Beiträge von Sir Bobo im Thema „Gentes (Spielworxx)“

    Bitte nicht soviel rumjammern, sondern auch mal Ersteindrücke vom Spielen loswerden... (sagt jemand, der alles zeitnah, vollständig und nur mit kleiner Delle bekommen hat) ;)


    Ich fange gerne mal an: Das Spiel macht es einem zunächst nicht leicht, die Optik wirkt etwas altbacken (höre ich da "King's Will"?), die Anleitung liest sich ein wenig holprig und es fehlt etwas der rote Faden,da sich viele Einzelteile erst in der rücklblickenden Gesamtschau erschließen und die Ikonografie mit gezeichneten Symbolen dringt sich auf den ersten Blick auch nicht auf...


    Aber wenn man einmal den ersten kleinen "Schock" überwunden hat und sich die Kernmechanismen (Action Selection mit den zwei Ressourcen Geld und Zeit sowie etwas Card Management) verinnerlicht, eröffent sich die Eleganz dieses Spiels. Mit einer überschaubaren Anzahl von Hauptaktionen (Städtebau, Bevölkerung ausbilden, Karten nehmen, Karten ausspielen, Geld bzw. Startspieler organisieren), einem kleinen Spielertableau und wenigen Handkarten, deren Auswirkungen fast immer ohne Text klar nachvollziehbar sind, steckt man in der genussvollen Klemme, die eigenen Ziele, insb. Kartenausspiel, bei knappen Ressourcen, wenigen Aktionen und Mitspielern, die einem evtl. günstigere Alternativen wegschnappen, zu erreichen. Man kann dabei auf verschiedenen Wegen Siegpunkte erzielen und muss sich immer wieder taktisch auf die Gegebenheiten (z.B. geänderte Preise für Ausbildung, wechselnde Kartenauswahl und verbleibende Aktionsplättchen) einstellen.


    Wir haben zu Dritt das Spiel inkl. Erklärung erstmalig in ca. 2h gespielt und es war sehr vergnüglich, sich die Spielmechanismen von der Bedeutung der Städte bis hin zu interessanten Kartenkominationen zu erschließen. Die Interaktion zwischen den Spielern ist durch die erzwungene Priorisierung aufgrund einer begrenzten Anzahl von Action Plättchen sowie Änderung von Ausbildungskosten und dem Wegschnappen guter Karten deutlich, aber es gibt in der Regel immer mehrere vergleichbare Aktionen (nur teuer) und keine direkten Agressionen. Es hat sich dabei allerdings am Ende herausgestellt, dass die richtige Strategie und das "Kapieren" der Mechanismen mal eben einen Spielpunkteunterschied von 125 zu 50 erzeugen kann und der Mitspieler mit der roten Laterne im letzten Viertel des Spiels bereits deutlich erkannte, nur noch einen Trostpreis gewinnen zu können. Ich gehe jedoch davon aus, dass es im nächsten Spiel dann schon knapper wird.


    Als Fazit der ersten Partie bin ich - wohl aufgrund des etwas ausgelutschten Themas "antiker Mittelmehrhandel" eher zurückhaltend eingestellt - positiv überrascht worden und freue mich auf die nächste Partie. Gentes ist sicherlich keine Spielbrettrevolution, aber das runde Action Selection-System ohne großen Balast bei angenehmer Spieltiefe ist für mich zunächst überzeugend. Wie es sich mit 4 Spielern angeht und ob man nach 10 Partien immer noch begeistert ist, werden wir ja sicherlich noch sehen.