Beiträge von MetalPirate im Thema „Flügelschlag / Feuerland (aka: Wingspan / Stonemaier)“

    Ich besitze das Spiel nicht und habe beim Mitspielen bestimmt noch nicht alle Karten gesehen, aber bei denen, die ich angeschaut habe, war immer Nordamerika dabei. Manchmal auch zusätzlich noch andere Regionen wie Europa oder Südamerika, aber "Vorkommen in Nordamerika" war der gemeinsame Nenner der Vögel im Grundspiel.

    Warum den Immersionsaspekt gleich so flapsig herunterspielen und interpretieren? Man kann auch einfach die Regel heranziehen: [...]

    Das mag anderen Personen anders gehen, aber ich fühle mich von dem offiziellen Erklärungsversuch der Regel ab dem zweiten Satz komplett veräppelt, um nicht zu sagen verarscht. Ich weiß nämlich, dass man (bestimmte) Vögel vielleicht mit einem Futterhäuschen anlocken kann, aber man kann ihnen definitiv nicht sagen, dass sie im Wald gesammelt werden sollen oder dass sie verfügbare Nahrungstypen erwürfeln sollen oder dass die Wiesenvögel auf Zuruf Eier zu legen hätten und noch viel mehr ähnlicher Schwachsinn, wo bei Wingspan Realität, Spielmechanik und drübergekleistertes Thema in so viele Richtungen auseinanderflüchten wie der Schwarm Tauben, in den ein Falke reinstößt.

    Flügelschlag hat ja noch nicht mal eine befriedigende Antwort auf die (für mich) ganz wesentliche Frage: "Welche Rolle spiele ich eigentlich in diesem Spiel?" Damit fange ich z.B. gerne Regelerklärungen an. "Wir sind X, sollen Y erreichen und können dafür Z1, Z2, Z3, Z4 machen." Das ist der thematische Rahmen für ALLES.


    Beispiel: "Wir sind in einem Königreich der Fürst einer Provinz. Der König ist gestorben und neuer König soll der Fürst werden, der seine Provinz am besten entwickelt. Das wollen natürlich wir werden! Dazu bauen wir Holzfällerhütten, Steinbrüche, Goldmienen etc., handeln mit den Gütern und bauen tolle Gebäude, die uns Prestige bringen. Wer nach 8 Runden am meisten Prestigepunkte hat, wird neuer König und gewinnt das Spiel!"


    Dieses Beispiel wäre ausgelutscht wie nur was, aber es bildet einen logischen Themenrahmen, in den man eintauchen kann. Sowas ist erstmal die Grundvoraussetzung, um überhaupt über Immersion sprechen zu können. Bei Viticulture bin ich Winzer, bei GWT Viehtreiber/Investor, bei Gaia Project Herrscher eines expandierenden Alien-Volkes (um mal deine drei Beispiele aufzugreifen). Das passt. Ich kann diverse thematisch logische Sachen machen, von Weinverkäufen bis zu Viehlieferungen, und kriege dafür Punkte. Dass dabei auch mal faulende Trauben immer besser werden -- nun ja, das geht sicher besser, aber im großen Rahmen betrachtet: letztendlich eine Randnotiz. Der "große Rahmen" stimmt bei guten Spielen eigentlich IMMER.


    Aber was zur Hölle bin ich eigentlich bei Flügelschlag, was mache ich da thematisch, und wozu eigentlich? Alle "thematische" Einkleisterung bei Flügelschlag fällt doch noch viel schlimmer vom Himmel als bei jedem Knizia-Klassiker von Anno Dazumal. Es sieht nur ungleich hübscher und moderner aus...

    Ich halte den Vergleich mit #Scythe für nicht ganz so passend. Scythe kommt auf den ersten Blick doch recht anders daher als es wirklich ist: kampflastiges 4X-Spiel vs. Euro-Ressourcengeschubse. Wer nur das Cover sieht und keine Regeln kennt, ist sofort gedanklich auf der falschen Spur. Bei Wingspan nicht. Das ist, was ist. Eines fluffiges, hübsches Eurospiel. Die Diskussion, wo die Meinungen auseinander gehen, liegen auf einer wesentlich tieferen Ebene. Etwa bei der (zu?) starken funktionalen Ähnlichkeit der Karten, der Langzeitmotivation oder, ganz exemplarisch, beim Thema.


    Ist Wingspan/Flügelschlag thematisch oder nicht? Für beides lassen sich Argumente finden. Auf der einen Seite ein: "Schau mal, hübsche Vögel, mal etwas ungewöhnliches! Ornithologie fand ich schon immer spannend, das Spiel ermuntert zur Beschäftigung damit, und ich freue mich schon auf eine Europäische-Vögel-Erweiterung!" Auf der anderen Seite ein: "Waldvögel besorgen Futter, Vögel in der Wiese legen Eier, WTF, was soll das?! Und wenn ich Karten in irgendwelche Reihen lege, fange ich damit jetzt eigentlich Vögel ein oder was? Und was bin ich denn eigentlich in dem Spiel? Vogelpark-Besitzer? Vogelbeobachter? Vogelkartensammler? Das sogenannte 'Thema' ist doch von vorn bis hinten in allerschlimmster Euro-Manier aufgesetzt! Hinter der zugegebenermaßen hübschen Fassade ist das doch nur gepflegte Langeweile nach Schema F Euro-Konstruktionsprinzip..." Irgendwo dazwischen spielt sich Wingspan ab... Deshalb: bitte Spielberichte posten! :)

    Ich weiß nicht so recht, warum man jemandem für eine ehrliche Meinung danken muss. Das impliziert doch, dass die anderen, deutlich positiveren Meinungen eben nicht ehrlich, sondern irgendwie beeinflusst, sind.?

    Oh nein! So sollte das bitte nicht angekommen sein!


    Ich finde es allgemein immer positiv, wenn in einem konkreten Besprechungsthread wie diesem, d.h. nicht Wochenthread, sowohl positive wie auch negative Meinungen zum entsprechenden Spiel stehen (und natürlich auch alle Graustufen dazwischen, klar). Das schließt ausdrücklich auch negative Meinungen zu meinen Lieblingsspielen ein oder positive Meinungen zu Spielen, die ich absolut furchtbar finde. Erst die Gesamtheit macht den Thread und damit das Forum wertvoll.


    Aus eigener Erfahrung weiß ich aber auch, dass man es sich mindestens zweimal überlegt, ob man in einem Thread, in dem bereits 10 positive Meinungen stehen, die erste verhalten-negative Bewertung schreibt. Oder andersrum als erster sich einem allgemeinen Draufhauen mit einem Lob entgegenstellt. Im Strom mitschwimmen ist immer deutlich einfacher.


    Das "Danke" war also ein "Danke" für eine Gegenmeinung, und das erstmal völlig unabhängig davon, wer das was wozu beigetragen hat. Im konkreten kommt bei mir dazu, dass ich mich bei zwei Usern bedankt habe, mit deren Einschätzungen zu solcherlei Spielen ich oft (aber nicht immer!) konform gehe. Aber das ist wirklich nachrangig.

    Dann kann ich doch nach der Partie schauen, wie schwer der Gegner hätte sein dürfen? Ist doch also egal, das vorher festzulegen?

    Psychologie.


    Bei Solovarianten der Sorte "0-60 Punkte: schlecht, 61-70 Punkt: okay, 71-80 Punkte: gut, 81+ Punkt: Mann, du bist super!!!" jammert doch die Solo-Community sofort über die öde Highscore-Jagd. Sowas will man doch unter den Solo-Gamern nicht! Man will doch unter den Solisten Ziele erreichen! Also gibt man lieber dem Solo-Automaten-Gegner vorab 3, 4 oder 5 Punkte pro Karte und sagt, dass man ihn schlagen soll. Kommt zwar im Endeffekt so ziemlich auf das Gleiche raus, es definiert nämlich drei verschiedene Schwellwerte, ist aber psychologisch etwas völlig anderes. Das freut den Solo-Gamer, selbst wenn die drei Schwellwerte je nach Spielverlauf eher durch Zufälle als durch Spielereinfluss schwanken können und feste Einteilungen die Güte des Spielens womöglich besser messen würden. Weil Sologamer mittlerweile ein wichtiges Marktsegment sind, liefern die cleveren Verlage, was die Solisten am liebsten haben möchten...

    Da habe ich einen Vergleich zwischen den beiden Spielen erwartet und dann kommt sowas:

    "Ich habe Flügelschlag erst einmal kurz angespielt, aber Flügelschlag sieht einfach so viel besser aus als Gizmos, das ich in der selben Nische verorte. Deshalb habe ich Gizmos bereits über Facebook verkauft und Flügelschlag kriegt jetzt seinen Platz im Regal."


    Autsch. :mauer:


    Es ist jedem frei gestellt, ein Spiel A besser als Spiel B zu finden oder umgekehrt. Man kann kaufen oder verkaufen, was immer man möchte, mit oder ohne Begründung. Von mir aus auch mit völlig bekloppter Begründung. Man darf sich auch bei Youtube öffentlich als oberflächlicher Dampfplauderer inszenieren. Alles okay. Aber für mich gilt hier: Das ist wieder mal ein Fall von "Youtuber, die die Welt nicht braucht".

    Jeder Hype ist doch letztendlich kundengeneriert. Von positiven Spielberichten bis zu "Ich freue mich schon so auf Spiel XYZ, das wird bestimmt supertoll!!!!" werden hohe Erwartungen geschaffen, die selbst wieder bessere Berichte erzeugen als normal. Der Macher muss es nur einmal anschieben und dann läuft das von alleine weiter. Wie gut das klappt, hängt natürlich auch von der Qualität des Spiels ab, logisch, aber die selbstverstärkende Wirkung des Hypes ist erstmal da, wenn ein Spiel keine komplette Gurke ist. Jamey Stegmaier hat es hier u.a. durch sein Champion-System geschafft, die Hypemechanismen der Crowdfundingwelt in die klassische Verlagswelt mitzunehmen.

    Ich wundere mich, dass ich schon wieder einen 'Hype' verpasst habe...

    [...]

    Nicht jede Neuerscheinung, über die gesprochen wird, ist ein Hype, oder?

    Pre-Release für den eigenen kostenpflichtigen Fan-Club -- wenn das keine aktive Hype-Generierung von Stonemaier Games ist, dann haben wir ein komplett anderes Verständnis von Hype...


    Zur Erläuterung für diejenigen, die das nicht so verfolgt haben: Stonemaier Games unterhält einen eigenen Fanclub mit Jahresgebühr für die Mitgliedschaft. Die Stonemaier Champions. Als Fanclub-Mitglied konnte man ein paar Monate vor dem offiziellen Release schon Wingspan bestellen mit kostenfreier Lieferung in den USA bzw. deutlich subventionierten Lieferkosten weltweit. Das in Kombination mit edler Aufmachung garantiert doch schon, dass das Spiel mit 8,x Noten und Jubelreviews von Fanboys bei BGG einsteigt. Viel mehr Hype innerhalb der klassischen Verlagswelt (d.h. außerhalb von Kickstarter & Co) geht doch gar nicht!


    Ich muss gestehen, dass ich deinen Text 3x gelesen und dennoch nicht verstanden habe.

    Okay, war vielleicht etwas schnell runtergetippt. Ich hatte es auf "mal verfolgen, aber sicher kein Kauf, bevor ich es selbst gespielt habe". Durch viele positive Reviews auch hier bei Unknowns hat es sich in meiner Interessante-Spiele-Liste hochgearbeitet auf "gezielt versuchen, es mal anzuspielen, ggf. auch Kauf, z.B. auf der SpielDoch in Duisburg". Nach Puma s Bericht ist's wieder zurückgefallen auf "mal verfolgen, aber sicher kein Kauf, bevor ich es selbst gespielt habe".

    zum einen finde ich das Review von NPI nicht "wenig begeistert"

    Für eine Mod-Nachricht müssen wenige Worte reichen. Es ist zumindest Jamey Stegmaier offensichtlich zu negativ. Das ist Fakt. Ich selbst finde es ausgewogen. Wobei man als Video-Review-Schauer natürlich irgendwann gelernt hat, auch bei leichter Kritik genau hinzuhören, d.h. auch leichte Kritik kann schwer wiegen. Immerhin empfiehlt Efka, im Genre der kartenbasierten Engine Builder dann doch lieber bei den etablierten Sachen wie TFM zu bleiben, und spätestens da wird's dann doch klar negativ.


    zum anderen wurde nirgends gesagt, dass auf Grund des Reviews NPI nicht von Stonemaier versorgt wird

    Doch, von Jamey höchstselbst: "But there are rare cases where I actually am aware of their opinions and I decide to stop sending them free stuff as a result, as is the case with No Pun Included." (aus dem Startbeitrag des neuen Threads)