Agent Undercover: Wie Denkpausen minimieren?

  • In grösserer Runde und meist direkt nach dem Einstieg über Codenames, schlage ich meistens Agent Undercover vor. Während Codenames bisher in jeder Runde bestens ankam, wurde Agent Undercover doch eher durchwachsen und mit Stolpersteinen aufgenommen. Im Kern hapert es daran, dass ich anscheinend in meiner Regelerklärung nicht ausreichend gut vermitteln konnte, wie und was und warum man einen Mitspieler fragt. In Folge zieht sich dann das Spielgeschehen arg, weil es zu ausgedehnten Wartenpause kommt, da die überwiegende Zahl der Mitspieler wirkliche Probleme damit haben, eine entsprechende Frage über den Ort und dem Geschehen an dem aktuellen Ort zu formulieren.


    Dabei habe ich das Regelwerk schon extrem entschlackt: Jeder kann einmal pro Partie zur Abstimmung über einen Mitspieler aufrufen und dann wird nach kurzer Diskussion auf 1-2-3 mit Daumen-hoch-runter abgestimmt. Nur wenn jeder zustimmt, kommt es zum Spielende und zur Enttarnung. Ebenso folgt die Abstimmung am Spielende zeitgleich per Fingerzeig. So steht die eigentliche Fragerei im Mittelpunkt und nicht der umständliche Abstimmungsmechansimus der Originalregel.


    Wie kam Agent Undercover bisher in Euren Runden an? Kam es da auch zu ausgedehnten Denkpausen?


    Cu / Ralf

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  • War bei uns auch so. Die Spieler haben massive Probleme sinnvolle Fragen zu formulieren, die einen weiterbringen. Da wird teilweise minutenlang stumm rumgesessen und über eine Fragestellung nachgedacht. Bei uns ist das Spiel gefloppt.

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


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  • Dito bei uns dasselbe


    Einige Spieler sind direkt nach der ersten Frage nörgelnd ausgestiegen


    Andere haben minutenlang über die erste Frage sinniert oder haben es trotz langer Überlegungen nciht geschafft, überhaupt eine Frage zu stellen


    Wenn es dann doch mal geklappt hat, war es mehr so hakelig. Wenige Fragen waren wirklich im Sinne des Spiels. Einige haben das ganz gut hinbekommen. Oft beliefen sich die Fragen auf irgendwelche sinnfreien Sachen, die nur mit "ja" und "nein" beantwortet wurden


    Das ist wirklich ein Spiel, das nur für wenige Spieler geeignet zu sein scheint. Dann ist es aber ganz ok. Man darf halt nicht mal sofort die Antwort geben und dann wieder ellenlang auf die Ortsübersicht starren

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  • Ich habe das Spiel noch nicht gespielt, aber wie wäre es mit einem Stapel Karten mit Standardfragen, die immer gehen und von denen man eine Ziehe kann, wenn einem keine einfällt? (Oder besser 2 Fragen pro Karte und man darf sich eine aussuchen.)
    Fragen könnten sein:
    Warst du da schon mal?
    Was nimmst du mit, wenn du zu dem Ort gehst?
    Welche Bekleidung ist dort angebracht?
    Wie lange hält man sich dort durchschnittlich auf?
    usw.

  • Wie kam Agent Undercover bisher in Euren Runden an?

    In diesem Thread lesen sich die Meinungen über Agent Undercover bisher ziemlich verhalten. (Keine Kritik daran. Ihr schildert ja, wie es in euren Runden ankam.)


    Bei uns ist es ein ziemlicher Renner. Vielleicht hatte ich selbst Glück, dass ich es an einem Spielewochenende im Juli von glücklichen Besitzern eines Spyfall erklärt bekam und wir gleich sehr viel Spaß hatten. Klar, dass ich in Essen bei Piatnik nach einem Exemplar gefragt - und es erhalten - habe.


    Es ist richtig, dass die Hemmung beim Fragenstellen da ist. Ich finde aber, dass sich das Spiel eigentlich ziemlich gut erklären lässt - die Kartenpacken ausbreiten, man sieht immer die Spionkarte, Übersicht mit möglichen Orten zeigen, einen Kartenpack öffnen, einen Beispielort mit Rollen (finde ich sinnvoll zu verwenden) zeigen, Aufgabe Spion, Aufgabe Rest der Gruppe, wenige Beispielfragen nennen, losspielen, 8 Minuten, ich fange selbst an die erste Frage zu stellen, wenn möglich an jemanden, der das Spiel schon kennt.


    Es ist für die Runde bisher immer gut zu verschmerzen gewesen, den ersten Durchgang als Probedurchlauf anzusehen - bisher wurde immer (!) mindestens eine Folgerunde gefordert. Manchmal ist es ein Füllerspiel (gestern auf dem Spieletreffen in Altleiningen etwa beim Warten aufs Krimirollenspiel), manchmal ein Ausklang eines Spieleabends. Da kann man je nach Zeit und Lust flexibel sehen, wie viele Orte man spielt.


    Zusammen mit der gelungenen Grafik für mich ein Glücksgriff, den sich Piatnik da ins Haus geholt hat.

  • Das sind eher Fragen die nicht funktionieren. Man soll ja als Geheimagent unerkannt bleiben, während man als Rolle vor Ort die Fragen so stellen muss, dass der Geheimagent enttarnt wird, aber selbst nicht weiss wo sich die anderen Spieler befinden. Das ist ja eben die Schwierigkeit


    Beispiel Strand:


    Mögliche Frage: Hast du die schöne Burg gesehen?


    Alle die am Strand sind wissen natürlich jetzt, dass eine Sandburg gemeint ist. Unser Geheimagent hat sich dann später dadurch verraten, dass er gefragt hat, ob man in der Burg Eintritt zahlen müsse.



    So in etwa

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  • Das sind eher Fragen die nicht funktionieren.

    Warum? Das verstehe ich nicht. Was passiert, wenn ich eine dieser Fragen stellen würde? Vielleicht zeige ich nicht, dass ich den Ort kenne, an dem ich mich befinde, aber der Antwortgeber könnte sich doch trotzdem verraten oder eben versteckt zeigen, dass er den Ort kennt.

  • "Warst du schonmal da" erübrigt sich, da du ja in die Rolle eines Anwesenden schlüpfst (wenn du nicht der Agent bist). Also bist du natürlich da


    Die Frage nach der Kleidung ist schon wieder zu speziell bei Orten wie "Piratenschiff", "Polar-Station", "Militärbasis" usw., da weiß jeder sofort Bescheid.


    "Wie lange hält man sich da durchschnittlich auf" ... hmm ja kann man durchgehen lassen, aber bringt einen spieltechnisch nicht unbedingt weiter. Entweder ist es belangslos, oder so speziell, dass man sofort wieder zu stark eingrenzen kann.


    Das lässt sich schlecht erklären, wenn man das Spiel noch nie gespielt hat. Ist schon sehr speziell. Deswegen haben die Leute oft auch so arge Probleme die richtige Frage zu stellen. Entweder man weiß sofort wo derjenige ist, die Leute kriegen gar keine Frage raus oder fragen für das Spiel völlig belanglose Sachen, die einen nicht weiterbringen.


    Der Trick ist eben Fallen-Fragen zu stellen. Wie eben mit der Burg. Fragen, die nur jemand vor Ort beantworten kann und einen Agenten aufs Glatteis führt

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  • Heisst also zusammengefasst, dass Agent Uderground eher in Runden funktioniert, die eine kommunikativ-kreative Ader haben und/oder als Pen&Paper-Storytelling-Rollenspieler entsprechend vorbelastet ist, sich in ein fiktives Szenario hineinzudenken und in diesem agieren können?


    Für die typischen Eurogames-Optimierer ist es wohl schlicht zu weit von der spielerischen Gewohnheit entfernt. Wäre schade, wenn der Kreis der Zielgruppe so eingeschränkt klein wäre, weil mir persönlich gefällt das Spiel ausgesprochen gut. Nur wenn die Denkpausen länger als das eigentliche Spiel sind, trägt es dann kaum noch.


    Spielt Ihr eigentlich mit den vorgegebenen Charakter-Rollen (wie Pilot oder Passagier im Flugzeug)? Habe die bisher weggelassen, weil die eher ablenkend gewirkt haben. Aber eventuell könnten die auch leiten, weil man sich dann besser vorstellen kann, ausgehend von" wo und wer" man ist, was man da dann auch macht und fragen könnte?

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  • Zusammenfassend würde ich sagen: ich habe noch nie ein Spiel gespielt, das in mir selbst solche kontroversen Gefühle verursacht hat. Normalerweise gefällt einem ein Spiel oder eben nicht. Bei Agent Undercover war es so ein Misch-Masch von "coole Idee", "leicht zu lernen, schwer zu spielen" und "wieso ist es so schwer für einige (auch ansonsten sehr kommunikative) Menschen zu spielen?" bis "wenn hier jetzt nicht bald jemand eine Frage stellt, schlafe ich ein". Das habe ich in der Form bisher noch nie erlebt. Es ist einfach für einige Menschen unspielbar, weil sie es nicht können.

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  • Heisst also zusammengefasst, dass Agent Uderground eher in Runden funktioniert, die eine kommunikativ-kreative Ader haben und/oder als Pen&Paper-Storytelling-Rollenspieler entsprechend vorbelastet ist, sich in ein fiktives Szenario hineinzudenken und in diesem agieren können?


    Für die typischen Eurogames-Optimierer ist es wohl schlicht zu weit von der spielerischen Gewohnheit entfernt. Wäre schade, wenn der Kreis der Zielgruppe so eingeschränkt klein wäre

    Ich will jetzt keine Haare spalten, aber die Schlußfolgerung, die Zielgruppe sei klein, ist ja nicht zwingend.
    Ich persönlich sehe die eher größer als die Eurogame-Optimierer, die Schnittmenge ist allerdings wirklich klein. :)

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  • Ausführlicher formuliert: Meine Erfahrung ist, dass Eurogame-Optimierer damit so garnix anfangen können und viele andere tun sich arg schwer damit. Somit kenne ich aktuell keine Spielrunde, in der das Spiel uneingeschränkt gezündet und gefallen hat. Von durchschnittlich sechs Mitspielern diverser Spielrunden gab es meist nur ein bis zwei Mitspieler, die wirklich spontan Fragen formulieren konnten und ebenso spontan Antworten geben konnten. Ansonsten gab es ausgedehnte Denkpausen, die das Spiel haben kippen lassen in RIchtung Langatmigkeit.

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  • Weiß jemand, wann das Spiel erscheinen soll?
    Danke.


    hansolo

    Ist bereits in Essen zur SPIEL15 erschienen. Also Anfang Oktober. Piatnik Verlag - Agent Undercover