Überzeugt mich gar nicht. Einziger Pluspunkt: Die Minis.
Die hat Massive Darkness aber auch. Damals war alles besser.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich den ganzen Minis nicht wirklich viel abgewinnen kann. Bei Bloodrage haben sie mir gut gefallen und sie tragen auch maßgeblich zur Spielatmosphäre bei, aber heute scheinen Minis ja der Verkaufsgrund Nummer 1 zu sein. Letztens habe ich bei einer Review zu Battle for Rokugan gelesen, dass das Spiel ja nett sei, aber wieso habe man die geheimen Missionsplättchen nicht durch Minis ersetzt?
Hate wirkt auf mich wie eine leere Hülle und uninspiriert. CMON hat mittlerweile genug Jünger um sich geschart, die blind alles bestellen und jede Kampagne unterstützen. Waren die Minis, zumindest in der Stückzahl und Qualität, mal ein Alleinstellungsmerkmal, so sind sie heute Standard und langweilen mich ehrlich gesagt. Im Laufe dieser oder nächster Woche müsste Stone Daze bei mir eintreffen und vom reinen Spielgedanken und mit etwas gutem Willen kann man beide Spiele vergleichen. Stone Daze setzt dabei voll auf Holz und bietet Magnettafeln. Das ist auch etwas, was man auf den ersten Blick als Schnickschnack abtut, aber in diesem Spiel hat es einen Mehrwert. Hate würde sich kaum jemand zulegen, wenn man anstelle der Minis Pappstandees hätte.
Das Spiel selbst muss mich überzeugen, besonders dann, wenn es mit einem solchen Preisschild aufwartet. Spielmechanisch müsste es also auch mit den Standees oder Markern funktionieren. Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass es dann weit weniger Absatz finden würde. Für mich sind solche Spiele oftmals Blender und überproduziert. Bloodrage habe ich mir letztes Jahr für 43 € bei Thalia bestellt und für diesen Preis wirklich einen Gegenwert bekommen. Nicht nur aus Plastik, sondern vorallem spielerisch. Dieses Verhältnis sehe ich hier nicht, genauso wenig wie bei den letzten Projekten von CMON. Da werden Stretchgoals hingeklatscht, die teilweise gar nicht für das Spiel konzipiert waren (Kampagne bei Massive Darkness), deshalb zu Verzögerungen in der Auslieferung führen und trotzdem nicht mehr als halbgar sind.
Spieler, die die Miniaturen für Pen and Paper oder sonst etwas nutzen, die kann ich verstehen, sofern das Spiel thematisch passt, aber aus Spielersicht verstehe ich den entstandenen Hype um CMON nicht. Ich finde, dass sich das Spielmaterial auch sinnvoll in das Spiel integrieren muss. In manchen Spielen tragen die Minis zur Immersion bei (Bloodrage, TI4, Star Wars Rebellion, Ringkrieg), bei anderen dienen sie außerdem der Übersichtlichkeit (Gebäude in Gaia Project) und bei anderen Spielen sehen die Minis zwar toll aus, haben aber keinen Mehrwert. Ein Spiel wie Zombie 15` ist zum Beispiel optisch sehr ansprechend, aber auch einfach sehr umständlich durch die schiere Masse an Minis. Da dauert der Auf-/Abbau oft länger als die Partie selbst.
Mir persönlich gefällt Holz in Spielen einfach mehr als Resin oder Plastikminis und das sage ich als jemand, der optisch ansprechende Spiele schätzt und beim Aufkommen der Minis in Spielen wirklich angetan war. Bei Spielen wie Scythe macht es die Kombination aus beidem. Die Mechs, der Anführer oder die Luftschiffe sorgen einfach für ein Mehr an Atmosphäre. Bei manchen Spielen wären Minis aber auch wünschenswert, da Pappstandees einfach hinderlich sind für die Übersichtlichkeit. Das wäre zum Beispiel bei Tsukuyumi der Fall, was von Chris (Victoria Prata Spiele) in einem seiner Videos gut erklärt wurde. Kleinere Menschen haben je nach Position und Blickwinkel sonst einfach eine Wand aus Pappe vor sich, die ihnen den Überblick verwehrt.
Es gibt persönliche Präferenzen, aber kein wirkliches Gut oder Schlecht. So sollte für jedes Spiel geschaut werden, was sinnvoll ist. Die Minis sind nett, aber eben auch teurer als Pappmaker oder Holztokens. Bringen diese Kosten also auch effektiv einen Mehrwert für das Spiel oder sind sie einfach ein Verkaufsgrund? Bei Hate kommt es mir so vor, als seien sie das Verkaufsargument schlechthin, schließlich wirbt man ja bereits mit einem (Scheiß) Haufen an Zombies, 51 um genau zu sein.