Altersangaben bei Spielen

  • Ich arbeite an mehreren Prototypen und stolpere dabei immer wieder über das Thema Altersangabe. Für einen Prototypen ist es zwar jetzt nicht ganz so wichtig, aber es interessiert mich auch generell: Wie wird die Altersangabe von Spielen bestimmt?


    Und: Was bedeutet beispielsweise ab 6 Jahren? Ein 6-jähriges Kind kann irgendwie mitspielen, wenn Erwachsen dabei sind? Ein 6-jähriges Kind kann gut mitspielen? Eine Gruppe 6-jähriger kann das Spiel alleine spielen?

    Außerdem sind Kinder in ihrer Entwicklung ja sehr unterschiedlich. Wieviel Prozent der 6-Jährigen sollten es gut spielen können?

    Fabian Zimmermann - Autor von Tiefe Taschen / GoodCritters

  • Altersangaben haben 2 Funktionen:

    • Eine Aussage, ab welchem Alter das Spiel ungefährlich ist (verschlucken von Kleinteilen, zerbrechen von Spielmaterial). Eine hohe Altersangabe schützt vor Haftungsfragen.
    • Eine Aussage, ab welchem Alter das Spiel etwa spielerisch angemessen ist. Hier schreckt eine zu hohe Altersangabe möglicherweise Käufer ab und führt bei einer zu niedrigen Angabe zu Frustration beim Käufer.

    Wenn ein Spiel ab 6 Jahren spielbar ist, erwarte ich, dass nach Regelerklärung ein 6 jähriges Kind das Spiel selbständig spielen kann. Nicht fehlerfrei, aber eben auch nicht auf dem Schoß à la "und jetzt spielst Du diese Karte".

  • Die Spielzeugrichtlinie ( in Deutschland umgesetzt durch die Verordnung über die Sicherheit von Spielzeug) greift für Erzeugnisse, "die dazu gestaltet oder offensichtlich bestimmt sind, von Kindern im Alter bis 14 Jahren zum Spielen verwendet zu werden."

    Wir Sir Pech geschrieben hat schützt eine höhere Altersangabe vor Haftungsfragen, hat aber auch erheblichen Einfluss auf den Produktionsaufwand: Für Spielzeug stellt die Spielzeugrichtlinie deutlich höhere Anforderungen. Warnhinweise, CE-Kennzeichnung (ggf. mit vorhergehender Prüfung), Einschränkungen bei Material und Inhaltsstoffen ....

    Wenn auf einem Spiel "ab 6 Jahren" steht, dann sollte der überwiegende Teil, oder "fast alle" Kinder in dem Alter das Spiel spielen können, in der Form wir Sir Pech das beschrieben hat. Einen Prozentsatz kann ich aber nicht nennen.

    Auch wenn Kinder sich unterschiedlich entwickeln und es Ausreißer nach "oben" und nach "unten" gibt, bildet die Mehrheit ja einen Durchschnitt. Teilweise richtet sich das ja auch etwas nach dem Geschlecht und dem Spieltyp. Als unser Sohn in dem Alter war hatte ich in den Spielgruppen den Eindruck, dass die Mädchen sozial kompetenter waren, wenn man das in dem Alter schon so sagen kann, und bei Spielen ganz anders entschieden und argumentiert haben - da wurde auch schon mal überlegt was wäre wenn während die Jungs oft frei nach Cpt. Kelso ( "...Egal, Hauptsache kaputt, kaputt kaputt!") vorgegangen sind. Die Jungs waren dafür halt haptisch deutlich leichter zu begeistern und allgemein risikofreudiger. Da gab es auch Fälle wo es genau umgekehrt war, aber man konnte schon eine Tendenz erkennen. Die Kinder (fast alle) konnten zwar alles (fast alles) mitspielen und hatten ihren Spaß, aber es war schon erkennbar, dass Mädchen und Jungs die Spiele ganz unterschiedlich wahrnehmen und spielen.

    Daher sollte ein Spiel für Kinder ab 6 einen Großteil dieser unterschiedlichen Anforderungen erfüllen und eben die "Masse" bedienen, was jetzt nicht negativ gemeint ist.

    Liebe Grüße

    Cal


    „Das einzige was es zu bekämpfen gibt, ist der nach Kampf strebende Geist in uns.“

    Ō Sensei Ueshiba Morihei