Versuchen wir es mal anders herum. Viele hier sind aus ihrem beruflichen Umfeld sehr hohe Qualitätsanfordungen gewohnt. Oft deshalb, weil genau das in umkämpften Märkten ein ganz wesentliches Unterscheidungsmerkmal sein kann gegenüber der Konkurrenz. Je technischer die Branche, umso eher gilt das.
Jetzt wissen wir alle, das Qualität in Spielen deutlich schlechter messbar ist als beispielweise die Spaltmaße bei der Autoproduktion. Trotzdem. Ich verstehe sowohl, woher die manchmal recht hohen Anforderungen er Nutzer kommen, als auch, warum sich das für die Vertreter der Spieleindustrie schnell als Vergleich von Äpfeln mit Kartoffeln anfühlen muss.
Viele neuere Verlage auf dem Markt haben da übrigens in letzter Zeit mehr gemacht als ich von ihnen erwartet hätte. Ich erinnere an Gùgong (Neudruck einer fehlerhaften Karte, die man nur in jedem so-und-sovielten Spiel überhaupt mal braucht und die man problemlos auch als "soll so sein" hätte deklarieren können) oder die Endavor Neuauflage (Ersatzkarten für ziemlich irrelevanten Fehler durch vergessenes redundantes Symbol, was sich aber aus dem Zusammenhang und dem Regeltext direkt ergibt).
Oder, wenn wir zeitlich etwas zurück gehen, Stonemaier Games bei den falschen Geldbeträgen auf den Weinbergen der Viticulture Collectors Edition, wo es Aufkleber gab, nach Wahl der Kunden entweder komplett kostenlos oder zum Selbstkostenpreis. Das hat denen damals unter dem Strich mehr genutzt als geschadet. Die waren irgendwann für Kundenfreundlichkeit bekannt. Ich erinnere da z.B. auch an die Rabattgutscheine, die es für diejenigen gab, die unter dem Scythe-Auslieferungsdesaster von Ideaspatcher am meisten zu leiden hatten. Entschuldige dich vielmals, obwohl du nicht viel dafür kannst, gib 400 betroffenen Leuten einen 10% Rabatt-Gutschein für den eigenen Online-Shop, kaum jemand nutzt es (weil nicht wirklich attraktiv bei Listenpreisen), aber alle reden darüber... Das ist Marketing.
Ich denke schon, dass die Kunden gerade im umkämpften Kickstarter-Bereich es zu würdigen wissen, wenn da ein Verlag 100% zu eigenen Fehlern steht, anstatt, wie leider auch sehr viele Firmen im Crowdfunding-Markt, Fehler tendenziell klein reden zu wollen. Loyale und wiederkommende Backer braucht ein Crowdfunding-Macher natürlich eher als normale Verlage, aber auch da war früher sowas gefühlt eher möglich, z.B. bei Lookout (Korrekturdeck Agricola, Korrekturplättchen für irgendein Eisenbahnspiel) als heute, wo z.B. der Schwerkraft-Verlag mir wiederholt sehr unangenehm aufgefallen ist in seinem Umgang mit eigenen Fehlern. Was insbesondere bei den dort aufgerufenen Premium-Preisen überhaupt nicht geht.