Beiträge von MetalPirate im Thema „29.01.-04.02.2018“

    Wir haben die Sache am Ende nochmal analysiert und festgestellt, dass diesen Plättchen in der letzten Runde eine viel zu grosse Bedeutung zukommt. Das kannst du gar nicht aufm Schirm haben, bzw rechnen wie gross die Möglichkeit für ein Gleichstand bei Spielende ist UND dann noch das richtige Aktionsplättchen nehmen. Ich denke da hätte der Autor dem Spiel einen Gefallen getan und die Punkte bei Spielend im Falle eines Gleichstands einfach aufgeteilt.

    Bei New Orleans dürfte ein Gleichstand bei irgendeinem Platz (nicht notwendigerweise um Platz 1) regelmäßig vorkommen. Hatten wir auch. So riesig ist die Spanne an möglichen Kommissionären nicht und damit das nicht passiert, müssen ja alle vier Spieler unterschiedliche Anzahlen entsenden.


    Grundsätzlich gebe ich dir in sofern recht, als dass ich starke Sprünge in Entabrechnungen nicht besonders mag. Konkret in meinem 4er Spiel Riverboat: Ich konnte mir in der letzten Runde noch die Führung beim Hafenmeister sichern und das waren dann 24 statt 12 Punkten für die Schiffe. Da hängen dann viele Punkte von Kleinigkeiten ab und obendrein steigt das Risiko von Kingmaking-Situationen, wo ein Spieler C, der nichts mehr um den Sieg mitspielen kann, am Ende entscheidet, ob A oder B gewinnt, z.B. indem er entweder auf Kosten von A die Hafenmeister-Wertung gewinnt oder auf Kosten von B sich in New Orleans besser platziert.


    Ich lehne solche Punktesprünge aber nicht komplett ab, solange sie halbwegs thematisch begründbar sind. Meine Erfahrung sagt mir aber, dass man auf solche Wertungen mit Sprüngen bei der Erklärung sehr intensiv hinweisen muss, sonst droht nachher leicht Frust, wenn Spieler das erst kurz vor Schluss voll realisieren. Also konkret bei Riverboat z.B. sagen, dass die Hafenmeister-Geschichte zwar nicht "all or nothing" heißt, aber dass es da sehr wohl um viele Punkte haben oder nicht haben geht und dass eben nur einer am Tisch das voll werten darf. Wenn allen am Tisch die Regeln, so wie sie halt vom Autor ausgedacht worden sind, klar genug sind, dann ist das alles aber halb so wild.

    Die Boni der Phasen haben im Schnitt einen Wert von einem Siegpunkt.

    Ja, aber wenn du mir im 2er immer Phase 1 überlässt, dann habe ich zusammen vier Arbeiter mehr und damit die 10 Punkte Differenz für die New Orleans Wertung ziemlich sicher eingetütet. Obendrein wahrscheinlich auch mehr Felder bestellt, weil dir irgendwann die Arbeiter ausgehen (oder du könntest nicht sammeln für 6er und 7er Lieferungen, dann wäre mein Vorteil die höhere Flexibilität). Das ist mehr wert als der popelige Siegpunkt in anderen Phasen.


    Der Reiz des 4er-Spiels liegt darin, dass es bei den Ackerfrucht-Plättchen, Schiffen, Auftragskarten sehr, sehr, sehr viel enger zu geht. Wenn da mein linker Nachbar die Phase wählt, dann kann ich völlig rausgedrängt werden (bzw. muss Geld bezahlen, um überhaupt noch ein passendes Schiff zu bekommen). Will ich manchmal auf keinen Fall, also wähle ich selbst eine der Phase 2-4. Diese Motivation fällt im 2er leider völlig flach.


    Wenn ich das Spiel nochmal als 2er spiele, dann werde ich auf jeden Fall die Auswahl der entsprechenden Bereiche um 1-2 Sachen reduzieren, um da die Wichtigkeit der Reihenfolge (und damit der zugehörigen Phasenwahl) aufzuwerten. Mit den geschriebenen Regeln kann ich das Spiel als 2er leider überhaupt nicht empfehlen, ganz anders als als 4er, wo es toll ist.

    [Riverboat]


    Beim Nehmen von Ackerfruchtplättchen, Schiffen oder Wertungskarten (Phasen 2-4) spielt es im 2er keine große Rolle, ob man diese Phase gewählt hat oder nicht. Es sind immer vier 2er-Plättchen / 3er-Plättchen / Wertungenkarten bzw. neun Schiffe da; das wird bei weniger Spielern nicht reduziert. Man hat immer noch eine 3 aus 4 bzw. 8 aus 9 Auswahl. Anders als im 4er-Spiel, wo man als Letzter oft das nehmen muss, was übrig bleibt. Im 4er-Spiel sind deshalb die Phasenplättchen 2 bis 4 attraktiver als im 2er-Spiel, wo man auch im worst case (als Letzter dran) noch eine ordentliche Auswahl hat. Im 2er-Spiel ist deshalb Phase 1 das attraktivste Phasenplättchen bei der Wahl, weil der Zusatzarbeiter seine Vorteile unabhängig von der Spielerzahl bringt.

    [Mystic Vale]

    Hier schlägt das Glück erbarmunsglos zu.

    Eine gewisse Glückslastigkeit wil ich bei Mystic Vale gar nicht bestreiten, aber meiner Meinung nach wird diese von vielen Erstspielern völlig überschätzt. Die Menge der roten Symbole auf den 20 Karten ist ja konstant. Habe ich mal besonders viel Pech, dass die schnell hintereinander kommen, ist in den Zügen danach dafür Ruhe.


    (Jetzt nicht auf Nora bezogen:) Auch bei der Entscheidung, wann ich das Push-Your-Luck wie weit ausreize, steckt deutlich mehr drin, als das viele beim Erstspiel sehen. Erinnert mich manchmal an einige "Experten", die beim damals noch neuen Dominion voller Inbrunst behauptet haben, die Geldstrategie wäre unschlagbar, Begründung: ich habe damit bisher noch jedes Spiel gewonnen. Wenn das Spiel so schlecht wäre, wie manche tun, wo kommen dann im englischsprachigen Sprachraum sehr gute bis begeistere Berichte Reviews in hoher Anzahl her? Das liegt nicht nur daran, dass Pegasus beim Lokalisieren die Reihenfolge der Spielzüge ziemlich bekloppt umgestellt hat. Ich will Mystic Vale nicht zum Überspiel schreiben, aber das kommt mir in den deutschen Forendiskussionen und Berichten deutlich zu schlecht weg.

    Zurück vom Spielen. #Riverboat als 4er. Wow. Toll. Das hatte ich nach einer mäßigen 2er-Erfahrung eigentlich schon auf der Verkaufsliste, aber als 4er: kein Vergleich, echt top! Irgendwie komisch. Früher war es nicht ungewöhnlich, dass von der angegebenen Spielerzahl das eine Ende eher schlecht als recht funktionierte, oft das 2er-Spiel, aber in den letzten Jahren, auch durch die Etablierung des Solo-Spielens, ist das eigentlich selten geworden. Spiele scheinen gründlicher getestet zu werden, bzw. die Redaktionen haben mehr Erfahrung damit, wie man etwas 2er-kompatibel macht.


    Anscheinend sind diese Erkenntnisse aber noch nicht zu Lookout durchgedrungen. Riverboat als 2er ist nur mäßig gut. Null Anpassung an die Spielerzahl, und das ist hier tödlich, denn das Spiel lebt davon, dass am Anfang jeder Runde reihum gewählt wird, wer in welcher der fünf Phasen einen Bonus bekommt. In drei der fünf Phasen besteht der Bonus darin, als erster Plättchen oder Karten wählen zu dürfen. Wenn da im 2er-Spiel genauso viel Angebot da ist, wie im 4er, dann ist das völlig witzlos, denn da muss man keinerlei Angst haben, nur noch Schrott abzukriegen. Also wählt man im 2er (fast) immer Phase 1, die nicht reihum gespielt wird, als Bonusphase. Wahl der Phase ad absurdum geführt. Mit 4 Spielern gespielt gehört Riverboat dagegen ganz klar zu den besseren Essen-Neuheiten. Man merkt, dass das Spiel dafür entwicklt und getestet wurde. Nach Grand Austria Hotel das nächste Lookout-Spiel, bei dem die angegebene Spielerzahl nicht wirklich passt. (Bei GAH ist's umgekehrt: zu zweit nett, aber als 4er die totale Katastrophe.)