In der Öffentlichkeit herrscht bzw. entsteht durch die SdJ-Nominierungen / SdJ-Gewinner der Eindruck, dass diese Spiele das Beste ist, was die Brettspielwelt zu bieten hat
Nicht zwingend. Wenn mir jemand die Currywurst an einer Imbissbude empfiehlt, halte ich das auch nicht für die Krönung der deutschen Küche. Oder wenn irgendein Rapper einen Echo-Preis bekommt, dann ist das trotzdem für mich als Metal-Hörer komplett irrelevant. Oder wenn irgendein Mainstream-Auto von einer Zeitschrift zum "Auto des Jahres" gewählt wird, dann weiß ich auch, dass da in Sachen Motorisierung und Luxus immer noch mehr geht, auch ohne Autofreak zu sein. Völlig egal welcher Bereich und welches Hobby: Je weiter du in den Expertenbereich gehst, umso unbekannter und exotischer wird's für den Mainstream.
Die Masse musst du immer da abholen, wo die Masse ist, und mit Azul ist nach vielen Jahren der kompletten Belanglosigkeiten unter den SdJ-Siegertiteln auch mal wieder etwas ausgezeichnet worden, das zwar leicht zugänglich ist, aber trotzdem eine hohe Spieltiefe hat, wenn man das Spiel denn entsprechend optimiert spielen möchte. Um diejenigen, die Spaß an komplexeren Denksportaufgaben haben, mehr ins Brettspiel-Hobby rein zu ziehen, eigentlich genau ideal.
Okay, zugegeben, Azul taugt eher als Einstieg in die kompetitive, kopfrechenlastige Euro- als für die AT-Welt, aber alle paar Jahre darf auch ruhig mal ein quasi-abstraktes Spiel gewinnen. Zumal sich die Masse, die Skat, Rommée, Schach, Mühle, Dame & Co kennt, mit abstrakten Spielen auch erstaunlich leicht tut, viel leichter als viele Spieler.