Beiträge von ravn im Thema „Bereitschaft Spieler mehr Geld für bessere Qualität“

    Erst letztens wieder bemerkt, wie unterschiedlich doch die Erwartungshaltung in Sachen Produktqualität sein kann:


    So gut ich Terraforming Mars als Spiel finde, so blöde finde ich die beiliegenden Spielerablagen. Allerdings erst, seit dem ich mit selbst aufgepimpten Broken Token Spielerablagen spiele - sofern ich mein Exemplar denn mit dabei habe. Weil spielt sich einfach entspannter, wenn da schlicht nichts verrutschen kann. Spielbar war das Spiel vorher auch, jetzt nur besser. Obwohl höchstens in einer Partie mal was verrutscht war, sonst nie.


    Im Gegenzug kenne ich Mitspieler, die das Spiel mehr als nur regelmässig spielen - in allen Varianten, sogar mit Drafting & Co. Die spielen weiterhin mit der normalen Version. Keine besonderen Spielerablagen, kein Holzinlay, keine aufgepimpten Statusmarker für Sauerstoff und so. Noch nicht einmal Kartenhüllen. Und die sind absolut zufrieden mit dem Spiel, so wie es ist. Die brauchen gar keine bessere Qualität der Spielkomponenten, obwohl wir hier "nur" von Mehrkosten von rund 70 Euro (Broken Token Inlay mit Spielerablagen und Statusmarker & UltraPro Kartenhüllen) reden, was bei deren Partien im dreistelligen Bereich auf die reine Spielzeit heruntergebrochen ein Schnäppchen wäre.

    Die SPIEL 2017 hatte "Mehr als 1.100 Aussteller aus über 50 Nationen". Selbst wenn die Verlage ihre Neuheiten halbieren würden, hättest Du immer noch mehr Neuheiten, als selbst ein Spielefreak und Vielspieler in einem Jahr spielen könnte. Oder gibt es hier jemanden, der von sich behauptet, die Hälfte aller Neuheiten von 2017 mindestens einmal gespielt zu haben?


    Die Auswahl ist also gegeben und da sollte eigentlich jeder "sein Lieblingsspiel" finden und vorab die Spiele aussortieren können, die dem eigenen Anspruch und Erwartungen an die Qualität nicht genügen. Die Qualität ist also jetzt schon gegeben. Nur eben vergraben in einer unüberschauberen Auswahl. Ein höherer Kaufpreis macht zudem nicht automatisch eine bessere Qualität. Auch weil jeder "Qualität" ganz eigen definiert. Denn was bringen mir persönlich supertolle Miniaturen, wenn mir persönlich das Spielsystem nicht zusagt, weil in meinen Augen purer Murks?

    So wie es aktuell von den Verlagen und Herstellern gemacht wird, ist es die Methode, die am meisten Umsatz und Gewinn bringt. Ansonsten würde es anders gemacht werden. Der Rest ist Spekulation und Wunschdenken. Insgesamt ist Brettspiel ein recht preiswertes Hobby, bei dem es eher an Mitspieler und Zeit mangelt als an verfügbaren Brettspielen. Somit alles wunderbar. Der Zubehörmarkt für Luxuszeugs von Kartenhüllen bis Holzinlays bedient die Nachfrage doch schon längst. Wer die nicht braucht, kauft das Normalspiel oder pimpt eben je nach Geldbeutel und Verlangen auf. Oder geht eben bei Kickstarter doppelt "all in" und finanziert sich seine Luxusausgabe durch das dann verkaufte Zweitexemplar.


    Ein "bezahle 10 Euro mehr und Du bekommst eine fehlerfreie Spielregel, eine 100% Qualitätskontrolle bei den Komponenten und ein Spiel, das ausreichend getestet und ausgereift ist" klingt für mich merkwürdig, weil ich das als Konsument eigentlich inkludiert im Kaufpreis erwarte.