Beiträge von MetalPirate im Thema „Deutsche Lokalisierung oder fremdsprachiges Original?“

    Wie wird eigentlich ein -- sagen wir mal: -- im Original polnisches Spiel auf deutsch lokalisiert? Direkt polnisch-deutsch übersetzt oder mit dem Umweg über das englische, also polnisch-englisch-deutsch? In anderen Bereichen ist mir X-englisch-Y bekannt, so dass ich in solchen Fällen bewusst die englischen Anleitungen lese. Da sind wenigstens nur einmal Übersetzungsfehler drin. Wenn ein Übersetzer nicht das Original hat, sondenr aus einem bereits übersetzten Werk heraus weiterübersetzen muss, leidet die Qualität oft noch spürbar mehr als bei einer Erstübersetzung.

    @Meister Yoda: Ich wollte auch gar nichts für oder gegen die verschiedenen Modelle des Kennenlernern neuer und ggf. dann auch mal fremdsprachiger Spiele sagen. Aber bei deiner Aussage, mit Eurospielen wäre man im deutschsprachigen Bereich mehr als gut genug versorgt, musste ich dann doch mal etwas sagen. Das stimmt nämlich so immer weniger. Die "Euros", die man aus den deutschen Verlagen bekommt, werden immer ähnlicher zueinander, immer wieder nur alter Wein in neuen Schläuchen. Gleichzeitig gibt es den unheilvollen Trend, auch noch das letzte bisschen Interaktion weg zu operieren. Zugriff auf eine gemeinsame Auslage ist da oft das einzige bisschen Interaktion.


    Bei Verlagen wie Hans im Glück oder Lookout galt früher, dass man deren Neuheiten fast bedenkenlos kaufen konnte. Heute nicht mehr, "try before you buy", wenn überhaupt, so mäßig waren zuletzt einige Neuheiten von denen. Alea, Queen, Kosmos -- früher regelmäßig Highlights dabei, aber heute Tendenz belanglos, mutlos, Massenware, oft auch nur Würfel- und Kartenspielvarianten ehemaliger Erfolgstitel. Gähn. Gerade (!) als Fan der Euro-Schiene lohnt sich deshalb der Blick ins europäische und außereuropäische Ausland, und dann sind wir auch ganz schnell bei den englischsprachigen Sachen.


    Jemand der sagen wir mal bevorzugt Euros spielt hat im deutschsprachigen Raum dermaßen viel Auswahl dass der Druck zu englischen Spielen so nie spürbar wird.

    Absolut falsch. Gerade im Euro-Bereich lohnt sich der Blick über den engen deutschen Tellerrand, wenn man sehen will, dass die Gleichung "Eurospiele = seelenloses Multiplayer-Solitär mit den immer wieder gleichen Mechanismen" völlig falsch ist. Innovation kommt in diesem Bereich fast ausschließlich von außereuropäischen Verlagen.

    Islebound, Covert, Energy Empire, Steam Works, Gold West, Core Worlds, Steampunk Rally -- auch im Eurospielbereich gibt es viele gute Spiele kleiner und mittlerer nordamerikanischer Verlage, die es nicht lokalisiert nach Deutschland schaffen. Wenn es Spiele dieser Verlage schaffen, dann tendenziell die leichtgewichtigeren, massentauglicheren Sachen wie World Fair 1893 (Weltausstellung 1893) oder Clank! (Klong!), aber leider weniger die Sachen aus dem Bereich Kennerspiel und darüber.

    Schön, dass du die Antwortmöglichkeiten zumindest komplett zitierst hast. Ich wollte damit verdeutlichen, dass es für alle drei Positionen gute Argumente gibt. Umfragen sollten nicht nur eine Antwortmöglichkeit als "richtig" darstellen.


    Im konkreten Einzelfall habe ich mich auch für jede der drei Positionen schon mal entschieden. Von "hmm, ich weiß nicht, ob das Spiel wirklich etwas taugt, zu unsicher -- (1-2 Jahre später:) oh, jetzt gibt's das auch auf deutsch, nochmal Reviews anschauen -- ich kaufe es jetzt auf deutsch" bis zu "bei dem Vorgänger war die Übersetzung mies und die Stretch Goals gab's auch nicht mehr, also kaufe ich jetzt ganz bewusst direkt die englische Version bei Kickstarter". Alles in allem bin ich aber bei Position 2 zuhause. Ich kann mit englisch gut leben und die Vorteile (man hat das Spiel früher/überhaupt und Atmosphäre geht nicht durch schlechte Übersetzung verloren) wiegen die Nachteile (Mitspieler etwas schwerer zu finden) im allgemeinen für mich auf.