Anachrony
wieder ein paar Neugierige begeistern können. Haben sogar gewonnen, dank gut gebauten Synergien auf dem Brett.
Zeitreise und Superprojekte wurden wieder kaum genutzt. Schade.
Das ist mir auch schon passiert. Im ersten Spiel mit meiner Freundin war ihr das Zeitreise-Thema zu kompliziert, sodass sie sich erstmal auf die Gegenwart konzentriert hat. Ich dagegen experimentiere gerne mal aus mit Wegen, die ich noch nicht kenne und bin daher sehr risikofreudig. Letztendlich hat sie ohne eine einzige Zeitreise gewonnen, was aber wohl auch an meinem "Mal gucken was passiert"-Spielprinzip lag.
Bei mir gab es gestern die erste Solo-Runde #NewAngeles. Natürlich nur die Lern-Runde Dieses Spiel gehört mal wieder zu der Kategorie, die ich erst beim tatsächlichen Probespielen komplett verstehen konnte. Ich konnte mir vorher kaum vorstellen, wie das Bieten funktioniert und warum man dem einen oder anderen Vorschlag zustimmen sollte. So richtig, denke ich, muss man auch erst ein paar Runden reinwachsen, um die Auswirkungen zu erkennen.
Ich denke auch, dass das Spiel mit 5-6 Spielern spannender ist als mit 4? Denn in der Regel funktioniert das Bieten so: Der Startspieler macht einen Vorschlag. Der nächste Spieler kann einen Gegenvorschlag machen. Der 3. Spieler kann diesen Gegenvorschlag ersetzen (+1 Karte abgeben), der 4. Spieler ebenfalls (+2 Karten abgeben). Steht nun Vorschlag und Gegenvorschlag fest, können die nicht beteiligten Spieler (bei 4 sind das 2) abstimmen. Da die Anzahl der Handkarten immer ersichtlich und nach so einer Überbieten-Phase nicht wirklich hoch ist, entscheidet meist schon der 1. der nicht beteiligten Spieler, wie das Spiel laufen soll. Wenn er nun 2 Karten auf einen Vorschlag legt, so kann der 3. Spieler in meinem Aufbau kaum was dagegenhalten. Ich hatte zumindest erwartet, dass das Bieten mehrere Runden lang wird, aber so kommt jeder nicht beteiligte Spieler in Reihenfolge nur 1x dran.
Dennoch ein spannendes Spiel, was endlich mal ein wenig anders ist. Es ist tatsächlich interessant "gemeinsam" so eine Stadt zu managen und immer den Spagat zu schaffen zwischen dem Erfüllen der Nachfrage und dem eigenen Weg. Dabei findet das eigentliche Spiel wohl nicht auf dem Brett statt, sondern zwischen den Spielern im Gespräch. Wie das in der Runde ankommt, muss sich erst noch zeigen.
Was mir sehr gut gefallen hat war, dass die nächste Ereigniskarte auf der Rückseite schon anzeigt, mit welchem Thema sie sich befasst. Man wird also nicht einfach von einem Aufstand oder einem Streik überrascht, sondern kann schon erahnen, dass es irgendwo in der Stadt brodelt. Das gefiel mir wirklich gut. Ich bin immer ein Fan davon, wenn man etwas in das Spiel einbaut, für das man keine Regeln verfassen muss.
Negatives? Naja, es gibt viele große Marker, die alle einen mehr oder weniger starken Effekt haben. Auch die Miniaturen haben bestimmte Fähigkeiten. Leider ist das anfangs teilweise unter dem Radar: Beispielsweise erhöht sich das Risiko in der Stadt um 2, wenn in einem Bezirk produziert wird, in dem eine Krankheit vorherrscht. Das hätte man auf den Token vielleicht auch draufschreiben können. Dafür ist die Anleitung aber FFG-typisch wieder in 2 Teile geteilt und beide kommen mit derselben Kurzanleitungs-Rückseite daher - genug für 6 Spieler. Das macht es wieder gut
Des Weiteren kann ich mich echt nur über Preise wundern. Ich hätte zwar 100x lieber vernünftige große Handkarten gehabt - diese Mini-Karten regten mich schon bei BloodRage andauernd auf - dafür aber ist der Rest des Materials und die Karten an sich über jeden Zweifel erhaben. Das Spielbrett sieht toll aus und die Miniaturen sind wirklich schön - auch wenn man sie ebenfalls durch Tokens hätte realisieren können. Qualitativ und quantitativ gibt es an dem Spiel bislang nichts auszusetzen, und das für 52€ im Flagshipstore. Dort habe ich auch damals Anachrony (in einer doppelt so großen Schachtel) für 58€ gekauft. Da frage ich mich manchmal, wohin das Geld bei manchen 80-90€-Spielen geht, die gefühlt schlechter daher kommen.