Erklärkunst .... Von Bergen und Propheten

  • @ravn:
    Denke da gibt es einen Unterschied zwischen dem Erhalten allgemeiner Tipps und dem Bevormundetwerden bzw. Gespieltwerden.
    Um beim Beispiel #TerraMystica zu bleiben: Ich bin ebenfalls dagegen dem Spieler zu sagen: "Setz deine beiden Starthäuschen auf dieses und dieses Hexagon und dann mach x.", also ein Skript vorzugeben, welches der Neuling dann abarbeiten kann - schlimmstenfalls ohne zu verstehen, warum die ausgeführten Aktionen überhaupt sinnvoll sind.
    Vor dem Spiel allgemein die über die Regel hinausgehende, allgemeine Tipps zu geben, ist für mich etwas anderes - etwa dass man darauf achten sollte, dass man beim Setzen von Start-Häuschen, sowohl Nachbarn, als auch Platz zum Ausbreiten hat, dass es durchaus denkbar ist, früh einige Machtsteinchen zu verbrennen, dass man darauf achten sollte, welche Aktionen der Gegner einem wegnehmen kann und welche man sicher auch noch in zwei Runden machen kann, dass man normal keine Fraktion wählen sollte, die schon zwei Nachbarfarben hat,...
    Das sind sozusagen lösungsneutrale Tipps, die zwar helfen, wenn sie verstanden werden, aber nur bei eigenen Überlegungen eine Hilfstellung bzw. Orientierung geben, anstatt ein Skript zu abarbeiten darzustellen.
    Klar könnte man sich das alles auch selbst auf die harte Tour erarbeiten - braucht nur leider deutlich mehr Partien als man vielleicht überhaupt je spielen wird. Viele der genannten Sachen würde sich der Neuling in seinen Erstpartie so vermutlich eh von den erfahrenereren Spieler abschauen und hätte manches sicher auch nicht selbst komplett selbst erdacht, sondern nur etwas später zur Verfügung. Solche Tipps helfen aus meiner Sicht, dass die große Lücke zwischen erfahrenen und neuen Spielern etwas weniger riesig wird, als sie eh schon ist. Zu entdecken bleibt bei einem so komplexen Spiel auch so noch mehr als gegug.
    Dazu kommt: Du magst so hart gesotten sein, dass ein paar gelernte Lektionen auf Kosten jeweils einer haushoch verlorenen 2-3 stündigen Partie nichts ausmachen. Bei anderen Spielern lässt der Spielspaß deutlich nach, wenn sie zu wenig Anhaltspunkte haben um sinnvolle und in einem gewissen Rahmen erfolgreiche Entscheidungen zu treffen.

  • Wie seht Ihr das, mit durch Mitspieler begleiteten Partien (....)?

    Ich finde das toll und mit das Schönste am Hobby. Das ist für mich die Inkarnation des "gemeinsam" Spielens und einer der Hauptunterschiede zu asynchronen oder Distanz-Partien (Vassal, iOS, PC etc). Wobei ich es auch am elektronischen Spielbrett liebe, nebenher mit meinen Mitspielern zu quatschen.
    Natürlich im Rahmen gewisser (hoffentlich selbstverständlicher) Regeln - konstruktive Vorschläge, neutrale Analysen bei Anfängern, und nur unter Profis irreleitender table trash talk. :) Davon abgesehen, daß es einfach schöner ist, wenn alle am Tisch inkludiert sind, hilft es auch dem eigenen Strategieverständnis, der Spieldauer und eben allgemein dem Spielspaß (meiner Erfahrung nach), gemeinsam am Tisch zu diskutieren, auch wenn nur einer dran ist.
    Umgekehrt kannte ich mal einen Spieler, der andere am Tisch in Erstpartien bewußt hat ins Messer laufen lassen, während er sich schon vorab einen Erfahrungsvorsprung durch BGG-Studium und Solopartien erarbeitet hatte, um dann einen (weiteren) Spielsieg bei BGG loggen zu können... Das ist für mich so ziemlich das Gegenteil von "gemeinsam spielen".

    UpLive [bgg for trade] - einfach anschreiben, wenn Dich davon was interessiert!

  • Da wir gerade beim Thema Erklären von Regeln sind - kennt ihr das eigentlich auch, dass man als Erklärbär sich jede erdenkliche Mühe gibt, den Mitspielern ein Spiel nahe zu bringen - die oft genug auch einfach zu faul sind, sich die Regeln selbst mal durch zu lesen - und darf sich dann das Gejammer, Gegreine und Geheul anhören, dass man ja im Vorteil wäre, weil man das Spiel schon gekannt hat?
    Mal ganz zu Schweigen von den Behauptungen, man hätte (wichtige) Regeln unterschlagen - wahrscheinlich hatte man die erzählt, während besagter Spieler auf sein Smartphone glotze.


    Naja, ich lache da mittlerweile drüber, aber früher hat mich das schon gewurmt. Ich erkläre es mir damit, dass solche Spieler einen Grund für eine Niederlage brauchen. Ich persönlich finde es ja recht entspannt, bei einer Erstpartie zu verlieren. Das ist ja oftmals zu erwarten. Und gewinnt man doch - um so schöner! Quasi eine Win-Win-Situation! :D

  • Auf Mitspieler, die bei der Regelerklärung lieber auf ihr Smartphone glotzen anstatt zuzuhören, nehme ich keine Rücksicht. Gewöhnlich sind das aber dann auch die Mitspieler, die nur die Hälfte mitbekommen haben und sich dann wundern, dass das Spiel an denen vorbeiläuft. Passiert aber eh nur ganz selten bei halb-öffentlichen Spieletreffs, wo einzelne Mitspieler mit ganz anderen Erwartungshaltungen mitspielen bzw. einfach nur mit dabei sind und eigentlich gar nicht spielen wollen fernab der Smartphone-Tipperei. Zum Glück erkennt man solche Spezies schon vorab recht einfach und schliesst sich dann lieber einer anderen Runde an, die wirklich spielen will.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • und darf sich dann das Gejammer, Gegreine und Geheul anhören, dass man ja im Vorteil wäre, weil man das Spiel schon gekannt hat?

    Nicht zu vergessen: "Wir sollten gegen ihn spielen, er kennt das Spiel." "He, ich hab nur die Regeln gelesen, es ist auch meine erste Partie." "Egal, du kennst es."


    Und: "Du hast die Regeln nie erklärt." "Ihr habt gesagt, ich soll aufhören, wir spielen jetzt einfach los. "Ja schon, aber die wäre ja wichtig gewesen."


    :)

  • und darf sich dann das Gejammer, Gegreine und Geheul anhören, dass man ja im Vorteil wäre, weil man das Spiel schon gekannt hat?

    Kommt bei uns äußerst selten vor, und wenn doch...(s.u.)

    Ich persönlich finde es ja recht entspannt, bei einer Erstpartie zu verlieren.

    Da ich das genauso sehe, kann das ganze mit "o.k., dann sag du mir, wie mein nächster Spielzug aussieht" entkräftet werden. Egal wie schwachsinnig dieser dann ausehen möge, das wird dann auch durchgezogen. Danach ist Ruhe mit der Behauptung :D .

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Das ist ja mal eine coole Strategie, @Torlok! :D
    Muss ich mir merken!!


    Ich finde es jedenfalls interessant, dass man auf der einen Seite die eher ungewollte Aufgabe des Erklärers übernimmt; auf der anderen Seite einem eben dieses auch mal vorgeworfen wird.
    Wobei ich zugeben muss, dass das bei mir eher früher der Fall war; inzwischen nicht mehr.

  • Auf Mitspieler, die bei der Regelerklärung lieber auf ihr Smartphone glotzen anstatt zuzuhören,

    Das ist hoffentlich etwas, was Dir eher auf Spieletreffs und weniger im Freundeskreis passiert, oder?
    Zum Glück ist mir sowas noch nicht untergekommen. Wohingegen der pädagogische Griff zum Telefon heilsam sein kann, um die AP des Zugspielers zu beenden. :saint:


    Wobei eben meiner Meinung nach die gemeinsame Diskussion der beste Weg dagegen ist. Bei einem Coop-Spiel habe ich es selten erlebt, dass jemand zum Telefon greift...

    UpLive [bgg for trade] - einfach anschreiben, wenn Dich davon was interessiert!

  • Wohingegen der pädagogische Griff zum Telefon heilsam sein kann, um die AP des Zugspielers zu beenden.

    Mache ich auch immer und rufe dann folgendes auf:


    (Wenn man’s damit nicht übertreibt, sorgt das beim ersten Mal durchaus für Belustigung. Es kann zwar auch manchmal den Gedankengang des aktuellen Spielers zerstören und so für einen noch längeren Zug sorgen, wirkt aber für weitere Züge nach ;) )

  • Na, oder ich frage eben: "Was überlegst Du denn gerade? Vielleicht finden wir gemeinsam schneller die beste Lösung."


    In vielen Spielen geht es bei vielen Zügen, gerade gegen Ende der Partie, ja nur noch darum, ob man jetzt irgendwo mehr als die 12 Punkte erzielen könnte, die man mit dem offensichtlichen Zug erreicht.
    Das wäre so ein Beispiel, wo man gut gemeinsam überlegen kann und so die AP des Zugspielers verkürzt. Teilweise muss man da natürlich über den eigenen Schatten springen. :D

    UpLive [bgg for trade] - einfach anschreiben, wenn Dich davon was interessiert!


  • Manchmal wünsche ich mir als weiteres Hilfsmittel einen Knebel. Mein Mann hat meist eine andere Reihenfolge der Erklärung im Sinn und versucht dann seine Version dazwischen anzubringen. Das ist für die Zuhörenden nicht lustig.

    uuuh, das ist wirklich ein übles no go, wobei ich selbst dann einschreite, wenn etwas eklärt wird, merke, dass der Erklärbär das Wissen verlässt und beim Glauben beginnt. Also definitiv keine Struktur-geschuldete Anders-Forumlierung sondern schlicht und rundheraus falsch.
    Kaliber... Bei MÄDN darf man jeden schlagen an dem im Zug vorbeizieht....

    Bei den Ressourcen bin ich ganz bei @[Tom]. Unbedingt beim Namen nennen und nicht nur xy-farbige Würfelchen. Beim Geld stimme ich ihm aber nicht zu. Das ist bei mir immer nur "Geld". Wozu soll man sich merken, ob das jetzt Denare, Elektros, Louis d'or, Sesterzen, Florin oder Mega-Credits sind?


    Daran das Thema festzumachen finde ich etwas weit her geholt. Aus "Steinen" bloß "graue Würfelchen" zu machen, ja, das zerstört Thema. Bei "ich baue das Gebäude mit 3 brauen und 2 grauen Würfelchen" klemmt es. Aber aus "Florin" einfach nur "Geld" zu machen halte ich für eine erlaubte Vereinfachung. So speziell braucht man's nicht. Man soll ja ein Spiel erklären und keine Geschichtsstunde über historische Münzeinheiten daraus machen.

    100% Zustimmung.


    Bringt auch direkt mehr Flair wenn man bei Terraforming Mars darauf hinweist, bitte diese eine bronze-Blume sorgfältig in Empfang zu nehmen und man sich an den 12 Wärme doch bitte nicht verbrennen soll.

    Besucht uns auf unserer Seite unter "www.mister-x.de"

  • Na, oder ich frage eben: "Was überlegst Du denn gerade? Vielleicht finden wir gemeinsam schneller die beste Lösung."


    In vielen Spielen geht es bei vielen Zügen, gerade gegen Ende der Partie, ja nur noch darum, ob man jetzt irgendwo mehr als die 12 Punkte erzielen könnte, die man mit dem offensichtlichen Zug erreicht.
    Das wäre so ein Beispiel, wo man gut gemeinsam überlegen kann und so die AP des Zugspielers verkürzt. Teilweise muss man da natürlich über den eigenen Schatten springen. :D

    Na ja, ich denke, dass es zum guten Ton gehört die Zeit in den Zügen der Mitspieler zu nutzen, um den eigenen Zug schon mal grob vor zu planen. Mich nervt tierisch, wenn jemand Zeit genug hatte, dann aber erst, wenn er dran ist gefühlt stundenweise auf das Brett stiert. Liegt aber auch daran, dass ich persönlich nicht groß Zeit darin investiert einen noch komplizierten Zug zu finden, der 1 Punkt mehr bringt... ;)