Beiträge von Reich der Spiele im Thema „„Bessere Spiele für bessere Spieler“: Ein Plädoyer von Synes Ernst für Spielekritik mit Niveau“

    Doch ich weiß sehrwohl worum es geht. Mich stört es einfach, dass du immer und immer wieder mit dem Finger auf andere zeigst. Leider zeigen dabei drei Finger auf dich.


    Genau das ist der springende Punkt. Ich habe überhaupt nicht mit dem Finger auf Leute gezeigt. Und NIE habe ich behauptet, etwas besser zu können. Wenn ich sage, dass viele Formate keine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Spiel liefern, fühlst du dich als selbst definierter Bestandteil einer gar nicht so vorhandenen homogenen Bloggermasse offenbar angesprochen. Ich habe das nicht getan. Ich habe auch keinen Namen genannt. Unstrittig ist aber selbst nach deinen (!) Äußerungen, dass es dort viele Veröffentlichungen gibt, die eben gerade nicht das sind, was Synes Ernst fordert. So, einfach mal so stehen lassen.

    Und wenn ich erläutere, was Synes meint oder meinen könnte und wie eine in seinen Augen "gute Rezension" auszusehen hat und warum er in manchen Punkten recht hat und warum einiges bisher auch wegen einer falschen Sichtweise scheitert, dann muss ich es a) nicht besser oder richtig machen, und b) bedeutet das nicht, dass es irgendwer ab sofort so liefern muss. Und es bedeutet entsprechend auch nicht, dass du persönlich irgendwas machen sollst. Es geht eben gerade nicht um Personen, sondern um die Sache. Nämlich um die Herangehensweise mit dem Ziel einer BESSEREN Rezension. Es wäre schön, wenn du das kapierst.

    Ich bin seit 30 Jahren Kritiker. Und die Diskussion ist im Wesen immer gleich. Statt zu schauen, dass man in der Sache weiter kommt, wird der Kritiker bloßgestellt und soll es besser machen. DAS IST NICHT SEINE AUFGABE! Er hat die Aufgabe, Kritik zu üben. Mehr nicht.

    Die Motivation finde ich ja unterstützenswert. :)


    Woher willst du meine Motivation kennen? Und zum Rest habe ich oben ja schon was gesagt.



    Also schreibt ihr Rezensionen und du bist verantwortlich?

    Keine Ahnung, worauf du hinaus willst. Das Grobe kannst du hier nachlesen, sofern du es nicht ohnehin weißt:
    Willys abenteuerlicher Reise, Teil 6: Reich der Spiele

    Nur ist es kein Beitrag zur Diskussion um das Wesen einer der Kulturrezension vergleichbare Spielerezension, wenn der Schwarze Peter von hier nach da oder zurückgeschoben wird. Und doch ist es eben nicht so, dass man es besser oder gut oder perfekt machen muss, wenn man selbst Idealzustände definiert. Das Scheitern gehört ja dazu. Nur wenn dieses vorkommt, kann man es ja überhaupt besser machen, nicht wahr?


    Jeder weiß - zumindest grob -, wer wo Rezensionen veröffentlicht. Es steht dir frei, gute oder schlechte Beispiele zu bringen oder auch ausnahmsweise im Reich der Spiele nachzusehen, wer von unsem Team der von Synes geforderten Auseinandersetzung mit dem Spiel gerecht wird oder nicht. Ich bin sicher, du wirst alle qualitativen Schattierungen finden.

    Davon ab ist meine Hauptaufgabe bei uns nicht, Spiele zu rezensieren. Aber davon mal ganz ab.

    Falsch, liebe Bandida. Niemand fordert von irgendwem etwas irgendwie zu tun. Wir diskutieren über einen Artikel, der eine Auseinandersetzung mit dem Spiel fordert. Also darüber, wie eine Rezension aussehen soll. Wir diskutieren aber nicht darüber, dass die irgendwer auch so umsetzen muss. Wieso ist man gleich immer bei "mach doch selbst" oder "mach es doch besser", wenn es um eine inhaltliche Auseinandersetzung über den gewünschten Idealzustand geht? Natürlich wäre es im Sinne des Artikels schön, wenn sich mehr Leute um diese Herangehensweise bemühen. Aber zu sagen, wie es aussehen sollte, bedeutet weder, es selbst so machen zu müssen, noch damit andere aufzufordern, sich daran zu halten.

    Tag der Brettspielkritik | Spiel des Jahres e.V.

    Darüber hinaus ist es nicht Sache der Kritiker etwas besser zu machen oder ihre eigene Leistung zu bewerten. Jeder weiß, wo Rezensionen von wem zu finden sind. Und wer gute nicht findet oder nicht erkennt, findet oder erkennt diese eben nicht. Die subjektiven Ansprüche sind ja so verschieden wie die Meinungen zur Forderung nach Rezensionen auf Augenhöhe mit der - ich sag mal - "Kulturkritik".

    Bandida "In dem Zusammenhang stellt sich dann halt aber schon die Frage: Ja, was wollen die denn dann?" Das folgt deinem gekürzten Zitat meiner Aussage. Bitte im im Zusammenhang lesen.
    Wolltest du eigentlich mit "Mach doch mal" behaupten, ich würde das nicht längst mehr oder weniger erfolgreich machen? Schreibe ich überhaupt noch Rezensionen? Und wer sagt eigentlich, dass nicht einige, meiner Meinung nach sogar einige mehr, nicht das Geforderte zumindest annähernd leisten? Es ist nämlich nicht so, dass es keiner macht. ganz und gar nicht. Nur gibt es viele, die es nicht machen. Und offenbar zählst du dich selbst dazu, sonst würdest du nicht so vehement dagegen argumentieren. Es kommt aber wie gesagt gar nicht darauf an, wer oder gar ob es jemand macht. Es kommt doch nur darauf an, wie es aussehen könnte oder sollte.

    Mensch, Bandida, erstens zitier mich nicht in halben Aussagen. Der Rest wäre genau passend als Ergänzung gewesen. Zweitens sind deine drei Ausrufezeichen ja genau der Grund dafür, warum die Forderung von Synes überhaupt zu diskutieren ist. Sonst wäre ja alles klar.

    Aber noch einmal: Wer sich an die Öffentlichkeit richtet, hat doch einen wie auch immer gearteten Anspruch. Du kannst ja sagen, dass es dir egal ist, was die Öffentlichkeit von deinen Veröffentlichungen hält. Dass die dann aber kritisiert werden dürfen, weil etwas fehlt oder es an Anspruch mangelt oder dem Spiel nicht gerecht wird oder, oder, oder. Das solltest du dann allen zusprechen. Genau das scheinst du aber nicht zu machen. Du stampfst mit dem Fuß auf und wetterst: "Wer soll das machen, wir wollen das doch gar nicht. Immer diese Regeln." Tja, dein gutes Recht. Aber keine "Ausrede" dafür, dass deine Veröffentlichungen dann eben genau das nicht sind, was Synes und andere wünschen. Was bringt es aber denn Lesern, Verlagen und Autoren, wenn du dich nicht ausreichend mit einem Spiel befasst? Und genau das ist doch der Kern, der Hauptkritikpunkt.

    Genau Alex85 Das Problem ist aber, dass viele Kritiker ein Spiel gern mal schelcht machen, weil sie Gloomhavben mögen und ein Memory vor sich haben. Das meine ich. Die Zielgruppe ist daher bei Spielen schon wichtiger als bei Filmen oder Büchern. Ich kann mich gern darauf einigen, dass sie ein Produkt aus den anderen Wesensmerkmalen des Spiels ist. Aber dennoch muss sie als Sinnbild für das, was ein Spiel sein soll, berücksichtigt werden. Sonst kommt es zum Verriss, weil Memory keine Miniaturen enthält. Ich denke, es ist klar, was ich meine.


    Und Bierbart: Niemand hat gesagt, dass eine Rezension oder die geforderte Kulturrezension keine Produktberatung sein kann. Logisch soll der potenzielle Käufer wissen, ob es sich für ihn lohnt. Der Weg führt aber über die Auseinandersetzung mit dem Werk/Spiel.

    Bierbart

    Es ist übrigens SEHR WOHL wichtig, die Zielgruppe zu beachten. Nicht im Sinn, dass schlechte Spiele "als Familienspiel reichen". Aber es ist einer guten Rezension unwürdig, als Experte und Kritiker die gleichen Maßstäbe für die Spieltiefe und Möglichkeiten bei Gloomhaven und Memory anzulegen. Das ist sogar ein gutes Beispiel für die oben genannte Diskrepanz: Wer das Spiel mit Zielgruppe, Eigenheiten und Mechanismen und Besonderheiten in seiner Rezension nicht in den Mittelpunkt stellt und in einen Kontext mit ähnlichen Spielen - offen nachvollziehbar oder hintergründig - bringt, wird keine gute Rezension verfassen können. Jedenfalls nicht, eine die der Intention von Synes Ernst entspricht.

    Auch wenn ich nicht mehr blogge: ich habe das ja jetzt verstanden, dass es beispielsweise Thygra speziell darum ging, dass man das Kind nicht Rezension nennt, wenn man die dafür erforderlichen Punkte nicht beachtet. Völlig ok. Und es geht nicht um meine Ansprüche an eine Rezension. Ich sage lediglich, dass viele Blogger sagen, dass sie gar nicht den Anspruch haben eine zu schreiben (und es vllt. trotzdem so nennen, wobei da viele mittlerweile den Titel geändert haben)


    Das hat halt nur mit dem Thema nicht viel zu tun. Die Forderung muss ja niemand erfüllen. Aber Synes erklärt aus meiner Sicht zurecht, dass es vielen Formaten an diesem inhaltlichen Anspruch fehlt. Das heißt aber nicht, dass es die nicht geben darf.

    Das gehört jetzt nur bedingt in diesen Thread. Aber ... Es ist aber in meinen Aufgen auch keine Entschuldigung, sich auf "ich bin ja nur Blogger" zurückzuziehen. Denn die richten sich an die Öffentlichkeit. Dann sollen sie bitte auch gute - wie auch immer definierte - Arbeit liefern. In dem Zusammenhang stellt sich dann halt aber schon die Frage: Ja, was wollen die denn dann? Unterhaltung bieten, das eigene Ego befriedigen? Dafür dann aber REZENSIONSexemplare von den Verlagen anfordern, die anderen Formaten fehlen? Das passt irgendwie nicht zusammen. Was bieten die denn Lesern und Zuschauern, wenn sie sich NICHT mit einem Spiel wirklich auseinandersetzen wollen? Was ist das denn für ein Selbstverständnis? Spiele sind das zentrale Medium in der Spieleszene. Wenn sie dem Spiel aber als Werk nicht gerecht werden wollen, warum betreiben sie dann überhaupt einen Blog? Kaufempfehlungen können es ja auch nicht sein. Denn die sollten ebenfalls fundierter sein. Ich verstehe es nicht. Mir fehlt bei vielen Blogs ganz ehrlich der Anspruch an die eigene Tätigkeit. Inhaltlich nichts sagen außer "toll" oder "doof" und dabei lieb lächeln? Ist es das? Ey, das ist zu wenig. Ehrlich. Aber gut, auch die BILD hat viele Leser. Wobei die zumindest handwertklich in Bezug auf ihr Ziel und natürlich bei einem anderen Status deutlich (!) besser sind.

    Und das alles ist möglicherweise auch ein Ansatzpunkt, warum die Fairplay "damals" mal "wild" auf Teilen des Bloggerwesens rumgehackt hat. Ich hatte die Kritik damals sehr gut nachvolluziehen können. Bei vielen darf man sich eben schon fragen, was das denn sein soll, wenn nicht ein öffentlicher Egotrip ohne Mehrwert.

    Ich ärgere mich zum Beispiel jedes Mal, wenn ein "Rezensent" einem Multiplayer-Solitärspiel (wie z. B. Take it easy) vorwirft, es hätte keine Interaktion. Da hat dann auch jemand die Zielgruppe nicht verstanden ...

    Ist das dann konträr zu dem immer wieder laut werdenden Ruf, dass keine Zielgruppen "erfunden" werden sollen, sondern er Rezensent sagen soll, was er davon hält?

    Was hat das denn mit dem Erfinden von Zielgruppen zu tun. Wenn ein Spiel eine gewisse Intention des Autors umsetzt, aus der eine Zielgruppe deutlich wird, was ja nicht immer der Fall ist, dann wird die nicht herbeigeredet. Aber es wäre doch ein Unding hervorzuheben, dass ein Spiel Mist ist, weil es Spieler nicht mögen, für die es gar nicht gemacht ist.


    Ziel- bzw. Käufergruppen anzusprechen fällt in den Bereich "Produktberatung".

    Da hast du etwas missverstanden. Es geht nicht darum, die Zielgruppe anzusprechen, sondern das Spiel vor dem Hintergrund der angestrebten Zielgruppe zu bewerten. Das ist etwas völlig anderes.

    Hier laufen 2 Wünsche völlig gegeneinander:


    1. die wertfreie Produktrezension, die dem Leser ermöglicht, sich anhand der Informationen eine eigene Meinung zu bilden


    2. die emotionale Variante, wo Wert auf die persönliche Meinung des Bloggers gelegt wird

    Nein. Und zwar gar nicht.

    Wertfreie Produktrezensionen gibt es aus meiner Sicht nicht. Kann es nicht. Denn eine Rezension ist zwingend mit einer Wertung verbunden. Beides ist auch nicht getrennt zu sehen. Du kannst doch wunderbar emotional schreiben und TROTZDEM das Spiel in seinem Wesen in den Mittelpunkt stellen. Genau darum geht es doch.

    Und bitte zieh dich nicht auf "Ich bin nur eine kleine Bloggerin" zurück. Wenn du Rezensionen schreiben willst, schreib Rezensionen. Wenn du das nicht kannst, schreib keine. Wenn deine Rezensionen etwas anderes sind, ist das so. Das hat aber nichts damit zu tun, was in eine Rezension per Defiition hineingehört oder nach Meinung von Synes bei einem Vergleich zur Kulturrezension enthaltenten sollte. Deine Ansprüche sind nicht entscheidend für das Wesen einer Rezension. Du musst die Perspektiove wechseln. Es geht nicht um dich oder Blogger. Es geht darum, was eine Rezension ausmacht/ausmachen sollte. Wer das dann umsetzt oder nicht, ist eine völlig andere Frage.

    Ich brauche eigentlich nur zwei Bewertungen: "Das spiel rockt" :punk: und "Das Spiel ist Schrott":down:.


    Ja, das ist verbreitet. Das erfüllt die Erwartungen und auch den Zweck. Aber genau das ist eben KEINE Rezension. Wenn wir über Rezensionen im Sinne von Kulturrezensionen sprechen geht es eben um ertwas anderes. Wie gesagt: Macht doch, was ihr wollt, lest, was ihr wollt. Aber das Wesen einer Rezension beinhaltet duetlich andere Dinge als nur zu sagen: "Geil, weil es mir gefällt" oder eben anders herum.


    Die Info, dass ein Spiel keine oder wenig Interaktion enthält, gehört selbstverständlich in eine Rezension, und zwar bei der inhaltlichen Auseinandersetzung. Aber diese Info muss wertfrei sein!

    Da stimme ich dir nur teilweise zu.

    Ich auch. Dafür aber weitgehend dir.
    Richtig ist, dass auf die fehlende Interaktion als zentraler Bestandteil des Mechanismus hingewiesen werden sollte. Richig ist auch, dass klar werden muss, dass dies gewollt ist. Es wäre aber falsch, daraus abzuleiten, dass diese nicht negativ sein kann. Im Zusammenspiel mit anderen Aspekten der Beurteilung kann es sehr wohl dazu führen, dass dieser Teil einen Minuspunkt ausmachen kann. Allerdings muss klar sein, dass dies so gewollt ist.


    Alex85 Ich wollte damit kein Fass aufmachen. Aber in der gesamten Szene ist stets vom "Kulturgut Spiel" die Rede. Genau das "Spiel" als Produkt in welcher Art auch immer ist aber tatsächlich nicht das Kulturgut, sondern das Spielen. Hier gibt es meiner Beobachtung nach ein verbreitetes Missverständnis in der Wahrnehmung. Natürlich darf man das auch anders sehen.

    Ich glaube, ein wesentliches Merkmal der gegenseitigen Irritation beider Lager (Ernst/Forumsteile) ist eine andere Herangehensweise. Um sich auf Augenhöhe (und das hat er gemeint) mit Kulturrezensionen zu befördern, muss eine Rezension meiner Meinung nach zunächst einmal das Produkt (Buch, Film, Musik, Spiel) in den Mittelpunkt stellen.

    Das heißt beim Gesellschaftsspiel: Mechanismen, Verzahnung zum Thema, Siegbedingungen, Interaktion, Illustration - alles vor dem Hintergrund der Zielgruppe. Die meisten Rezensionen aus dem Hobbybereich blubbern aber nicht nur den Spielablauf nach, sondern zentrieren sonst nur noch den Spielspaß. Und genau der ist nur ein kleiner Teil einer "guten Rezension". Bei vielen verkümmert der Rest der Punkte zur Unkenntlichkeit, während der Spielspaß in der Gruppe beschrieben und zum wesentlichsten Merkmal der Bewertung wird.

    Nur kommt niemand bei einer Kulturkritik auf die Idee, den Lesegenuss, das Kinoerlebnis oder die Freude über die Hookline in den Mittelpunkt (schon als Teil der Betrachtung, aber eben nicht zentral) zu stellen, sondern stets Inhalt, Umsetzung, Idee, Kreativität und Leistung der im weitesten Sinne Produzierenden. Und NATÜRLICH muss man dazu objektive und subjektive Argumente liefern. Nämlich eine Einschätzung zum Geschaffenen. Ohne Argumente ist doch gar keine kritische Auseinandersetzung möglich, die das Format einer Rezension fordert, Weltherrscher .

    Genau diese Art von Diskrepanz zeigt sich übrigens auch beim Stichwort Kulturgut. Ist das Spiel wirklich das Kulturgut oder doch das Spielen? Die Herangehensweise an das Thema wäre völlig anders, wenn es das Spielen wäre. Und viel logischer. So logisch, wie eine Rezension zu einem Spiel eben das Spiel einordnet und nicht die eigene Spielerunde, die damit Spaß hat oder nicht.

    Und das hier:

    Aber mir ist lieber, jemand spricht mit Herzblut und Macken, anstatt irgendwelche idealistischen Standards zu verfolgen.


    Es wäre mir lieber, jemand spricht mit Verstand und Kompetenz. Was nutzt Herzblut, wenn der Inhalt Quatsch ist. Da muss man dann auch keine Dreifachschraube mit der Tastatur bieten, sondern eine kritische Auseinandersetzung mit dem Werk. Und dazu ist auch etwas Kompetenz erforderlich.

    Und weiter ist es unwichtig, wie viele Partien jemand hinter sich hat. Das habe ich hier für uns mal erklärt:
    Wie viele Partien vor einer Spielerezension?
    Würde übrigens bei Büchern oder Filmen auch keiner verlangen. Und ja, Spiele sind anders. Denn Spielgruppen beeinflussen das Spielerlebnis. Aber nicht den Mechanismus und nicht die Intention, das Material oder Wertungsideen usw. des Werks. Genau die sind aber maßgeblich beim Rezensieren.

    Es ist übrigens SEHR WOHL wichtig, die Zielgruppe zu beachten. Nicht im Sinn, dass schlechte Spiele "als Familienspiel reichen". Aber es ist einer guten Rezension unwürdig, als Experte und Kritiker die gleichen Maßstäbe für die Spieltiefe und Möglichkeiten bei Gloomhaven und Memory anzulegen. Das ist sogar ein gutes Beispiel für die oben genannte Diskrepanz: Wer das Spiel mit Zielgruppe, Eigenheiten und Mechanismen und Besonderheiten in seiner Rezension nicht in den Mittelpunkt stellt und in einen Kontext mit ähnlichen Spielen - offen nachvollziehbar oder hintergründig - bringt, wird keine gute Rezension verfassen können. Jedenfalls nicht, eine die der Intention von Synes Ernst entspricht.

    Es ist daher auch für die Rezension und die Glaubwürdigkeit des Inhaltes nicht entscheidend, welche Spiele ein Rezensent mag. Denn es kommt auf eine Auseinandersetzung an, die dem Spiel gerecht wird, nicht aber dem Leser oder gar dessen Geschmack! Der Leser soll sich zwar eine Meinung bilden. Aber bitte doch anhand des Geschriebenen, nicht anhand des Spielregals des Rezensenten. (Was nicht meint, ein Rezensent sollte nicht idealerweise die Spielegattung KENNEN, was bei vorhandener eigener Vorliebe durchaus intensiver der Fall sein könnte.) Okay, so lange viele Rezensionen auf dem eigenen Geschmack fußen und dem Spielspaß des eigenen Dunstkreises, ohne aber das Spiel als Werk zentral zu bewerten, wird sich diese Haltung vieleicht auch nicht ändern.

    Aber das mag tatsächlich ein Problem der Szene zu sein. Das macht sich bei uns tatsächlich an unterschiedlichem Zuspruch bemerkbar: Die SpieleRszene ignoriert unsere "Rezis" weitgehend, Verlage und Autoren schätzen uns sehr, Außenstehende (Zufallsleser, Gelegenheitsspieler usw.) schreiben uns tatsächlich häufger als Leute aus der Szene, soweit ich dies anhand von Namen und Inhalt der Anfragen und Meinungen zumindest einschätzen kann. Soll heißen: Die Erwartungshaltung IN der SpieleRszene ist offenbar eine andere als außerhalb oder in der Branche.

    In diesem Sinne: Macht doch, was ihr wollt. Aber eine Rezension im Kulturbereich stellt eben das Produkt und nicht ALLEIN den Spaß beim Konsumieren in den Mittelpunkt. Genau das machen viele Spiele-Rezensenten anders und würdigen damit meiner Meinung nach das Spiel im Sinn der Kritik von Synes nicht ausreichend. Dann sind es mehr oder weniger kritische Betrachtungen, denen aber das Zeug zur fundierten und eben guten Kulturkritik fehlt. Oder aber: Produktbewertung im schlechten Sinn.