Nur um nochmal einige der hier angeführten Argumente aufzugreifen:
Zum Thema "Synes Ernst meint nicht die Blogger":
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Die Grundlage für eine Spielekritik, die diesen Namen auch verdient, ist die Kenntnis des Gegenstands, über den man schreibt (oder ein Video macht)
Wie viele professionelle Journalisten machen Videos?
Zum Thema "man muss ein Spiel nicht so oft spielen:
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Dazu muss man ein Spiel mehrmals in verschiedenen Gruppen in unterschiedlicher Zusammensetzung spielen. Welche Potenziale in einem Spiel stecken, offenbart sich erst nach mehreren Runden. Was in einer Gruppe für tolle Stimmung sorgt, kann in einer anderen total in die Hosen gehen. Wer glaub- und vertrauenswürdige Aussagen über einen Titel machen will, besonders auch über seine Langzeitwirkung, muss eins: spielen, spielen und nochmals spielen. Ich staune, wie oft diese Grundvoraussetzung für eine kompetente Kritik missachtet wird.
Zum Thema "Regelnacherzählung":
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Die oberflächliche, schnelle Besprechung erkennt man meistens daran, dass sie schwergewichtig die Spielanleitung nacherzählt. Langweilige Schachtelhuberei ist das, überflüssig dazu, da heute jeder Verlag die Regeln seiner Spiele ins Internet stellt oder in einem Video ausführlich zeigt, wie ein Spiel läuft.
Wer macht das denn heute noch? Die meisten Blogger haben mittlerweile den Regelteil gesplittet und/oder fassen das Spiel grob zusammen. Aber wer leiert denn noch die Regeln 1:1 runter? (auch hier erkennt man übrigens, dass er sehrwohl die Bloggerszene meint, denn in der Spielbox o.ä. hab ich noch nie ne Regelnacherzählung gelesen)
Zum Thema "Emotionen":
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Ohne Spielregeln gibt es zwar kein Spiel, aber die Spielregeln allein machen das Spiel nicht aus, bei weitem nicht. Kommt hinzu, dass man alle technischen Details schon längst wieder vergessen hat, wenn man den „besprochenen“ Titel selber einmal spielen will. Ganz anders, wenn ich in der Kritik gelesen habe, welche Emotionen ein bestimmtes Spiel ausgelöst hat und warum – daran erinnere ich mich noch lange.
Fazit: Die gute Kritik stellt das Spielerlebnis ins Zentrum. Das macht sie lebendig und verleiht ihr im Gegensatz zum Nachbeten der Spielregeln Individualität und Farbe. Vorausgesetzt, die Autorin oder der Autor verfügen über die notwendige Sprachkompetenz, um die durch das Spiel ausgelösten Emotionen auch angemessen zu beschreiben.
Richtig, denn ohne Emotionen ist ein Spiel nichts. Emotionen sind nicht das "Beiwerk", das man mal eben im Nebensatz abhandeln kann, sie sind der zentrale Bestandteil eines Spiels.
Zum Thema "Kontextualisierung":
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Doch der Innenblick auf das Spiel reicht mir noch nicht. Ich möchte, dass die Spielkritik den Blick für andere Bereiche der Kultur öffnet und mir zeigt, ob und welche thematischen Beziehungen zwischen dem Spiel und Werken aus Literatur, Theater oder Film bestehen. Diese Integrationsleistung ist zwar schwierig, aber warum kann die Spielkritik nicht, was in der Literaturkritik zum Handwerk gehört?
Wer setzt sich denn jetzt mit seinen Kumpels abends beim Bier zusammen, legt Conan auf den Tisch, um dann das Thema "Sex im Brettspielbereich" zu erörtern? Will der Leser das wirklich wissen? Man kann bestimmt mal eine Anekdote dazu anbringen, wenn es grad passt (Beispiel die wahre Begebenheit zu Bloody Inn) aber für gewöhnlich ist die Thematik bei den meisten Spielen aufgesetzt. Spiele bieten meistens gar nicht das, was hier bei Büchern geleistet werden kann. Spiele SIND keine Bücher.
Zum Thema "Zielgruppe":
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Eine klare Linie wiederum kann nur verfolgen, wer nach allen Seiten gleiche Distanz hält und auf keinerlei Interessen, ausser auf jene seines Publikums, Rücksicht nimmt.
Richtig, denn jeder schreibt für SEINE Leser. Ich habe beispielsweise für Solospieler geschrieben und was ich geschrieben habe, hat oft so rein gar nix mit der Sichtweise eines Mehrspielers zu tun gehabt. Wer über Kinderspiele schreibt, wird einen völlig anderen Eindruck von einem Spiel haben, als jemand, der für Erwachsene schreibt und zufällig mal ein Spiel mit 8+ auf dem Tisch hatte
Und abschließend zum Thema "wie verfasst man eine Rezension":
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Ich will von der Kritik keine Wischiwaschi-Aussagen, sondern ein eindeutiges Urteil, so subjektiv es auch ist. Solange für das Publikum eine Kritik nachvollziehbar ist, egal ob Verriss oder Empfehlung, solange weiss es diese auch einzuordnen. Und das, obwohl es allgemeingültige Kriterien für die Spielkritik nicht gibt.
dazu passend:
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Über Literatur-, Kunst-, Theater- und Filmkritik findet man ganze Bücher, seitenweise Abhandlungen oder Wikipedia-Einträge. Für die Spielekritik gibt es das nicht.
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