Beiträge von BlackTears im Thema „„Bessere Spiele für bessere Spieler“: Ein Plädoyer von Synes Ernst für Spielekritik mit Niveau“

    Die Info, dass ein Spiel keine oder wenig Interaktion enthält, gehört selbstverständlich in eine Rezension, und zwar bei der inhaltlichen Auseinandersetzung. Aber diese Info muss wertfrei sein! Man darf diesen Punkt nicht als Minuspunkt nennen, wenn offensichtlich ist, dass es gerade Sinn des Spiels ist, keine Interaktion zu haben, wie zum Beispiel bei Take it easy. Darum geht es mir.


    Es gibt leider Menschen, die schreiben dann "Ein Nachteil des Spiels ist, dass keine Interaktion zwischen den Spielern stattfindet." Eine solche Bewertung ist aber Unsinn, denn was der eine als Nachteil empfindet, mag für einen anderen ein Vorteil sein! Vielleicht bin ich ja als Spieler froh, endlich mal was spielen zu können, bei dem mir kein Mitspieler etwas wegnimmt oder zerstört!?


    Deshalb mein Appell: Lasst doch den Leser entscheiden, ob er die fehlende Interaktion für sich als Vorteil oder Nachteil ansieht!

    Lasst doch den Leser entscheiden, ob <beliebigen subjektiven Kritikpunkt einsetzen> stört. Dann wird aber die Rezension sehr mechanisch, wenig authentisch und wahrscheinlich am Ende nichtssagend.

    Da sind wir wieder bei dem Thema, was man von einer Kritik/Besprechung/Rezension erwartet. Ich erwarte eine ehrliche und authentische Meinung des Rezensenten zu dem jeweiligen Brettspiel. Das mag vielleicht nicht im Sinne einer echten Rezension sein, aber das ist das, was ich erwarte. Aber genau diese Authentizität fehlt mir bei den meisten "Rezensenten", weshalb ich nur noch wenige Blogs und YT-Channels verfolge.

    Ich brauche keine politisch korrekten Beurteilung von Brettspielen, nur damit sich nicht irgendjemanden (z.B. den Verein der interaktionslosen Brettspieler) auf den Schlipps getreten fühlt. Für mich ist eine Rezension genau das: Die Meinung der Person X über das Spiel Y. Und wenn die Meinung authentisch ist, brauche ich nicht zweiunddrölfzig Bewertungskategorien.

    Ich brauche eigentlich nur zwei Bewertungen: "Das spiel rockt" :punk: und "Das Spiel ist Schrott":down:.


    Natürlich ist das eine sehr exklusive Sichtweise und ich akzeptiere auch jede andere Art der Rezension (bei der ich dann nicht die Zielgruppe bin). 8o

    Es ist übrigens SEHR WOHL wichtig, die Zielgruppe zu beachten. Nicht im Sinn, dass schlechte Spiele "als Familienspiel reichen". Aber es ist einer guten Rezension unwürdig, als Experte und Kritiker die gleichen Maßstäbe für die Spieltiefe und Möglichkeiten bei Gloomhaven und Memory anzulegen. Das ist sogar ein gutes Beispiel für die oben genannte Diskrepanz: Wer das Spiel mit Zielgruppe, Eigenheiten und Mechanismen und Besonderheiten in seiner Rezension nicht in den Mittelpunkt stellt und in einen Kontext mit ähnlichen Spielen - offen nachvollziehbar oder hintergründig - bringt, wird keine gute Rezension verfassen können. Jedenfalls nicht, eine die der Intention von Synes Ernst entspricht.

    Danke insbesondere für diesen Absatz!


    Ich ärgere mich zum Beispiel jedes Mal, wenn ein "Rezensent" einem Multiplayer-Solitärspiel (wie z. B. Take it easy) vorwirft, es hätte keine Interaktion. Da hat dann auch jemand die Zielgruppe nicht verstanden ...

    Genauso kann man dann aber auch sagen, wenn man sich daran stört, ist man ist nicht die Zielgruppe des jeweiligen Rezensenten. Ich persönlich finde es wichtig zu wissen, ob ein Spiel an Interaktionarmut leidet. Egal für welche Zielgruppe es eigentlich konzipiert wurde. Meine Sammlung umfasst Spiele für sämtliche Zielgruppen und daher finde ich die kritik gerechtfertigt.

    Das Argumentation "du bist nicht die Zielgruppe", ist ein Todschlagargument gegen jede (vor allem subjektive) Kritik.

    Ich habe mir gerade selbst die Frage gestellt, ob mir die Kriterien aus dem Eingangsbeitrag bei einer Rezension/Besprechung wichtig sind. Zunächst muss ich sagen, dass ich auch kein Freund davon bin, wenn ich das Gefühl habe, dass der Rezensent das Spiel max. 1-2 Mal auf den Tisch gebracht hat, bevor er die Rezension verfasste. Ich finde schon, dass man sich grundsätzlich "mehr" mit einem Spiel auseinandersetzen sollte.


    Jedoch brauche ich keine Rezensionen in Form einer professionellen Buchbesprechung. Ich weiß jetzt schon, dass mir diese Rezensionen nichts bringen und ich sie daher auch nicht konsumieren werde.


    Ich komme dabei unweigerlich zu der Frage: Warum spiele ich Brettspiele und warum spiele ich gerne das Brettspiel XYZ? Eigentlich ganz einfach: Weil es mir Spaß bereitet und nicht, weil der Mechanismus X so toll funktioniert. Und dieses Gefühl soll mir eine Rezension vermitteln. Ich will wissen, ob dem Rezensenten das Spiel Spaß macht bzw. warum es ihm keinen Spaß macht. Dafür brauche ich wirklich keine wissenschaftliche Abhandlung. Der Rezensent muss für mich nur authentisch sein und dann ist es mir im Prinzip auch egal, wie "fundiert" seine Rezension wirklich ist. Es gibt Rezensenten, denen nehme ich diese Begeisterung eher ab, als anderen. Bei einigen YT-Rezensenten kamen mir schon (alleine aufgrund der Körpersprache) Empfehlungen wie ein Verriss vor. Da kann die Rezension so fundiert sein, wie sie will. Mein Bauch wird ihr nie vertrauen.


    Der Kauf von Brettspielen ist bei mir zu 70% eine Bauchentscheidung. Maximal 30% davon sind rationale Gründe (Spieldauer, Spieleranzahl, Thema,...). Aus allein rationalen Gründen hätte ich mir viele Spiele in meiner Sammlung nicht kaufen dürfen, jedoch bin ich froh, dass ich genau diese Spiele in meiner Sammlung habe.


    Daher muss eine Rezension hauptsächlich meinen Bauch überzeugen!