Beiträge von MetalPirate im Thema „Komplex oder kompliziert? Bedeutung und Unterschiede“

    Gelten 16+ Seiten schon als heavy?

    Normale Medium/Heavy-Euros, allesamt vom Niveau her schon deutlich über KSdJ-Preiswürdigkeit, liegen so um die 16 Seiten:


    #Madeira hat 16 Seiten + 2 Seiten Beiblatt (beides Quadratschachtel-Format).

    #Nippon hat 12 Seiten + 2 Seiten Beiblatt (beides Rechteckschachtel-Format).

    #GreatWesternTrail hat 16 Seiten (Quadratschachtel-Format, kleine Schrift).

    #Mombasa hat 12 Seiten (Quadratschachtel-Format, kleine Schrift).

    #DungeonPetz hat 20 Seiten (Höhe vom Quadratschachtel-Format, aber schmäler, dazu bewusst locker-flockig geschrieben).

    #TwilightStruggle hat sogar nur 9 "richtige" Seiten (mit Inhaltsverzeichnis, aber ohne "extended example of play" und historische Infos).

    #FoodChainMagnate hat 14 Seiten.

    #Tzolkin (Tzolk'in) hat 16 Seiten im Quadratschachtel-Format.

    #TerraMystica hat 20 Seiten im Rechteckschachtel-Format.

    #BoraBora hat sogar nur 12 Seiten (inclusive Alea-typischer Zusammenfassungsspalte) im Rechteckformat.


    Die Regelmonster-Euro-Spiele mit 24-30 (oder noch mehr) Seiten sind eigentlich eher eine jüngere Entwicklung, oft auch in Zusammenhang mit Kickstarter -- da hängt der Regelumfang dann auch oft daran, dass die Autoren nicht wissen, wie man richtig Regeln schreibt; nicht immer, aber doch recht oft ginge es meiner Meinung nach auch kürzer und besser. Einige Beispiele für solche jüngeren Regelmonster: #Lisboa, #Agra, #Feudum, #Trickerion.

    Das "unnötig" bei Kompliziertheit ist natürlich immer Definitionssache. Was für den einen eine unnötige Sonderregel ist, weil sie abstrakt betrachtet das Spiel mechanisch nicht besser macht, ist für den anderen eine wichtige Regel, um das Thema besser abzubilden. So ein bisschen definitiert genau das auch die Trennlinie zwischen Euro- und AT-Fraktion. (Aber nicht nur: Bei #Brass/Kohle gibt's doch so eine komische Stadt mit ganz eigenen Anbindungsregeln ans Verkehrsnetz. Alleinige Begründung dafür: weil's historisch so war...)



    Die Wunschkombination (für mich) ist ja eigentlich immer: möglichst wenig kompliziert und dabei möglichst komplex...

    Das unterschreibe ich voll und ganz. Jede Regel ist für mich erstmal ein "Kostenfaktor" (weil sie erlernt / gemerkt / erklärt werden muss), und das muss durch einen spielerischen Mehrwert aufgewogen werden.


    Als Freund auch sehr anspruchsvoller Spiele möchte ich noch ergänzen: Gerade bei den "heavy euro"-Dingern mit 16+ Seiten Regeln sehe ich es mittlerweile fast als Notwendigkeit an, diese "Regelkosten" durch leicht zu merkende Regeln soweit wie möglich abzumildern, sei es durch eine sehr gut geschriebene Spielregel, durch Ableitbarkeit aus eher wenigen Grundprinzipien, durch eine starke thematische Begründung oder was auch immer. Sonst geht ein regellastiges Spiel unter gegenüber gleichartigen Spielen, die solche Erleichterungen bieten. Deshalb hat es ein Spiel wie #Agra trotz aller seiner Reize bei mir schwer: ein ganz ähnliches Spielerlebnis kriege ich auch mit Spielen, die sich in weniger als einer Stunde erklären lassen (und das auch nur, wenn ich mich einen Abend lang gezielt auf die Regelerklärung vorbereite).