Beiträge von Ernst Juergen Ridder im Thema „„Bessere Spiele für bessere Spieler“: Ein Plädoyer von Synes Ernst für Spielekritik mit Niveau“

    Deshalb tritt in der Spielkritik auch die Regelkritik in den Vordergrund, weil ein Spiel mit unpassendem Thema durchaus funktioniert, aber mit schlechter Regel nicht. Und deshalb ist in einer Rezension der kulturelle Kontext auch eher entbehrlich, als der Blick auf die Regeln.

    Das ist nachvollziehbar.


    Für meinen Geschmack sollte sich eine Regeldarstellung aber auf die (grobe) Darstellung des Spielablaufs beschränken und sich nicht in Details verlieren, es sei denn, sie sind für die Bewertung aus Sicht des Rezensenten wichtig.


    Für mich als "Konsument" einer Rezension ist dann aber doch auch wichtig, ob Spiel und Thema über die Mechanik zusammenpassen. Ein Spiel, dessen Thema egal ist, das mechanisch aber gut funktioniert, interessiert mich persönlich nicht. Mir bringt eine Rezension letztlich nur etwas, wenn sie etwas über den Zusammenhang von Thema und Mechanik aussagt. Na ja, so ganz stimmt das auch nicht: Wenn eine Rezension mir verdeutlicht, dass ein Spiel schon mechanisch nichts taugt, ist das auch eine brauchbare Aussage.


    Und jenseits aller "elitären(?)" Sichtweisen: Ob und warum ein Spiel Spaß macht oder auch nicht, wüsste ich schon auch gerne.

    Ich schrieb selten, und habe nie bestritten das thematische Spiele, die auch wirklich thematisch sind, dadurch gewinnen können. Durch Hineinziehen des Spielers ins Geschehen. Als Beispiel sei Schinderhannes von Clicker Spiele genannt. Oder This war of mine.


    D'accord.

    Aber auf die Mehrheit der Spiele, vor allem die Euros trifft es nicht zu.

    Ich vermute mal, dass Du damit schlicht abstrakte Euros meinst, also solche, die mit ihrem eher aufgestülpten "Thema" nichts zu tun haben.


    Zitat

    Um daran Spaß zu haben, brauche ich keinen Kontext.

    Ich habe daran keinen Spaß, weil sie keinen Kontext haben.

    Fürs Spielen eines Spiels bringt mir der kulturelle Kontext selten was.

    Mir durchaus. Es gibt sogar Spiele, die würde ich ohne ihren kulturellen/historischen Kontext nicht spielen.


    Beispiel: Freedom - The Underground Railroad:


    Ein in seinem historischen Kontext und dessen Umsetzung in der Mechanik faszinierendes Spiel. Ich fiebere mit jedem Holzklötzchen mit, das ja einen zu befreienden Sklaven darstellt, und hoffe, dass es mir gelingt, ihn in die Freiheit zu bringen.


    Dummerweise ist das Spiel, seines historischen Hintergrundes "entkleidet" und auf die "bloße" Spielmechanik reduziert, nichts weiter als eine aufgebohrte Wolf-und-Schafe-Variante. Sehe ich das Spiel mit diesen Augen, ist es mir völlig egal, ob so ein Holzklötzchen durchkommt; das ist eh nur Holz und abstrakte Mechanik. So etwas interessiert mich als Spiel nicht.

    ...Wir diskutieren teils voller Insbrunst über den kulturellen Wert von Spielen, loben Spiele wie die genannten oder Sachen wie Haspelknecht, weil sie uns ermuntern, uns mit einem Thema zu beschäftigen ... und vergessen, dass wir einmal in der Woche zum Spieleabend fahren, nicht um hochkulturellen Austausch zu betreiben, so'n Quatsch!, sondern primär einfach als schnöde Hobbybeschäftigung….

    Ich reiße das jetzt mal so aus dem Zusammenhang, aber nur, weil ich gerade zu diesem Punkt etwas anmerken will.


    Nicht primär, aber manchmal schon, spiele ich "einfach als schnöde Hobbybeschäftigung". Nicht primär, aber nicht selten, findet bei unseren Spieleabenden mehr statt als bloßes Spielen/Unterhalten pp; es geht dann auch um den thematischen Hintergrund des Spiels, durchaus auch mit Kurzvorträgen zum Thema (z.B. zum Kohletransport auf der Ruhr vor dem Schleusenbau (Ruhrschifffahrt), Vorzeigen von Anschauungsobjekten zu unbekannten Waren/Rohstoffen (z.B. Celadon-Keramik) (Round House), gemeinsamem Ansehen von Videos zum Thema (z.B. über Konstruktion von und Leben in den Rundhäusern in Südchina (Round House)), ehe überhaupt gespielt wird.


    Spielen ist für mich weitaus mehr, als nur das Abhandeln abstrakter und seelenloser Mechaniken. Deshalb ist für mich der innere Zusammenhang von Thema und Mechanik so wichtig.


    Deshalb fände ich es, wie auch Synus Ernst sinngemäß erwähnt, schon wichtig, wenn in einer Rezension, die eine solche sein will, auch auf den thematischen Hintergrund und die Qualität seiner Einbindung in das Spiel und seine Mechaniken mehr Gewicht gelegt werden könnte.


    Völlig unabhängig davon finde ich auch Erst- und Kurzeindrücke interessant