Beiträge von Dirtbag im Thema „12.02.-18.02.2018“

    Eine Filmcrew, abgestürtzt auf einer abgelegenen Insel. Statt des erhofften Films gab es nun einen Haufen Eingeborene, die höchst unerfreut über das unerwartete Auftauchen von ungebetenen Gästen waren. Wirklich höchst unerfreut. Kaum aus dem Wrack gekrochen, schlug schon der erste Pfeil neben den Köpfen ein. Willkommen bei Ferox.


    Nachdem nun also der Modus Operandi für den Rest des Spiels klar war (was dich nicht umbringt, will dich nur später umbringen), nahm der Pilot erstmal die Machete in die Hand und ging zusammen mit Guide und Journalistin los, um ein paar Schädel ein- oder abzuschlagen. Der Drug Runner gesellte sich später auch noch dazu. So richtig erfolgreich waren sie dabei allerdings nicht – ein paar Stammeskrieger blieben irgendwann schon auf der Strecke, aber der Drug Runner schaffte es auch nicht mehr zurück aus dem Dschungel. Und die anderen drei Crewmitglieder waren schwer angeschlagen. So mussten dann eben doch Script Girl und Kameramann ran. Offener Kampf schien ihnen zu aussichtslos, stattdessen setzten sie lieber auf vergiftetes Essen und subtiles Ausspielen der Stämme gegeneinander. Das funktionierte eine Zeit lang ganz gut – dann wurde der Kameramann von den Eingeborenen erbarmungslos abgeschlachtet. Und das Script Girl, weil sie grade noch in der Nähe war, gleich auch noch mit. Ein hinterhältiger Angriff auf das Lager raffte dann auch noch den Piloten dahin. Journalistin und Guide waren auf Rache aus, trauten sich aber wegen zuviel Angst nicht so recht aus dem Lager. Bis es ihnen irgendwann zuviel wurde, sie sich Machete und Medikit schnappten und den Stämmen die nächste Nahrungsversorgung um ein paar hungrige Krieger erleichterten. Die Antwort liess nicht lange auf sich warten und endete mit dem Tod des Guide. Die Journalistin, mehr tot als lebendig und wohlwissend, dass sie diese vermaledeite Insel sowieso nie verlassen würde, brannte vor ihrem Tod noch kurz und mit bösartigem Lachen ein Eingeborenendorf nieder. Auf dem Weg zum zweiten Dorf – sie hatte noch grosse Pläne – machten ein paar Krieger ihrem Plan ein Ende. Sieg für die Eingeborenen, Niederlage für die Filmcrew.


    Ferox ist ein recht interaktives, asymmetrisches 2-Spieler-Spiel. Ziel der Eingeborenen ist es, die Filmcrew auszulöschen. Die Filmcrew will entweder alle Krieger (sind ein paar) umbringen oder zumindest mit einem Überlebenden den rettenden Hubschrauber erreichen. Aktionen werden über Karten ausgelöst, die man aus einem grossen Deck in sein Draw Deck draftet. Dabei bekommt man innerhalb eines Spiels vielleicht 30% des Gesamtdecks zu sehen. Spielerisch ist es durchaus unterhaltsam, kann aber auch gelegentlich ein paar Längen haben (wenn bei beiden Spielern keine sinnvoll nutzbare Karte auf der Hand ist) oder aufgrund von Würfelpech etwas frustrieren. Die beiden Fraktionen spielen sich dabei sehr unterschiedlich – während die Eingeborenen auf einen grossen Vorrat an Kriegern zurückgreifen können und Zugriff auf starke globale Gegenstände haben, steht bei der Filmcrew mehr das Management der diversen Sonderfähigkeiten im Zentrum. Mal sehen wie es sich mit mehr Partien entwickelt, der Ersteindruck ist aber gut. Der Spieler der Filmcrew sollte aber in jedem Fall eine gesunde Portion Frustresistenz mitbringen, denn hier gibt es im Spielverlauf vor allem eines: immer wieder in die Fresse. Aber dafür kann man eben auch mal ein paar Eingeborenendörfer niederbrennen. Zum Thema: das ist zwar präsent, aber generell dominiert eher die Mechanik das Spielgefühl. Ein Hybrid mit etwas anderem Thema.



    Spiel Nummer zwei des Abends: Psycho Raiders.

    Steve, Randy, Ginger und Dawn fahren in ihrem Pickup gemächlich in Richtung einer kleinen Stadt. Hinter ihnen plötzlich ein pechschwarzer Van, der offenbar vorhat, sie zu rammen. Steve am Steuer gibt Gas, verliert aber in einer Kurve die Kontrolle, der Pickup überschlägt sich. Der Van kommt ebenfalls von der Strasse ab und kommt neben dem Pickup zum Stehen. Fünf schwarz gekleidete Gestalten mit Gasmasken steigen aus. Die vier Camper klettern aus ihrem geschrotteten Pickup und rennen durch den Wald davon, so weit es eben geht. Steve ist nicht besonders schnell, hat aber den Radkreuz mitgenommen. Was den Raider nicht besonders interessiert, der ihn kurzerhand mit dem Flammenwerfer abfackelt. Randy wird kurz darauf ebenfalls eingeholt, mit einer Machete attackiert und schwer verletzt. Ein zweiter Raider taucht auf und hält ihn fest, während der erste Raider sein «Werk» vollendet. Ginger und Dawn rennen panisch weiter und schreien aus Leibeskräften, was den Mechaniker der nahgelegenen Tankstelle alarmiert. Er eilt aus dem aus dem Haus und wirft Dawn, die völlig ausser sich ist, die Schlüssel für seinen Abschlepptruck zu. Ihr dicht auf den Fersen: zwei Raider. Der Rest der Bande sorgt in der Zwischenzeit dafür, dass Ginger nie wieder aufsteht. Während Dawn im Abeschlepptruck losrast und ihn kurz danach im Strassengraben versenkt, ruft der Mechaniker mal den Sheriff an. Selbiger hört die Horrorgeschichte und setzt sich umgehend in den Streifenwagen, fährt aber ebenfalls zu schnell für die prekären Strassenverhältnisse und setzt den Wagen in den Graben. Zumindest ist er nah genug, um noch auf den Raider zu feuern, der gerade versucht, Dawn aus dem Abschleppwagen zu zerren. Nur trifft er leider nicht. Dawn, letzte Überlebende und sich dessen wohl bewusst, schafft es irgendwie aus dem Autowrack und mobilisiert all ihre Kräfte, um schnellstmöglich weg von hier zu kommen. Nur weg. Den dunklen Waldrand nutzt sie, um sich zu verstecken und dann vorsichtig davonzuschleichen. Unerwarteterweise schaffen es die Camper tatsächlich, das Spiel zu gewinnen.


    Psycho Raiders ist atmosphärisch extrem dicht. Zudem erlaubt es den Spielern einiges an Handlungsfreiheit, was allerdings auch mit einer ganzen Reihe an Detailregeln einhergeht. Hat man also die gar nicht so kurzen Regeln gelesen, die Tokens auspöppelt, die Karten ausgeschnitten (ja, korrekt – selber ausschneiden ist angesagt), ausreichend viele Zettel und Stifte zum Festhalten der Stats der Charaktere und Fahrzeuge bereitgelegt und das A3-Poster mit Gasmasken-Pinup irgendwo aufgehänt (oder auch nicht), steht einem einprägsamen Erlebnis nicht mehr viel im Weg. Ausser vielleicht die recht explizite Darstellung (ich habe die jeweiligen Todesarten mal ausgespart in meiner Schilderung) und das extrem düstere Setting. Wen das nicht stört und wer gerne sehr atmosphärische Spiele spielt, der sollte sich das Spiel vielleicht mal näher anschauen.