Zensur in Brettspielen mit Produktionsstandort China?

  • Ich hoffe, dass dieses Thema nicht ins politische abdriftet, sondern in den hier diskussionsmöglichen Grenzen mit Bezug auf Brettspiele bleibt.


    Ausgangspunkt war ein Posting von Phil Eklund zu seinem neuen Spiel "High Frontier 4 All" auf BGG. Er beschreibt dort, dass die ursprünglich geplante fiktive Fraktion "Chinese Republic of Peoples (CRP)" von ihm vorsorglich umbenannt wurde, um alle möglichen Bezüge zu der real existierenden "People's Republic of China (PRC)" aus dem Spiel zu tilgen. Um den Spielehersteller for Konsequenzen zu schützen:


    The instructions from the Manufacturing facility in China was that they were legally forbidden to publish anything mentioning either “PRC” or depicting the Chinese flag. It was explained that the government could suspend their license and seize their company.


    BoardGameGeek


    Höre ich so zum ersten Mal. Ist das ein bekanntes Problem, wenn Brettspiele in China produziert werden? Gerade bei historischen Spielen wird das schwierig oder werden die genau deshalb eben nicht in China produziert, wenn da Zensur drohen könnte?

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Bei Brettspielen höre ich das auch zum ersten Mal, aber Zensur / Änderung ist in China / für den chinesischen Markt nichts ungewöhnliches. Kennt man zum Beispiel aus der Film-/ und Videospielbranche zu Genüge. Wundert mich dementsprechend nicht besonders.

    Übersetzt & lektoriert Spiele für div. Verlage und probiert Spiele in allen möglichen Stadien aus.

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  • Historische Spiele, inbesondere Cosims mit einem chinesischen Thema sind, in Englischer Sprache, äußerst selten, da Primär- sowie Sekundärquellen praktisch nur in Chinesisch existieren. Die einzigen "großen" Cosims mit einem derartigen Thema stammen, wenn ich mich recht einsinne, von Multi Man Publishing. MMP stellt nur in den USA her. GMT und Compass Games, die beiden Hersteller bei denen es(auch) Made in China gibt, haben keine derartigen Spiele im Sortiment.

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Die Coins kommen möglicherweise aus China (Kennzeichen für China sind die superstabilen Schachteln), aber ich kann mir vorstellen dass Tony Curtis (Producion Manager bei GMT) dieses Problem duch eine Fertigung in den Staaten umgehen wird.

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Bei dem Spiel War Room durften die Kontrollmarker für China nicht das Nationalchinesische Symbol tragen (weiße Sonne auf blauem Grund)!

    Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest
    uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.

  • Next War: Vietnam von GMT trägt auch ein deutliches "Made in China" auf der Schachtel. Ich musste da schon etwas schmunzeln...

    Made my day. :D :D

    geekeriki.tv

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  • die ursprünglich geplante fiktive Fraktion "Chinese Republic of Peoples (CRP)" von ihm vorsorglich umbenannt wurde, um alle möglichen Bezüge zu der real existierenden "People's Republic of China (PRC)"

    "Chinese Republic of Peoples (CRP)" als rein fiktive Fraktion zu betrachten ist auch schon etwas gewollt, den meisten würde der Unterschied zur "People's Republic of China (PRC)" möglicherweise überhaupt nicht auffallen, oder man würde das eher als ungenaue Übersetzung oder unpräzise Formulierung einordnen, wenn es denn auffällt. Da würden mir auch rein fiktive Fraktionen wie "Deutsche Bundenrepublik" und "Amerikas Vereinigte Staaten" einfallen, die sicher auch niemand mit real existierenden Staaten verwechselt. ;)


    Trotzdem interesant zu wissen, dass man z.B. auch ein Imperial 2030 anscheinend überhaupt nicht in China produzieren könnte, ohne sich Sorgen zu machen, dass es zu Problemen mit den Behörden kommen könnte.

  • Überlege gerade (damit die Chinesen ausnahmsweise mal nicht alleine ganz so schlecht dastehen), wie wäre es denn bei einer Produktion in Deutschland wenn historisch korrekt ein Spiel mit verbotenen Wehrmachtssymbolen in Auftrag gegeben würde?


    Müsste/Muss der Drucker da sagen, nä, mache ich nicht?


    Also Zensur via gesetzl. Verbot?

    Besucht uns auf unserer Seite unter "www.mister-x.de"

  • Überlege gerade (damit die Chinesen ausnahmsweise mal nicht alleine ganz so schlecht dastehen), wie wäre es denn bei einer Produktion in Deutschland wenn historisch korrekt ein Spiel mit verbotenen Wehrmachtssymbolen in Auftrag gegeben würde?


    Müsste/Muss der Drucker da sagen, nä, mache ich nicht?


    Also Zensur via gesetzl. Verbot?

    Früher wurden PC Spiele diesbezüglich zensiert. Heute sieht das etwas anders aus. Spiele und vorallem Brettspiele sind Kultur. Und so lange du nichts verherrlichendes machen solltest, sollten auch NS Zeichen kein Problem bei einem Spiel darstellen. Aber ich bin kein Anwalt ;)

  • Also, das ist zwar jetzt weit ab vom Thema, aber Wikipedia sagt:

    Zitat

    (...) Die Verbreitung und Verwendung von Symbolen und Parolen aus der Zeit des Nationalsozialismus und von verbotenen Neonazi-Organisationen gilt im deutschen Strafrecht als Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und ist nach § 86a StGB strafbar.

    UpLive [bgg for trade] - einfach anschreiben, wenn Dich davon was interessiert!

  • Brettspiele sind anders als Videospiele. Videospiele haben einen festen Rahmen, der dir Dinge erlaubt oder eben nicht oder dich in feste Rollen steckt und dich einen bestimmten Blickwinkel erleben lässt. Mit Brettspielen kannst du alles mögliche machen. Du könntest dir entsprechende Symbole an die Wand hängen, eine Collage basteln etc. Deswegen wird Wolfenstein als Brettspiel auch nicht nach Deutschland geliefert, du könntest die Hitler Spielfiguren missbrauchen.

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  • Also, das ist zwar jetzt weit ab vom Thema, aber Wikipedia sagt:

    Zitat

    (...) Die Verbreitung und Verwendung von Symbolen und Parolen aus der Zeit des Nationalsozialismus und von verbotenen Neonazi-Organisationen gilt im deutschen Strafrecht als Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und ist nach § 86a StGB strafbar.

    Dann wäre es ja mitunter legitimiert auch bei uns zu zensieren.


    Wenn nun der Chinese wegen Gesetzesverstoß ein Spiel in US-Auftrag produziert wo Elemente enthalten sind die in CHN verboten sind, käme das einem dt. Produzenten gleich der einen US-Auftrag produziert in dem verfassungswidrige Organisationen genannt, abgebildet sind.

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  • Fuer den deutschen Hersteller greift dann wohl "Gegenstände, die derartige Kennzeichen darstellen oder enthalten, zur Verbreitung oder Verwendung im Inland oder Ausland in der in Nummer 1 bezeichneten Art und Weise herstellt, vorrätig hält, einführt oder ausführt." plus die Interpretation eines Richters, ob es sich um Kulturgut / Kunst handelt oder nicht. Die groesste Schwaeche des §86a und IMO ein wenig Paradox.