Beiträge von Luzifer im Thema „23.04.-29.04.2018“

    #FoodChainMagnate


    Nachdem ich hier immer wieder davon gelesen habe und es wiederholt in verschiedenen Top-Listen aufgetaucht ist, habe ich mich näher mit #

    Food Chain Magnate beschäftigt. (Kann es sein, dass es keinen eigenen Thread dazu gibt, nur unzählige Eintragungen in den Wochenlisten?). Ich bin im tiefsten Herzen ein thematischer Spieler und sehe meine Vorlieben in der AT-Ecke. Deswegen hab ich länger gezögert. Als das Spiel dann aber vor Kurzem wieder erhältlich war, habe ich zugeschlagen. Und ich begab mich auf eine überraschende Reise, als ich den Deckel dieser DIN A4 Box öffnete.


    Oh...



    Mein...



    Gott!!!


    Wir haben gestern in etwa 2 Stunden die Einführungspartie gespielt. Also mit abgespeckten Regeln und abgespeckter Dauer und ohne einen Teil der (recht wesentlichen) Spielregeln (nämlich den Meilensteinen). Wir haben also lediglich an der Oberfläche des Spiels gekratzt. Oder anders gesagt, wir haben ein wenig an der Oberfläche geplantscht, dabei besteht das Spiel aus einem tiefen Ozean, der Abgründe aufweist, in welchem der Himalaya verschwinden könnte. Das Spiel ist für mich nach der ersten Partie der Mount Everest der Strategiespiele!


    Aber auch der Mount Everest wird bestiegen. Beginnend mit dem ersten Schritt:


    Der Aufbau ist im Grunde einfach und toll strukturiert, dank der hervorragenden Spielhilfe. Allerdings dauert es einen Moment, bis man alle Karten in der richtigen Ordnung auf dem Tisch gestapelt hat. Die Ordnung ist dabei wichtig, da man später von den Stapeln Karten nimmt, welche man sich vorher in der Spielhilfe zurecht gesucht hat.


    Spielplan und Holzpöppel sind dagegen schnell ausgelegt. Der Spielplan variiert anhand der Spierleranzahl, hier zu Dritt empfand ich die amerikanische Kleinstadt aus den 50 Jahren meiner Fantasie doch überraschend groß.


    Die Regelerklärung ging dank zwei Proberunden recht schnell. Die Regeln sind auch total überschaubar. Hat dennoch 20 Minuten gedauert. Aber kein Vergleich zu anderen Strategiemonstern.


    Die Hauptmechanik des Spiels ist eine Art offener Deckbuilder. Das Deck besteht aus Karten = Mitarbeitern, die jeweils besondere Fähigkeiten besitzen (z.B. produziere eine Pizza / besorge ein beliebiges Getränk). Aus meinen eigenen Karten kann ich zu Beginn der Runde frei wählen, wen ich zur Arbeit schicke. Allerdings müssen die Mitarbeiter vom Management beaufsichtigt werden, also gibt es eine vorgegebenen Anzahl an "Slots". Zu Beginn sind das 3 freie Slots, also 3 Mitarbeiter, die eingesetzt werden können. Natürlich gibt es zusätzliche Managemer, die man sich später holen kann, die zusätzliche Slots ermöglichen.


    Dann ging es los mit der freien Suche nach Mitarbeitern. Das Spiel ist buchstäblich die fleischgewordene "Qual der Wahl". Von Anfang an hat man schon eine Auswahl an acht "kostenlosen" Mitarbeitern, wie zum Beispiel einer Küchenhilfe oder einem Werbefuzzi (Marketing Trainee), oder einem Getränkelieferanten oder oder oder. Wir sind dennoch alle erst mal den gleichen Weg gegangen und haben uns je ein Recruiting Girl geholt, mit dem man jede Runde eine zusätzliche Person einstellen kann (neben der grundsätzlichen fähigkeit des CEOs - das ist man selbst). Erst ab der dritten Runde gab es dann abweichungen und jeder hat angefangen für sich selbst eine Strategie aufzustellen. Dennoch haben wir erst mal im Grunde alle das gleiche gemacht: In der Nachbarschaft zu unserem Restaurant eine Werbekampagne für Burger bzw. Pizza bzw. Bier gestartet und diese in den kommenden Runden bedient. So flossen die ersten Dollares in unsere Kassen. Mit etwas Geld in der Hinterhand kann man auch schon mal nachdenken die eigenen Arbeiter zu trainieren. Wer geschult wird, darf in der aktuellen Runde NICHT aktiv im Unternehmen beteiligt sein. Das bedeutet es muss eine neu eingestellte Kraft sein, oder jemand aus dem bisherigen Kartenstapel, der "Am Strand" ist.


    Trainierte Mitarbeiter haben bessere Fähigkeiten, ABER sie kosten am Ende der Runde auch Geld in Form von Gehalt. Kann oder will ich ein Gehalt nicht zahlen, dann kann ich die Person auch feuern, verliere dann aber auch die Karte und sämtliche Anstrengungen, die ich im Vorfeld unternommen habe, um diese Karte zu erhalten sind ebenfalls dahin.


    Auf dem Spielfeld entwickelte sich mit der Zeit einiges. Meine zwei Mitspieler waren recht dicht beieinander und ich hatte mich (die Lehre habe ich aus Cthulhu Wars) etwas abseits positioniert. Die anfängliche Wahl, wo das Restaurant auf dem Spielplan positioniert ist, hat man selbst (in umgedrehter Zugreihenfolge). Es führte dazu, dass die beiden sich sehr schnell ins Gehege kamen. Denn sobald man Werbekampagnen zu einem Produkt, z.B. einen Burger gestartet hat, bekommen die Bewohner der Stadt Hunger darauf. Aber nur diejenigen , welche von der Werbekampagne auch erreicht werden. Am Anfang sind das nur einzelne Häuser. Später können das durch Postwurfsendungen ganze Blocks sein, oder wenn der Zeppelin über die Stadt fliegt, sind das ganze Straßenzüge. Sobald etwas im Radio beworben wird, ist nahezu die ganze Stadt vom Burgerfieber infiziert. Diesen Bedarf an Burgern kann jetzt aber JEDER stillen. Wenn die Bürger Burger essen gehen wollen in einer eigenen Phase, wird jetzt verglichen, wo die Bewohner den Burger essen gehen. NAtürlich sind die Bewohner der Kleinstadt eher faul und wollen nicht weit laufen. Aber um zu sparen, bewegen sie sich dann doch. Weswegen ein Preiskampf entstehen kann und entstehen wird. Es gibt nämlich Mitarbeiter (Karten) welche den Stückpreis verringern. Und schon begibt sich der geizige, faule Stadtbewohner zu Gluttony Burger, anstatt zu Golden Duck Diner! Bei Gleichstand entscheiden die Anzahl der Kellnerinnen, wo die Leute hin pilgern. Ein Mitspieler verfolgte sehr zielgerichtet diese STrategie und hatte eine ganze Horde an Kellnerinnen in seinem Unternehmen, so dass wir ihn schon Gluttony Hooters nannten [Blockierte Grafik: https://www.rpg-foren.com/styles/default/xenforo/clear.png]


    Und wenn man den Preis des anderen nicht unterbieten kann, so kann man aber vielleicht für ein verändertes Angebot sorgen. Nämlich reagieren die Bewohner auf ALLE Werbekampagnen. Unser Hooters-Spieler hatte sich zwar preislich gut aufgestellt, aber er hatte dann nicht erwartet, dass Santa Maria Pizza Werbung für Coke laufen ließ. Plötzlich wollten die Burger aus Haus Nr. 15 nicht nur einen Burger essen, sondern auch eine Coke dazu. Mr. Hooters hatte Burger und Bier produziert. Und damit konnte er den Bedarf aus Haus Nr. 15 nicht decken. Die Anwohner wollen aber ALLES auf einmal konsumieren, wenn sie sich schon mal aus dem Haus begeben. Falls sie nicht alles auf einmal bekommen können, gehen sie gar nicht erst weg und essen Tiefkühlpizza oder Käsenudeln aus der Dose. Santa Maria Pizza konnte aber eine Coke und einen Burger in der gleichen Runde liefern... und siehe da, Haus Nr. 15 kam und zahlte ihm insgesamt 20 Dollar (10 für die Coke und 10 für den Burger; Teure Coke!).


    Gleichzeitig sorgte ich mich in meinem Eck für eine Werbekampagne, die gleich zwei Häuser auf Pizza scharf werden ließ, während ich mir einen Pizza Koch trainierte, der in einer Runde gleich 3 Pizzen produzieren kann. Man kann übrigens keine Lebensmittel in die nächste Runde nehmen. Die werden immer am Ende weggeworfen. Man muss also jede Runde dafür sorgen, dass man den Bedarf auch decken kann.


    Später stellte ich über das Management sogar noch jemanden ein, der dabei half die Umgebung schöner zu machen und ich konnte passend zu meinen Gegebenheiten ein Haus bauen lassen. Das Haus überzog ich natürlich auch gleich mit der Werbekampagne für Pizza. Und da es ein Haus mit Garten war, bekam ich auch mehr Geld. Denn in dieser amerikanischen Kleinstadt bedeutet ein Garten Wohlstand. Und wer wohlhabend ist, der zahlt doppelt so für für seine Pizza oder sein Limo. Es ist einfach toll einen Garten zu haben! Der amerikanische Traum! Und mein Profit. [Blockierte Grafik: https://www.rpg-foren.com/styles/default/xenforo/clear.png]


    Und während die anderen beiden in der letzten Runde hier ne Coke und dort zwei Burger verkauften, machte ich dank der gestapelten Sonderfähigkeiten meiner Mitarbeiter (u.a. eine Luxusmanagerin) und einer einzelnen Kellnerin (die gute Edda!) mit drei Stück Pizzen anstatt den regulären 30 Dollar sage und schreibe 89 Dollar! Damit hatte ich die Bank gesprengt und das Spiel war vorbei.


    Klar, lief es sehr gut für mich, denn ich hatte keinerlei Konkurrenz in der Ecke, in der ich agierte. Es sollte auch nur ums ausprobieren der Mechaniken gehen und wie sich welche Strategien eventuell entwickeln können. Sehr wohl war es hochinteressant, was durch die Stapelung von Effekten für Preise erzielt werden können und ich war auch hier noch lange nicht am Ende der Möglichkeiten angelangt. Wir haben vielleicht gerade mal ein Drittel der vorhandenen Karten im Ansatz überhaupt genutzt. Ganz zu schweigen von den Meilensteinen, welche das Spiel nochmal exponentiell komplexer machen, da man durch sie dauerhafte Sondereffekte erhält. Zwei Beispiele:

    • Wer als erster einen Burger verkauft, erhält für den Rest des Spiels (!) für jeden Burger 5 Dollar mehr.
    • Wer als erster Lebensmittel am Ende der Runde wegwerfen muss, erhält einen Kühlschrank in dem er Lebensmittel (als einziger?) in die nächste Runde mitnehmen kann!

    Das sind teilweise absolut krasse Effekte, welche dem Spiel nochmal einen ganz anderen Verlauf geben und den Spieler dazu nötigen sich einen Plan zu machen, worauf man abzielen will.


    Was mich wieder dazu führt, wie tiefgehend das Spiel ist. Ich habe heute Nacht von den Holfiguren auf dem Feld geträumt, so sehr hat es mich in seinen Bann gezogen. Und so ohnmächtig fühle ich mich gerade, wenn ich bedenke, was man alles bedenken muss bei einer Partie. Alle Infos sind jederzeit erhältlich. Man darf sogar unter den Stapel der anderen Spieler schauen. Aber eben weil alles offensichtlich ist, sah ich mich gestern schon einer Flut an Informationen gegenüber, die ich noch gar nicht so richtig verarbeiten konnte.

    Und es war wie gesagt erst mal der Weg aus dem Auto zum Basecamp! Mount Everest, ich werde dich bezwingen! Ich komme wieder!