[2022] (Peep) - The Longest Trench (UGG)

  • Deutschland, einig Vaterland, anno 1914: "Mitten im Frieden überfällt uns der Feind. Darum auf zu den Waffen! Jedes Schwanken, jedes Zögern wäre Verrat am Vaterlande. Es muss denn das Schwert nun entscheiden.“ (Kaiser Wilhelm II)


    Der Krieg beginnt. - Und wir? - Wir sind 2 Spieler, die den Krieg von 1914-1918 hautnah miterleben. Miterleben? - Jawohl, einer spielt die Mittelmächte, der andere die "Entente". - Und das soll Spaß machen? – Und wie!


    Freunde komplexer Konfliktsimulationen werden hier bitter enttäuscht. Simuliert wird hier nix, sorry. Alle anderen finden hier ein spielerisches Menü mit Auszeichnung à la Michelin. Köstlich!


    Das Thema


    Und das Thema?- Doch nur beliebig gewählt? – Mitnichten, denn die Charaktere auf den Spielkarten gab es wirklich, ebenso die Ereignisse und die Eigenschaften der Spielkarten. Das Spiel fesselt die Spieler. Pulverdampf liegt in der Luft. Man kann ihn förmlich riechen und schmecken. Gepaart mit taktischen und strategischen Entscheidungen, welche Karten wo und wann ausgespielt werden. Da fühlen wir uns tatsächlich wie zwei Generäle, die die Geschicke ihrer Truppen bestimmen. Geschichte zum Anfassen. Schönes Gefühl.


    Die Ausstattung


    Lust bekommen auf das Spiel? – Gut. Aber was zeichnet ein gutes Spiel noch aus? - Richtig, meine Damen und Herren: Eine tolle Optik und schönes Spielmaterial. Das Auge isst bekanntlich mit. Die Spielkarten sind hübsch gestaltet und, wirklich angenehm, fehlerfrei gestaltet. Auch bei der Qualität der Karten und des Spielplans gibt es nichts zu meckern. Dickes Lob dafür an Udo!


    Ach ja: Der Spielplan. Wirklich hübsch, übersichtlich gestaltet mit (allen) Schlachten des 1. Weltkrieges. Und mein Highlight: Der Plan fühlt sich schön seidig an. Wäre ich ein Teenager, würde ich sagen: Geil.


    Klingt die Besprechung zu euphorisch? - Wargamer und echte Kosimfreunde fühlen sich hier sofort heimisch. So gelten diese Spieler ja allgemein hin als sehr leidensfähig, was fehlerhafte und spartanische Spielmaterialien angeht. Hier: Die beigefügte Regel. Da fühlt man sich bereits beim Lesen direkt mittendrin: Verdun 1916. Und wie in dieser Schlacht kann weder die englische noch die deutsche Übersetzung einen Sieg erringen. Unspielbar also das Ganze? – Nein, denn auf der Homepage gibt es eine „perfekte“ korrigierte englische Regel zum Download. Ausdrucken, fertig, Spielen.


    Wie gewinne ich?


    Oben auf dem Spielplan ist eine Siegpunktleiste abgebildet, eine Art Waage, auf der die Siegpunkte für jede gewonnene Schlacht vergeben werden. Der Clou dabei: Es gewinnt, wer entweder den vorzeitigen Sieg erringt (Siegpunktleiste ganz links oder rechts erreicht) oder am Ende am weitesten auf seiner Seite der Siegpunktleiste steht. Das stellt uns stets vor ein schönes Dilemma: Welche Schlachten auf dem Spielplan will ich unbedingt gewinnen? Welche und vor allem wie viele Karten erlauben mir, zwei oder drei Schlachten hintereinander zu gewinnen?


    Die Spielkarten sind wirklich schön gestaltet. Habe ich das etwa schon gesagt? Egal. Der Kniff bei den Spielkarten: Sie verändern je nach Kriegsjahr ihre Kampfwerte. Tricky. Dadurch lassen sich schöne, auch strategische, Überlegungen anstellen. Die Autoren Maesen & Moyersoen haben uns hier eine echte „Dicke Bertha“ präsentiert: Durchschlagskraft 100%.


    Wie sieht eine Spielerunde aus?


    Eine Spielrunde ist ebenso einfach wie schwer. Warum? – Nun, wir haben Stärkekarten mit unterschiedlichen Werten auf der Hand, die in verschiedenen Jahren unterschiedliche Stärkepunkte besitzen.


    Zusätzlich haben wir Spezialkarten zur Verfügung, die allerlei fiese Möglichkeiten bieten. Beispiel gefällig? – Der Gegner muss plötzlich seine Verstärkungskarten offen auslegen oder er erhält plötzlich einen Sondersiegpunkt beim Ausspielen der Karte. Diese Sonderkarten gestalten das Spiel abwechslungsreicher und erzeugen einen hohen Spannungsbogen.


    Im Grunde genommen spielen wir jede Runde Karten aus, verstärken diese, führen Sonderaktionen aus und führen eine Wertung durch. Eine Schlacht, sprich einen Siegpunkt, haben wir dann gewonnen, wenn wir mindestens bei 2 der 3 Kartenreihen die Mehrheit haben. Sollte der Gegner eine Schlacht mit mehr als 4 Stärkepunkten weniger verloren haben, wird seine Armeekarte vernichtet. Und das ist dann richtig übel, weil wir nur eine begrenzte Anzahl davon zur Verfügung haben. – Ständig der Druck: Wo verstärkt der Gegner? Sollte ich meine guten Karten zurückhalten? Schaffe ich es diese Runde, mehrere Siegpunkte zu machen? Sollte ich gute Karten für die nächste Schlacht in der kommenden Runde aufsparen? – Herrlich verzwickte Entscheidungen. Tolles Spielvergnügen.


    Und vor allem: Kein Erbsen zählen, sprich: Keine unendliche Addition & Subtraktion von Werten, um dann mühsam mit dem Taschenrechner zu ermitteln, wer eine Schlacht gewonnen hat.


    Echte Kosimspieler werden mich jetzt mit faulen Äpfeln bewerfen wollen, aber, Asche auf mein Haupt, hier geht es um Spielspaß pur, nicht um eine exakte Simulation. Das heißt nach preußischer Art: Es werden 3 Werte zusammengezählt und mit denen des Gegners verglichen. Fertig ist die Laube. Einfach und spannend.


    Wer nun den Drang verspürt, als Manfred von Richthofen in den Krieg einzugreifen, der wird bei UGG fündig. Der Preis von rund 25 Talern ist angemessen und sorgt sicher einige Partien lang für eine Bombenstimmung am Tisch.


    Wer sich das Spiel gönnen möchte, sollte sich die Mini-Erweiterung gleich mitbestellen. Diese sorgt durch Sonderkarten für mehr Abwechslung in den Schlachten und kann allen Besitzern nur ans Herz gelegt werden.


    Erworben werden kann das Spiel bei Udo Grebe: https://ugg2nd.de/en/The-Longest-Trench.html

  • Jimmy_Dean

    Hat den Titel des Themas von „[2022] The Longest Trench (UGG)“ zu „[2022] (Peep) - The Longest Trench (UGG)“ geändert.
  • Ja, das ist schon ein nettes Spielchen. Man kann durchaus mal eine Schlacht verlieren, muss aber aufpassen, das man das Pendel wieder in seine Richtung bringt. Was etwas zu glücksabhängig ist in meinen Augen, sind die 2 oder 3 Seeschlachten - dafür braucht man entsprechende Karten. Wenn man die gerade nicht hat, siehts nicht so gut aus…

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Ja, das ist schon ein nettes Spielchen. Man kann durchaus mal eine Schlacht verlieren, muss aber aufpassen, das man das Pendel wieder in seine Richtung bringt. Was etwas zu glücksabhängig ist in meinen Augen, sind die 2 oder 3 Seeschlachten - dafür braucht man entsprechende Karten. Wenn man die gerade nicht hat, siehts nicht so gut aus…

    Servus,


    ich gebe dir Recht, dass mit den Seeschlachten ein gewisser Glücksfaktor ins Spiel kommt, aber der war nicht alleine spielentscheidend. In unseren Partien standen beide Spieler während des Spiels mehrfach kurz vor dem Sieg.Das war schon ziemlich spannend. Entschieden wurden die Partien erst am Ende...Spricht für das Spiel.


    Aber in der Minierweiterung sind noch zwei zusätzliche Seeschlachtkarte, die auf ein Landschlachtfeld auf dem Spielplan gelegt werden. Damit werden die Seeschlachten aufgewertet. Finde ich auch reizvoll....


    Auf jeden Fall habe ich mir nach dem Spiel erstmal ein paar französische Quellen zu französischen Jagdfliegern durchglesen. Interessant und zugleich wieder etwas dazugelernt:)