Oh, man. Diese Diskussion ist mal wieder sinnbildlich für das, was in weiten Teilen der Gesellschaft aus meiner Sicht schief läuft.
1. Kritik ist ein MUSS: Ohne gibt es keine Verbesserungen. Es ist mir völlig unverständlich, warum sich einige hier über die in der Breite angemessene Kritik aufregen oder gar persönlich werden oder persönliche Konsequenzen ziehen. Heititei hilft niemanden weiter. Man muss schon sagen dürfen, wie es ist bzw. wie es empfunden wird (BEIDES trifft ja zu).
2. Es ist völlig egal, wie es angekündigt war. Das Resultat zählt. Dass die Ankündigung eine Kritik am Projekt nicht positiver macht, kommt allenfalls noch dazu.
3. Das Resultat ist einfach schlecht. Es gibt Mindeststandards bei der Usability. Und wenn man die bricht, weil man Spaß daran hat, ist es nicht anders, sondern in erster Linie schlecht. Usability heißt ja, dass es NUTZBAR ist. Das Projekt verstößt gegen so viele Mindeststandards, dass es anstrengend ist, ohne wirklich Mehwert zu bieten. Mindeststandards sind es nicht, weil irgendwer mal gesagt hat, dass es so richtig wäre, sondern weil u. a. MESSUNGEN gezeigt habe, wie etwas so verständlich und durchdacht aufgebaut ist, dass Leser eine Seite oder Datei LEICHT, KOMFORTABEL und GERN nutzen. Alles drei stimmt hier nicht.
Ich kenne mich mit dem Thema wirklich gut aus, verdiene sogar ein Teil meines Geldes damit. Daher weiß ich, dass es keiner professionellen Prüfung aus dieser Sicht stand hält. Allein, dass ein leichter Scroll nach oben dazu führt, dass der kurz vorher noch vorhandene Text verschwindet und neu nachlädt, weil die Animationen wieder reinpfeffern, das ist extrem SCHLECHT. Ganz, ganz schlecht. Man verliert nämlich den Anker, muss warten (hey, ich habe hier modernste Ausstattung und eine 100 MBit-Leitung), findet dann den Anschluss nicht mehr.
Das ist weder eine Gewohnheits- noch Altersfrage, sondern eine Frage, ob das Projektdesign gut oder schlecht ist. Und das ist ja nur EIN Kritikpunkt.
Die rechtlichen Aspekte sind zudem ebenfalls völlig vernachlässigt. Das schlecht findbare Impressum ist nicht einmal rechtskonform. Vom Datenschutz und der fehlenden Datenschutzerklärung, die richtig teuer werden kann, ganz zu schweigen.
4. Natürlich ist es optisch gut gedacht. Aber in der Umsetzung ist es grauenvoll. Und das ist fast untertrieben. Damals, vor so etwas 18-20 Jahren gab es auch unfassbar viel Flash-Seiten. Fanden auch viele cool. War aber aus Sicht der Usability, der Findbarkeit, der Lesbarkeit alles totaler Mist und ist den Internetgöttern sei Dank wieder verschwunden. Was toll aussieht, ist halt nicht immer toll gemacht. Glasperlen halt.
5. Zum Inhalt und der Verwertung will ich mal gar nichts groß sagen. Ich hätte aber ein Problem damit, wenn die einzige Eigenleistung darin besteht, Kohle dadurch zu verdienen, dass Fremdleistungen mit etwas optischem Blah aus einem schlecht genutzten Baukasten ausgeschlachtet werden.
Es gibt nun wahrlich ganz handfeste und konkrete Kritikpunkte. Und in einer Diskussion müssen die mit aller Klarheit auch benannt werden. Das ist weder ein persönlicher Angriff noch sollten sich danach Leute zurückziehen. Aber wer auf so etwas verzichten möchte, malt besser rosa Wolken auf seinen Bildschirm und hält sich Plüschherzchen vor die Augen. Die Welt da draußen ist kein Kuschelzoo, der nur richtige eigene Meinungen und Streicheleinheiten kennt. Ich wäre übrigens froh, wenn regelmäßig so viel Kritik an meiner Arbeit kommen würde. Das meint Kunden, Leser, Mitarbeiter, Freunde, Kollegen, Familie, Fremde ... Von daher ist das hier eine Fundgrube, es beim nächsten Versuch möglichst in Teilen anders und dann noch deutlich besser zu machen. Anfangen würde ich jedenfalls bei den rechtlichen Aspekten. Die werden nämlich ganz schnell ganz teuer.