisen nicht übersehen sollte.


    Im Übrigens gibt es sowohl qualitätsbezogene Auszeichnung, wo es egal ist, ob sie dreimal oder garnicht im Jahr vergeben werden, wie auch jahrgangsbezogene Auszeichnungen, wo "nur" der Beste im Jahrgang ausgezeichnet wird, mit der logischen Folge, dass z.B. ein #StoneAge oder #EinfachGenial preislos blieben, während #VillaPaletti, #MississippiQueen oder #LouisXIV sich mit SdJ- bzw. DSP-Preisen schmücken können.


    Wer rein qualitätsbezogene Auszeichnungen sucht, wird vielleicht bei einigen wenigen Bloggern fündig, aber bei Jahrgangs-Auszeichnungen ist der Beste des Jahrgangs per Defintion "würdig". Also auch Quacksalber (das ich wohlgemerkt nicht für habenswert halte!), solange mir niemand beweisen kann, dass die Jury ein klar besser geeignetes Spiel übersehen hat. Ich bin nicht die Jury, kenne nicht alles in dem Jahrgang, aber bisher hat mir zumindest noch niemand eine bessere KSdJ-Alternative für 2018 nennen können -- und ich stelle diese Frage gerne den Leuten, die die KSdJ-Auszeichnung für Quacksalber kritisieren. :)

    [Grenze Spiel/Kennerspiel des Jahres und Gelegenheitsspieler]

    Es brauchte mehrere Partien, bis diese in der Lage waren, die Quacksalber selbstständig zu spielen. [...] Azul lief da wesentlich besser.

    Azul knüpft in seiner abstrakter Einfachheit eher an Bekanntes an. Man sollte als Brettspiel-Hobbyist nie vergessen, dass bei vielen der Bereich des Bekannten mit Mühle, Schach und Dame aus der Spielesammlung aufhört und so etwas wie Deck/Bag Building erstmal komplett neu zu erlernende Konzepte sind. (Randbemerkung: Genau das war ja auch schon bei Dominion damals etwas, was zu viel Kritik an der SdJ-Auszeichnung und in Folge dessen dann zur Aufspaltung in SdJ und KSdJ geführt hat.)


    Die Frage ist für mich auch weniger, ob Quacksalber KSdJ-geeignet ist (meiner Meinung nach: ja, durchaus), sondern eher, ob es nicht andere KSdJ-geeignete Spiele im letzten Jahrgang gegeben hätte, die bessere Gewinner gewesen wären. Und egal wie lange ich überlege: da finde ich im letzten Jahr nix. Deshalb konnte Quacksalber den KSdJ-Titel gewinnen. Mit Verweis auf bessere Gewinner der vorherigen Jahre darf man die Auszeichnung komisch finden, aber wer sie kritisiert, der muss sich zumindest die Frage stellen, was denn die Alternativen im Jahrgang 2017/2018 waren. Findet man keine, muss man Quacksalber als würdigen Gewinner akzeptieren, auch wenn es einem womöglich schwer fällt.