In den letzten beiden Tagen habe ich meine ersten beiden Spiele jeweils zu dritt gespielt - die erste eher zum Kennenlernen, eine Runde weniger gespielt (Zeitfrage an diesem Abend) und auch noch was falsch gemacht. Gestern dann mit zwei Vielspielern, die das Spiel wie ich beide schon einmal gespielt hatten. Das war schon ein Fest! Analog "Rise to Nobility" aus gleichem Hause kommt man doch auf eine - im Vergleich zu anderen Spielen - gefühlt lange Spieldauer, bei uns waren das gestern etwa drei Stunden. Aber es ist zu keinem Zeitpunkt langweilig und man taucht tief in das thematische Geschehen ein.
Hab die Punkte nicht notiert, aber wir endeten so etwa mit 85, 65 (ich), 50 SP. Der semi-coop-Ansatz greift total - ohne gemeinsame Verteidigung geht nichts! Da jedes gebaute Teil (Falle, Barrikade) letztlich persönliche SP beschert, steht das auch nicht unbedingt im Widerspruch. Interessant ist, wie wohl der SP-Abstand zustande kam. Da ist sehr wohl Raum für Strategien, die zu erkunden gilt. Sowohl der Sieger als auch ich hatten alle Fallen gebaut, ich sogar locker eine Runde früher, was mir schneller den vierten Unterschlupf freischaltete. Aber während bis zum Spielende vier seiner Fallen Gefangene machten und ihm einen entsprechenden Lösegeld-Boost verschafften, ging bei mir kein einziger Wächter in eine Falle - die lagen am Ende alle noch auf dem Spielplan. War natürlich kein Zufall. Aufgrund der mir zufallenden Karten - da wo Rohstoff X anfällt (z.B. Holz), wird dieser auch primär zum Bau der Falle gefordert - hatte ich jeweils zwei Fallen an einem Ort gebaut. Und dort wurden von meinen Mitspielern konsequent die Wächter bekämpft - man hat sich eben nur bedingt lieb in diesem Spiel Brachte beiden regelmäßig zusätzliche Rohstoffe (immer wenn der Ort mal wieder clean war) und mir keine Gefangenen - an diesen Orten herrschte tiefer Frieden im Sherwood Forest! So hatte ich letztlich auch eine Barrikade weniger bauen können, jeder hatte einen Boten entsenden können.
Hinzu kamen individuelle Fehler (zu früh eine Kutsche überfallen - Aufwand und Ertrag stehen hier in ungünstigem Verhältnis, auch später im Spiel nur bedingt interessant) und etwas Pech (schon ein paar dumme Würfe vor Spielende gemacht, die rein von den Wahrscheinlichkeiten hätten gelingen dürfen). Ist aber ok, eben kein Schach, sondern ein wunderschönes thematisches, genial umgesetztes Spiel. Die Grafik von The Mico tut ein Übriges, gefällt richtig gut! Ein Spiel, das hoffentlich die Zielgruppe Familienspieler erreicht, auch wenn die Einstiegshürde i.V.m. Spieldauer dem vielleicht entgegensteht. Aber seit "Herr der Ringe" haben auch Filme jenseits von 3 Stunden eine Chance im Kino - warum sollten entsprechend atmosphärische Spiele nicht genauso erfolgreich ankommen.
Ein Wort zur Material-Sortierung bei mir: je Spieler ein ZIP-Beutel mit seinem Material (gleich vorsortiert mit Start-Ressourcen), einen für die Münzen, einen für alles andere aus Holz - Ressourcen, Fläschchen, Wächter - das muss man auch nicht groß sortieren, halt auf einen Fleck griffbereit halten.
PS: bei der Plauderei am Rand mal abgehoben auf das bürokratisch anmutende Wort "Ablenkungsmarker" für die kleinen Fläschchen. Probiert zuhause mal... "Schatz, bringst Du mir einen Ablenkungsmarker aus dem Keller mit"