Beiträge von Brandigan im Thema „Trend zu immer komplexeren Regelmonstern?“

    Es kommen mehrere Punkte zusammen:


    1. Ja, viel hilft viel, in diesen Zeiten. Um heute ein Spiel zu designen, dass für Vielspieler sowohl "neu", abwechslungsreich und komplex genug ist (gerade im Eurospiel-Bereich), ist man sicherlich versucht, verschiedene Mechanismen so zusammenzusetzen, dass ein interessantes neues Ganzes herauskommt. Dabei erhöht sich natürlich die Komplexität und damit der Erkläraufwand. Ich würde meinen, das betrifft die Mehrzahl der Neuerscheinungen, bei denen Bekanntes neu zusammenfügt wird. Dadurch ist auch die Regel lang.


    2. Wirklich neue Mechanismen, die es bisher noch nicht gab, werden seltener. Tendentiell sind es dann auch komplexere Mechanismen als es sie zuvor gegeben hatte, denn sonst wäre sicherlich schon jemand darauf gekommen. Ich vermute, diese werden insgesamt seltener und häufiger mit bereits bekannten Mechanismen kombiniert (s. Punkt 1). Ein solcher ganz neuer Mechanismus muss dann aber auch erst einmal erklärt werden - womit die Regel länger wird. Jede weitere Kombination erhöht dann den Leseaufwand.


    Bei beiden Punkten ist es ganz häufig so, dass es letztlich mehr oder weniger "verblüfft" heißt: "Ist ja viel einfacher, als es erstmal klang." Die Spiele sind also gar nicht so kompliziert, nur das Ineinandergreifen der Mechanismen bz.w die Mechanismen an sich müssen einmal erklärt werden. Nach einigen Spielen ist das also viel schneller erklärt als erstmalig erlesen.


    3. Die größte Kunst besteht darin, mit wenigsten Regeln ein komplexes, spannendes Spiel zu designen. Als Paradebeispiel dafür fällt mir immer Concordia ein. So wenig Regel hätte ich gern häufiger in meinen "Heavy"-Games, weil es eben viel schneller geht, in das Spiel einzusteigen. Aber das sind halt die echten Perlen des Spieledesigns, über die man nicht alle Tage stolpert. Der nächstlogische Schritt ist dann immer, dass irgendwer dieses elegante Prinzip benutzt, um es in ein anderes Setting zu übertragen und mit anderen Dingen zu kombinieren => Punkt 1.