• Folgender Artikel bringt meine Ansichten auf den Punkt:


    Terrorismus - Böse Gehirne - Wissen - Süddeutsche.de

    Und was genau? Die Psychologen sind demnach der Meinung, dass Terrorismus keine Frage der Psyche ist. Dabei wird Terrorismus aber nicht definiert.Finde ich offen gesagt schwierig, wenn zwischen den irren Mördern als kranke aber im Kern unschuldig gute Menschen und den nicht irren Mördern und im Kern bösen Menschen unterschieden werden soll. Social Washing der forensichen Psychiatrie?


    In der Folge entstehen dann im Grunde willkürliche Zuordnungen: Mohammed Atta - kein Irrer. Anders Breivik - Irre? Und was ist mit denen hier und hier und hier? Nicht das jemand meint, nur Nazis & Klerikale wären zum Massenmord fähig. Es wird ja nicht nur zwischen Irre und Böse unterschieden, sondern auch zwischen Amok und Terror.


    Die Autorin sagt, dass Mohammed Atta ein bürgerliches Leben offen stand. Der Zugang zum bürgerlichen leben schützt also nicht - keine neue Erkenntnis seit Punk & RAF. Lösungen bietet die Psychologie dem Artikel nach nicht, sondern verweist auf den Rechtsstaat und Sozialpolitik. Tolle Aussicht - der Rechtsstaat zieht lieber auf Bundesebene in den Krieg, als Personal für Polizei vor Ort auszugeben und im sozialen Bereich geht die Schere immer weiter auseinander. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die aktuellen Terroristen auf Unrecht außerhalb von Deutschland beziehen.

  • Hallo,


    und - was macht einen Terroristen eigentlich zu einem solchen?


    Doch wohl nur unser Standpunkt.


    Hegen wir Sympathie für das attackierte Regime sind es Terroristen.
    Fehlt es an der Sympathie wird die gleiche Aktivität als Freiheitskampf bezeichnet, scheint gerechtfertigt und wird von uns kräftig gefördert..
    Es gibt genügend Organisationen, die von einem Lager ins andere wechselten - durch unsere Einstellung.
    Oder wechselten die doch nicht? Haben wir uns vielleicht nur auf der Stelle etwas gedreht? ;)


    Warum sollen die "Terroristen" verrückt sein? Vielleicht sind wir selbst nur etwas durchgedreht? :whistling:


    Liebe Grüße
    Nils

  • Ich glaube, dass man Terrorismus nicht als die Ausnahmetat Einzelner, schwer psychotischer und so "zu ertragender" Menschen ansehen sollte, sondern vielmehr Menschen mit Problemen, die auch von einer säkularen liberalen Gesellschaft mit verantwortet werden, von Strippenziehern mit eigener Agenda vor den Karren gespannt werden.


    Für mich resultiert daher, dass ein Mittel gegen den Terror die Beschäftigung mit den Menschen wäre, die zum Bauernopfer gemacht werden können (im Gegensatz zum Bombardement derselben).
    Ich glaube übrigens auch, dass das billiger wäre, aber es ist komplizierter und langwierig.
    Auch Zäune lösen das Problem nicht, im Gegenteil.

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  • Was sollen die bahnbrechenden Erkenntnisse des Artikels sein? (1) Der Mensch ist fähig zu töten, (2) wenn er meint, damit gut (oder sogar vorbildlich) im Rahmen seiner Weltanschauung zu handeln, muss er dazu keinesfalls verrückt sein, (3) man selbst sieht gerne die eigene Grundhaltung als die einzig "gute" und richtige an, womit dann für extreme Taten aus anderen Richtungen nur noch die Erklärung "unerklärlicher Terrorismus von verachtenswerten Irren" bleibt. Und natürlich: (4) Bildung, Erziehung zu Toleranz und Training zum Aushalten von inneren Widersprüchen schützen, genauso auch der konsequente "zero tolerance" Kampf gegen fundamentalistische Hetzer und Radikalinskis, die vermeintlich leichte Schwarz-Weiß-Erklärungsmodelle liefern und "hau alles Inkompatible platt" als Lösung dafür anbieten; das sind nämlich die wahren Verrückten.


    Für jeden, der nicht in einer idealistischen Multikulti-alle-haben-sich-lieb-Wohlstands-Traumwelt lebt (was nach 70+ Jahren Frieden in Deutschland arg viele tun), kann das noch kaum überraschend sein...


    BTW: Was mich an dem Artikel etwas überrascht hat, war, dass die Attentäter am Stade de France beim Länderspiel Frankreich-Deutschland nicht vorkamen. Wenn drei Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürtel bei einer 80,000-Zuschauer-Veranstaltung nur für 4 Tote sorgen (sich selbst plus ein anderes Opfer), weil sie alle drei unabhängig voneinander den Auslöseknopf tendenziell auf einem freiem Platz und nicht in der Schlange bei den Einlasskontrollen oder gar mitten im Zuschauerblock drücken, dann scheinen zumindest teilweise noch "was mache ich hier eigentlich?!" Gedanken auch bei Terroristen noch zu wirken.

  • Was im Artikel leicht untergeht, ist die Sicht der Psychologen und Ärzte vs. dem, was wir als Normalbürger unter "diese Irren" verstehen.


    Das ist der Hauptaufhänger. Es geht darum, dass die Interviewte und auch viele Experten es für problematisch halten, Terroristen pauschal als "Irre" abzustempeln. Das sind sie für uns ja erst einmal, weil sie extreme Handlungsweisen an den Tag legen und damit auch extrem viel Unglück verursachen. Extreme Handlungsweisen meint hier, dass sie weit von dem abweichen, was wir als "normal" verstehen - eben hauptsächlich, dass man andere Menschen nicht umbringt, zumal auch noch völlig fremde Menschen, ohne spezifisches Motiv.


    Insofern ist das eben unnormal - und unnormal ist gefährlich nah an "gestört" und von da aus dann schnell "geisteskrank". Wird Terrorismus aber als Geisteskrankheit verstanden, ist sie ein medizinischer Zustand, der auch potentiell heilbar, mindestens aber behandelbar ist. Käme ein Terrorist vor Gericht, wäre er damit potentiell nicht schuldfähig - und müsste freigesprochen werden bzw. "nur" in die geschlossene psychiatrische Abteilung kommen.


    Im Artikel wird deshalb gesagt, dass diesen Menschen durchaus nicht der Bezug zur Realität fehlt. Es sind keine Psychosen, die sie antreiben, sondern andere, gesellschaftliche - heutzutage vielleicht sogar systemische - Missstände. Fehlende Integration, fehlende oder zerbrechende Großstrukturen, falsche Innen- und Außenpolitik und ein brachiales Aufeinandertreffen unterschiedlicher kultureller Vorstellungen sind ein Nährboden, in dem Demagogen ihre hetzerische Saat aufgehen lassen können. Sie finden sehr leicht Anhänger, die bereit sind, sich für irgendwelche Zwecke instrumentalisieren zu lassen, weil das angebotene und versprochene Weltbild so viel simpler ist als die tatsächliche Welt.


    Man könnte den Artikel ein wenig sehr kurz zusammenfassen mit: Terroristen sind nicht (medizinisch) krank, sondern unfähig im Umgang mit modernen Gesellschaften - und wollen sie deshalb zerstören.

  • Wenn drei Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürtel bei einer 80,000-Zuschauer-Veranstaltung nur für 4 Tote sorgen (sich selbst plus ein anderes Opfer), weil sie alle drei unabhängig voneinander den Auslöseknopf tendenziell auf einem freiem Platz und nicht in der Schlange bei den Einlasskontrollen oder gar mitten im Zuschauerblock drücken, dann scheinen zumindest teilweise noch "was mache ich hier eigentlich?!" Gedanken auch bei Terroristen noch zu wirken.

    Entweder in letzter Sekunde doch noch vom Baum der Erkenntnis gekostet oder schlicht unfähig für den "Job" als Selbstmordattentäter. Zum Glück, denn wenn solche Fanatiker auch noch halbwegs intelligent wären, dann wäre das eine enorm gefährliche Kombination. Wer sich allerdings davon überzeugen lässt, ins Paradies zu kommen, wo es eine endliche Anzahl von Jungfrauen für einen unendlich langen Zeitraum gibt, hat eh nix verstanden oder ist eher vom seichtem Gemüt.

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  • Im Artikel wird deshalb gesagt, dass diesen Menschen durchaus nicht der Bezug zur Realität fehlt. Es sind keine Psychosen, die sie antreiben, sondern andere, gesellschaftliche - heutzutage vielleicht sogar systemische - Missstände. Fehlende Integration, fehlende oder zerbrechende Großstrukturen, falsche Innen- und Außenpolitik und ein brachiales Aufeinandertreffen unterschiedlicher kultureller Vorstellungen sind ein Nährboden, in dem Demagogen ihre hetzerische Saat aufgehen lassen können

    Meiner Meinung nach verwischt die Autorin Psychologie und Soziologie, Deine Erläuterung finde ich daher nicht hilfreich. Wenige islamistische Terroristen überleben ihre Taten, eine Untersuchung ihrer Psyche scheidet daher zumeist aus. Es ist eine pure politik-soziologische Vermutungen die im Artikel vorgenommen wird, wie so häufig. Es fehlen Untersuchungen. Massenpsychose und Gruppenpsychologie wären auch Erklärungsmuster, wieso westlich zivilisierte Menschen sich so fundamental von humanistischen Werten und Aufklärung abwenden.

  • Wer sich allerdings davon überzeugen lässt, ins Paradies zu kommen, wo es eine endliche Anzahl von Jungfrauen für einen unendlich langen Zeitraum gibt, hat eh nix verstanden oder ist eher vom seichtem Gemüt.

    Da denkst Du Dir die Verantwortung der Gesellschaft weg, finde ich.
    Wenn Du junge Menschen in der Blüte ihrer Jahre chancenlos z.B. in Pariser Banlieus wegsperrst, dann ist doch klar, wie verführerisch ein "es ist nicht Deine Schuld"-Gedanke wirken muss.

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  • Terrorismus... na ja... alles Ansichtssache.


    In juristischer Sicht ist es wohl am ehesten Mord, bzw Massenmord. Und die Durchführenden sind Mörder bzw Massenmörder.
    Zitat Text.... Ein nach aussen verlagerter innerer Feind... so ein Bullshit.


    Terroristisch ist ein Mörder dann wenn eine Gruppe oder eine Person durch eine politische, religiöse oder allg. ideologische Überzeugung geprägt, mit Gewalt versucht, das gewählte oder ernannte Regime/System zu stürzen/destabilisieren oder die Ordnung zu stören.


    Ist es für eine gute Sache heissen Terroristen ja auch nicht mehr Terroristen sondern Geheimdienst. Oder wie sonst soll man es nennen wenn ein Agent oder eine TaskForce im Auftrag einer Regierung eine Operation mit tödlichem Ausgang in einem fremden Land in einem dort gewählten oder ernannten Regime durchführt ?

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