Erfahrungen im Briefspiel

  • Guten Abend,

    aufgrund der Pandemie, wo viele ja häufiger daheim bleiben, habe ich mich letzte Woche mit jemandem über die Form des Briefspiels und die Möglichkeit der Renaissance durch die Coronaisolation unterhalten. Kenne selbst nur DSA und de profundis (Lovecraft), wobei mir de profundis sehr gut gefallen hat von der Idee. Ein Rollenspiel in Briefform, Spielerrolle, Spannungsbogen, Geschichten und Plot-Wendungen entstehen während des Briefaustauschs und "die Belohnung", der Spielanreiz, ist ein physischer Brief im Briefkasten und die Immersion. Da kann man beliebig und herrlich nerdig werden (Büttenpapier, Tinte, Wachssiegel, Brandränder, aber auch sprachlich geht da was und inhaltlich sowieso), aber niemand scheint diese Form des Spiels zu kennen. Stimmt das oder bin ich mal wieder ewig gestriger?


    Würde mich freuen, wenn ihr eure Erfahrungen hierzu mal teilen würdet.

  • Ich habe früher– vor dem Internet – viel Briefspiele gespielt, Google Mal PBM (für "Play by Mail"). Ich kann mir nicht vorstellen, daß Dir nicht klar ist, daß man auch z.B. Schach leicht per Brief spielen kann?

    Aber die von Dir genannten Vorteile wiegen den vergleichsweise hohen Aufwand für mich im Vergleich zu Partien z.B. bei Yucata.de nicht auf.

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  • Ich habe einige Monate Rollenspiele über ein Forum gespielt. Das ist natürlich nicht das Gleiche. Ich bringe es aber auf, weil es unter einem ähnlichen Problem leidet: Es ist ewig langsam. Bei einem Briefspiel würde ich mich dazu noch fragen, wie es denn bei 3+ Mitspielern liefe? Muss dann der arme Spielleiter alles zusammenfassen und doppelt schreiben? ;)


    Nichtsdestotrotz könnte ich es mir vorstellen. Aber eher als gemeinsam erzählte Geschichte, bei der der Spielleiter einiges proaktiv entscheidet. Sonst stoppt es spätestens in Kämpfen, in denen du häufig würfeln müsstest.


    Für mich wäre das nichts mehr, v.a.des hohen Aufwands wegen. Aber für dich scheint das ja keine Hürde zu sein, also probiere es ruhig aus :)

  • Manches hatte seinen Charme.

    Wenn zu Diplomacy oder Blood Royal sich als Metaspiel wohlformulierte Korrespondenz gesellte.

    Allein die Freude wenn man ein, zwei, mehr Kuverts aus dem Postkasten zauberte.

    Alle 3 Wochen Zugabgabe - konnte sich schon hinziehen. Umso schmerzhafter dann der Verrat.

    Aber ich hatte eine Partie als Frankreich - von der erzähl ich heute noch gerne.


    Ich versuch mich gerade zu erinnern, wie lange es für uns hier schon her ist, wo ein Spiel noch so einen Impact erzeugte, dass man sich nachher noch in Liedern besingt.


    However - Postspiele per Snail-Mail ist tot. Ich denke per Email nicht weniger. Oft kein großer Verlust. Ich spielte (A)SL per Post und später auch eMail. Man stelle sich das vor!


    Und ein alter Freund verabschiedete sich sogar vom Klassiker Schach als PbM: „Mit einem Schachcomputer kann ich auch direkt spielen“.

    Mit der Nase auf meinem smarten Device getippt.

    Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass das :?: entfernt werden muss

  • Diplomacy und Schach haben früher viele Menschen per Briefversand gespielt. Ich meine, dass Reiner Knizia in den 80ern ein Magazin für PBM Spiele selber verlegt hat.


    Heute ist das einfach nicht mehr zeitgemäß. Das Porto kann sich keiner mehr leisten und wir haben BGA, Yucata und wie sie alle heißen als Alternativen.

  • De Profundis ist im Grunde ein Thema für sich, weil es halt ein Rollenspiel ist, das ausschließlich für das Medium Brief geschrieben wurde und gar nicht anders gespielt werden kann und soll. Insofern kann man hier nicht von "nicht mehr zeitgemäß" sprechen. Aber das Spiel war von Anfang an extrem nischig und wird es auch immer sein.


    Und in allen anderen Bereichen bietet der Brief als Medium für Spiele eigentlich keinerlei Vorzüge gegeben über digitalen Medien.

  • Ich habe früher mal Kalevala gespielt und es war großartig. Leider musste ich es aus Zeitgründen aufgeben.


    Kalevala ist ein Strategie-/Diplomatie/-Rollenspiel in dem jeder Spieler seine Rolle in einer Fantasywelt spielt. Diese Welt besteht bereits seit 45 Jahren, ich selbst war dort etwa 15 Jahre dabei. Jeder gestaltet die Welt mit, versucht die Mysterien dieser Welt zu erforschen, versucht sein Reich zu vergrößern und bekämpft andere Herrscher, betreibt Diplomatie usw. Hierzu werden per Post die eigenen Handlungen dem Spielleiter mitgeteilt und Briefe an andere Spieler geschickt. Zu den Hochzeiten, waren etwa 50-60 Spieler dabei. Diese haben einer der Gesinnungen Finsternis, Licht oder Gleichgewicht angehört oder ganz eigene Ziele verfolgt. Die Spieler habe Orkhorden aus der Unterwelt (ein Höhlensystem unter der eigentlichen Welt) typische Fantasyrassen wie Elfen oder Zwerge, Dämonen, Anführer der Drachen, mächtige Zauberer/Hexer usw. repräsentiert. Manche Völker haben Götter angebetet, die sich auf der Götterebene duelliert und bei Siegen in die Kämpfe auf Menschenebene eingreifen konnten. Die Welt steckt voller Mysterien, die erkundet werden wollen. Mysteriöse Figuren und Götter wandeln über die Ebene mit unbekannten Zielen, auf allen Ebenen lassen sich Artefakte finden deren Zweck erforscht werden wollen.


    Wer ausreichend Zeit mitbringt, erlebt hier ein tiefes, facettenreiches und immersives und vermutlich einzigartiges Spiel.

  • Ich habe früher mal Kalevala gespielt und es war großartig. Leider musste ich es aus Zeitgründen aufgeben.


    Kalevala ist ein Strategie-/Diplomatie/-Rollenspiel in dem jeder Spieler seine Rolle in einer Fantasywelt spielt. Diese Welt besteht bereits seit 45 Jahren, ich selbst war dort etwa 15 Jahre dabei. Jeder gestaltet die Welt mit, versucht die Mysterien dieser Welt zu erforschen, versucht sein Reich zu vergrößern und bekämpft andere Herrscher, betreibt Diplomatie usw. Hierzu werden per Post die eigenen Handlungen dem Spielleiter mitgeteilt und Briefe an andere Spieler geschickt. Zu den Hochzeiten, waren etwa 50-60 Spieler dabei. Diese haben einer der Gesinnungen Finsternis, Licht oder Gleichgewicht angehört oder ganz eigene Ziele verfolgt. Die Spieler habe Orkhorden aus der Unterwelt (ein Höhlensystem unter der eigentlichen Welt) typische Fantasyrassen wie Elfen oder Zwerge, Dämonen, Anführer der Drachen, mächtige Zauberer/Hexer usw. repräsentiert. Manche Völker haben Götter angebetet, die sich auf der Götterebene duelliert und bei Siegen in die Kämpfe auf Menschenebene eingreifen konnten. Die Welt steckt voller Mysterien, die erkundet werden wollen. Mysteriöse Figuren und Götter wandeln über die Ebene mit unbekannten Zielen, auf allen Ebenen lassen sich Artefakte finden deren Zweck erforscht werden wollen.


    Wer ausreichend Zeit mitbringt, erlebt hier ein tiefes, facettenreiches und immersives und vermutlich einzigartiges Spiel.

    Das klingt mega interessant. Wenn ich nur die Zeit hätte mich da einzufuchsen. :loudlycrying:

    geekeriki.tv

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