Hat eine solche, ich nennen sie mal "intellektuelle Spielkritik" (...) überhaupt eine Relevanz, um das Kulturgut Spiel nach vorne zu bringen? Oder wäre eine solche Spielkritik nur dazu angetan, dass sich die elitären Denker gegenseitig auf die Schulter klopfen, während die relevante Kosumentenmenge, die den Markt bestimmt, sich weiterhin den Boardgamedigger reinzieht und damit bestens zufrieden ist?
Beides, würde ich sagen. Zum Durchsetzen einer Agenda im Top-Down-Modus ist es wichtig, dass man das Ohr der Leute mit Macht und Einfluss hat, im gegebenen Fall also der Elite des Kulturbetriebes, besonders diejenigen mit Entscheidungskompetenzen. Ich bin davon überzeugt, dass man von solchen Leuten erst dann für voll genommen wird, wenn man zeigen kann, dass man der Materie intellektuell und handwerklich auch gewachsen ist. Dass sich solche Intellektuelle andererseits oft gerne selbstverliebt an ihrem eigenen Intellekt ergötzen, obwohl sie im Grunde nur das Perpetuum mobile des eigenen Diskurses betreiben, ist dabei freilich die Kehrseite der Medaille.
Ob und wie solche eine "intellektuelle Spielkritik" vom Gros der Spieler angenommen würde, ist dabei im Grunde egal, solange eben die nur richtigen Leute darauf aufmerksam werden. Insgesamt wäre das eben eine qualitative Ergänzung zum bisher dagewesenen und somit auf jeden Fall bereichernd. Ich sehe auch keinen Grund, warum die verschiedenen Formate und Rezensionsniveaus nicht nebeneinander existieren können sollten.