Beiträge von LookAtTheBacon im Thema „Terminologie für Anfänger: Deckbau/Deckbuilding/Poolbuilding“

    Wer das machen möchte, bitte. Birgt dann halt nur wie gesagt erst recht das Risiko, missverstanden zu werden und in der eh noch recht unbekannten Brettspielterminologie der Kenner-/Vielspieler im Mainstreamsektor weiterhin für Verunsicherung zu sorgen. Da ist es mir quasi offen gestanden lieber, wenn auf allen Spielen gleich die englischen Begriffe mit drauf stehen, als 8 verschiedene deutsche Neologismen ;)

    Aber das kann jeder anders sehen und auch handhaben, wie er möchte. Mehrheitlich werden eh immer noch die englischen Fachbegriffe benutzt. Imho zum Glück ;)

    Lg

    Diese Terminologie ist eindeutig geklärt. Du musst m.E. wegkommen von Übersetzungen. Es gibt noch keine bestmögliche Übersetzung von Deckbuilding. Sie ist rein sprachlich gesehen Deckbau, klar, aber darum geht es nicht. Denn Deckbau meint hier nicht den Aufbau eines bestmöglichen Kartenstapels vor dem eigentlichen Spiel (wie bei CCGs), sondern das Erstellen eines (besseren/bestmöglichen) Stapels während des Spiels. Alle starten gleich, aber du baust dir während dem Spielen ein anderes Deck auf als deine Gegner, um bestmöglich ein/dein Ziel zu erfüllen. Am besten schneller als die Anderen. Daher ist die direkte Übersetzung eben zu missverständlich, um sie generell anzuwenden/im Deutschen durchgängig zu nutzen. Manche machen das, in der Mehrheit hört man aber Deckbuilding und nicht Deckbau, eben um solche Missverständnisse wie von dir zu vermeiden.


    Daher nochmal ein anderer Ansatz: das Problem in dem anderen Thread waren die Genres. Die Einteilung von Brettspielen in Schubkästen, damit man leichter über sie sprechen kann und gleich eine größere Gruppierung meinen kann. Und Deckbuilding was circa mit Dominion eingeführt und mainstreamtechnisch salonfähig gemacht wurde, ist ein eigenes Genre. Genau wie es CCGs sind, Collectible Card Games. Nur gibt es mittlerweile hierin schon zu viele Unterscheidungen, wodurch man bei Letzterem die Unterbegriffe und -Kategorien "LCGs" und "TCGs" eingeführt hat, einfach um sie weiter trennscharf abbilden zu können und dennoch eine größere Menge auf einmal ansprechen zu können. Genau das selbe ist im Deckbuilding passiert. Nur deswegen haben sich mittlerweile Begriffe wie zum Beispiel Bagbuilding (Hyperborea, Orleans, Altiplano, Automobiles) und Poolbuilding (Dice Masters, Quarriors, Puzzle Strike) etabliert. Ist ja auch logisch. Denn du baust dir halt beim Bagbuilding einen Sack mit Cubes auf und beim Poolbuilding alles andere, was nicht Karten oder Cubes sind (z.B. Würfel, Tokens etc.). Es macht also auch inhaltlich Sinn, da du keine Karten veränderst, es gibt kein "Kartendeck". Überdies sind solche Terme augenscheinlich hip und lassen sich gut verkaufen, da man ja "mit Innovation auftrumpfen kann" und daher wird auch immer mal wieder versucht, etwas Neues in der Richtung zu implementieren. In Railroad Revolution sprachen sie ursprünglich von Workerbuilding. In Noria von Wheelbuilding. Hast du vielleicht beides schon mal gehört, vielleicht aber eben auch nicht. Und warum nicht? Weil es A noch zu wenige Spiele davon gibt und sich B der jeweilige Begriff eben noch nicht final durchsetzen konnte. Wenn zum Beispiel alle Wheelbuilding-Spiele schwach werden und wenig gekauft werden, wird sich das Genre wohl auch nicht durchsetzen. Übrigens ist das auch IMMER von den USA mit geprägt und nicht vom deutschen Sprachspiel her. Selbst "Arbeitereinsetzspiel" ist ein Trauerkloß, welchen viele Reviewer ungern schlucken und somit oft generell gleich gar nicht verwenden. Erstens weil er blöd klingt, zweitens weil er umständlich lang ist, drittens weil er einfach nicht "cool" ist laut der Meinung vieler und viertens weil Englisch nunmal die Weltsprache ist, auch im Brettspielsektor. Deswegen sagen die meisten (ich sage bewusst nicht "alle") immer noch Worker Placement und werden dies auch weiterhin tun.

    Ob man deswegen jetzt aber Poolbuilding und Bagbuilding neben Deckbuilding auf eine Stufe stellt oder sie als Untergattungen versteht, darüber gibt es in der Tat noch Diskussionen, immer mal wieder. Dice Placement sehe ich zum Beispiel mittlerweile locker auch als eigenständiges Genre an, so viele Spiele wie es davon mittlerweile schon gibt. Andere sehen es als Unterart von Worker Placement und sind da auch unbelehrbar. Von demher wäre das der spannendere Diskussionsansatz.


    Wie auch immer. Was ich sagen möchte, ist, dass du unter dem Strich wohl besser von den deutschen Begriffen wegkommen solltest - wenigstens von einem definitorischen Standpunkt heraus. Denn wenn du dir weiterhin so wie oben die Übersetzungen ableitest, kannst du nur missverstanden werden und/oder ordnest Begriffe gleich von vornherein falsch ein.

    Empfehlung daher: mehr englische YouTuber schauen ;) Hattest ja jetzt auch erst wieder eine etwas längere Pause, vielleicht spielt das hier dann auch mit rein. Wenn nicht, auch gut, nur solltest du dann aufpassen, dass es nicht auch in deinen schriftlichen Rezensionen mal zu einer fälschlichen Verwendung kommt :) So oder so weiterhin maximale Erfolge für dich.

    Lg der Kastennerd