Beiträge von MetalPirate im Thema „"Ganz schön Clever" - wie geht ihr vor?“

    Aber kommt er am Ende nicht auf dasselbe Resultat wie die Kollegen hier im Forum? Nur dass er etwas ausführlicher erläutert, wie er zu diesem Resultat gekommen ist!?

    Ja, gleiches Ergebnis. Allerdings finde ich die Herleitung mit dem Rumprobieren ("nehmen wir mal in orange Kreuzchen weg und probieren mal stattdessen gelb") nicht so wirklich überzeugend. Da gab's hier im Thread IMHO Überzeugenderes zu lesen.



    (aus Thread Urlaub 2018 - Solitär-Spiele? )

    Und dies [gemeint: optimale Strategie] selbst herauszufinden, kann durchaus viele Runden lang Spaß machen.

    Viele Runden? Dann haben wir andere Vorgehensweisen. Ich würde eher sagen: halbe Stunde hinsetzen und etwas rechnen, dann ist der Solo-Modus von GSC kommt entschlüsselt und für den Mehrspieler-Modus mehr als nur eine brauchbare Richtschnur da.




    Mal eine etwas allgemeinere These: Ich sehe ein gewisses Design-Problem von GSC darin, dass Füchse etwas zu viele Punkte geben. Oder genauer gesagt: Das Problem ist, dass für hohe Punktzahlen (d.h. deutlich über 200 Punkte) auch im Mehrspieler-Spiel

    1. kein Weg an mindestens drei Füchsen im Wertebereich von je 20+ Punkten vorbei führt (nur die Füchse alleine bringen oft mehr Punkte als der beste andere Bereich) und dass
    2. die Wertigkeit der Füchse dabei vom niedrigsten Wert der fünf Bereiche bestimmt wird.

    Das zusammen lässt nicht mehr allzu viel strategische Variabilität zu, weil es zum ausbalancierten Vorgehen in allen fünf Bereichen zwingt. Insbesondere sind irgendwelche Extremstrategien schon von vorn herein ziemlich aussichtslos. Mal orange oder lila (annäherend) komplett befüllen? Sinnlos! Man kann leicht überschlagen, dass dann die Füchse nichts mehr wert sein können und man so kaum mehr auf 200 Punkte kommt, während man beim Setzen auf 3+ Füchse mit Wertigkeit 20+ ziemlich sicher die 200 Punkte überspringt und relativ oft auch bei 250+ landet.


    Das Mehrspieler-Spiel GSC reduziert sich damit effektiv auf die Frage, in welchen der fünf Bereichen man die 3+ benötigten Füchse holt. (Im Solo-Spiel zielt man auf gelb-blau-grün-lila, aber das ist im Mehrspielerspiel im Normalfall nicht realisierbar.) Welche Felder man idealerweise am Ende genutzt haben sollte, ist zu 95% fest vorgegeben.


    Gestern beim Spieltreff wieder mal als Absacker GSC gespielt und mich ödet es langsam an. Wie seht ihr das? Gibt es Möglichkeiten, ohne 3+ hoch punktende Füchse in einer Runde zu gewinnen, in der man zum Gewinnen 250 Punkte braucht?

    Ich kann das Spiel jetzt auch zu den Akten legen, Puzzle für meine Ansprüche an solche Sachen gut genug gelöst.



    Mehr Punkte klappt nur mit Glück, und immer wieder das Gleiche machen, bis das Glück einem hold ist, um noch ein paar Pünktchen näher am theoretischen Optimum zu landen, neee danke, das muss nicht sein. Wie man sieht, ist dieses Spiel noch nicht optimal; je eine 1 bei orange und lila haben Punkte gekostet, die 5 auf dem orangenen Verdopplungsfeld auch. Aber andersrum kann man auch direkt sehen, dass jede Verbesserung nur noch über hohe Würfelwerte in diesen beiden Farben geht. Der Fuchs-Wert ist durch gelb auf 30 gedeckelt, blau ist voll, und zusätzliche Würfel für gelb oder grün würden anderswo fehlen.


    Ich bin mir mittlerweile relativ sicher, dass für die optimale Lösung genau diese 28 Kreuzchen (8x gelb zusätzlich zu den vier vorgedruckten, 11x blau, 9x grün) und 13 Zahlen (6x orange, 7x lila), zusammen also 41 Einträge, erreicht werden müssen. Mit mehr Boni (Kreuzchen/Zahlen) bei gelb oder im hohen Lila-Bereich auf Kosten von grün oder orange könnte man zwar noch mehr Einträge machen, aber das würde automatisch den Wert der Füchse unter 30 drücken und bei vier Füchsen werden aus jedem Punkt unter 30 bei der Fuchs-Wertung vier verlorene Punkte in der Endabrechnung.


    Für alle, die es noch schaffen wollen, mal über 300 zu kommen, vielleicht noch ein paar Tips. Wenn man die Felder identifiziert hat, die man am Ende haben will, dann kann man die Boni zusammenzählen, die dadurch zustande kommen:

    • aus gelb: blau, Fuchs, (Punkte), (+1)
    • aus blau: orange, gelb, grün, lila, Fuchs, (re-roll), (+1)
    • aus grün: blau, lila, Fuchs, (+1)
    • aus orange: (re-roll), gelb, (+1)
    • aus lila: (re-roll), blau, (+1), gelb, Fuchs.

    Zusammen mit den Boni vom Rundenbeginn also: 3x gelb, 3x blau, 1x grün, 1x orange, 2x lila, 4x Fuchs, 5x (re-roll), 6x (+1), 1x freies Ankreuzen. (Kontrollrechnung: 17 Felder daraus + 24 Felder aus (3+1) Würfelnutzungen in jeder der 6 Runden = 41 Einträge, passt.) Zieht man die Boni von den Werten oben ab, dann sieht man, wie oft man Würfel der entsprechenden Farben nutzen muss (bzw. den weißen Joker-Würfel dafür nutzen muss):

    • gelb: 8 - 3 = 5 Würfelnutzungen
    • blau: 11 - 3 = 8 Würfelnutzungen
    • grün: 9 - 1 = 8 Würfelnutzungen
    • orange: 6 - 1 = 5 Würfelnutzungen
    • lila: 7 - 2 = 5 Würfelnutzungen

    (Wieder Kontrollrechnung: zusammen 31 Würfelnutzungen aus 3*6 eigenen Würfen, 6 fremden Würfel, 7 (+1) Boni. 18 + 6 + 7 = 31. Passt.)


    Das bestätigt die von Capote empfohlene Pi-mal-Daumen-Regel "nutze jedes Mal blau, wenn du es kannst", aber es macht noch etwas anderes klar: wenn man die anderen Farben gleich priorisiert, klemmt's nachher bei grün, und der Sturm auf den 300+ Punkte Gipfel kann insbesondere bei der 4+ / 5+ Klippe in grün abstürzen. Bei grün hat man außerdem nur 1 Bonus, der über die 2-6-10 Vertikale von Blau freigeschaltet wird. Diese Boni sind wichtig! Die jeweils 3 Gelb- und Blau-Boni sorgen dafür, dass man diese beiden Felder recht sicher voll bekommt, wenn man das so Timing so hinbekommt, dass man gegen Ende die schwierigen, fehlenden Zahlen durch Boni erschlägt.


    Bei Grün geht das nicht so leicht, da gibt's nur einen solchen Ankreuzbonus. Man sollte deshalb versuchen, mit einen Mix aus diesem Bonus und/oder einem (+1) Einsatz diese Grün-Hürde zu nehmen. In der entsprechenden Spielphase ist deshalb unbedingt ein (+1) dafür in Reserve zu halten, auch beim Passivzug, um ggf einen hohen grünen oder weißen Würfel dort abzugreifen. Die Grün-Klippe kann manchmal auch mit normalen Würfelwerten genommen werden, aber es lohnt sich, über passendes Timing mit den Boni die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs erhöhen.


    Das freie Ankreuzen vor Runde 4 kommt oft zu früh für das schwierige 5+ Grün-Feld, aber ich nutze diesen Rundenbonus auch gerne für 2-Blau, um damit oder kurz später die 2-6-10 Vertikale voll zu machen und dann die Grün-Klippe zu nehmen. Wenn sich das nicht anbietet, dann gerne auch für die schwierige 12-Blau, denn die gibt mit 4-Blau und 8-Blau einen frischen (+1) Bonus. Wenn man durch Einsatz eines (+1) einen neuen (+1) gewinnen kann, dann lohnt sich das übrigens auch fast immer. Dann sollte man auch nicht allzu große Hemmungen haben, das (+1) auch mal auf niedrigere Würfelwerte anzuwenden. Man will ja schließlich vorwärts kommen.


    Sonstige Tips: Kettenzüge maximieren, und das insbesondere beim Einsatz von weiß bedenken. Wenn ich entweder ein blaues Kreuz machen kann oder ein gelbes Kreuz, das einen blauen Ankreuzbonus gibt, dann immer letzteres. Ziel ist es, die Boni tendenziell früh freizuschalten, insbesondere die (+1) Boni, und etwas eingeschränkter gilt das auch für die Re-Rolls. Früh freischalten, aber dann auch nutzen. Wer in der letzten Runde noch drei (+1) hat, wird sie kaum mehr optimal einsetzen können.


    tl;dr: Blau und grün priorisieren, (+1) tendenziell früh freischalten für hohe Flexibilität und möglichst immer einen solchen Bonus in Reserve vorhalten (d.h. seinen letzten +1 nur verwenden, wenn es sich wirklich lohnt)

    das gilt in meiner Wahrnehmung aber eher für das Solo-Spiel.

    Ich bezog mich auch auf nichts anderes. :)


    Ich hatte irgendwo mal gelesen, dass der Autor von Ganz Schön Clever auch Imhotep als Inspirationsquelle genannt hatte. Erstmal komisch, aber auf den zweiten Blick nachvollziehbar. Welche Würfel ich dem Gegner lasse, ähnelt schon irgendwo dem "ich bestimme mit, wo die Boote mit gegnerischen Steinen hinfahren können". Im Mehrspielerspiel kann man auf jeden Fall Einfluss ausüben, und zwar vermutlich (erst einmal gespielt...) genau in dem von dir skizzierten Sinne: allzu fragile Extremstrategien wirklungsvoll zerschießen. (Wobei die Stufe 1 der blockierenden Interaktion erstmal sein dürfte, den Mitspielern im Zweifelfalle keine weißen Joker-Würfel zu überlassen.)

    Die fehlende 9 in blau dürfte aber so ziemlich die einzige Möglichkeit sein, ohne volles Blau hoch zu punkten. Damit geht ein Fuchs und ein Reroll verloren. Das ist verschmerzbar. Bei fehlender 5 kostet's ein Kreuz und bei allen anderen blauen Feldern hätte man sogar zwei Felder weniger ausgekreuzt (mit allen daran hängenden Ketteneffekten). Auch in dem Beispiel wäre es besser gewesen, die blaue 9 anstelle der letzten orangenen 4 zu haben.

    [...] das Timing [...]

    Okay. Ich sehe, worauf du hinaus willst, und da ist das "jein" angebracht. Danke für die Antwort. :)

    Es sind Spielentscheidungen drin, auch wenn man irgendwann raus haben wird, was unter den immer gleichen Bedingungen die beste Wahl ist. Das Factory Funner Online Solospiel, das du ja auch kennst, ist da für mich als Online-Solo-Spiel um Klassen interessanter, weil es viel mehr Abwechslung bietet.


    Ich habe Ganz Schön Clever einmal als 4er im "real life" gespielt (Platz 2 mit 228 Punkten, ohne die Regeln vorher gekannt zu haben) und jetzt dreimal die Solo-Online-Version durchgeklickt (~200, ~250 und 286). Lass mich raten: es ist wichtig, möglichst schnell die "+1" Felder erwischen, um Flexibilität zu gewinnen?

    Ist das Online-Solo-Spiel eigentlich noch ein Spiel oder nicht eher ein glückslastiges Puzzle?


    Ich meine: da gibt's doch weder Mitspieler-Interaktion noch variable Ziele, nach denen man sich richten muss. Man versucht immer die gleichen Kästchen, die einmal als optimal identifiziert sind, anzukreuzen und wie gut das dann klappt oder auch nicht, das bestimmt der Zufall beim würfeln. Ist das nicht ein im Prinzip gelöstes Puzzle? Warum macht man das immer wieder? Einmal bis auf X Punkte an das theoretische Optimum ranzukommen, um danach das Spiel nie wieder anzufassen?