Ich habe die Burggrafen Ende Oktober beim Schwerkraft Verlag gekauft. Bis Ende Oktober gab es einen 20%-Rabatt. Allerdings mit dem Hinweis, dass die Lieferung frühestens in 20 Tagen stattfindet. Umso überraschter war ich, als ein paar Tage später das Paket ankam!
Gestern habe ich meine erste Partie gespielt, zusammen mit meiner Lebensgefährtin. Was zuerst ins Auge stach, war das Spielmaterial. Äußerst stimmungsvoll. Der Spielplan, die Burg in der Spielplan-Mitte, und eine große, massige Burggrafen-Figur, mit der man durch die Lande zieht, und damit Aktionen ausführt:
Auch die Ressourcen in diesem Spiel sind schön geformt gestaltet, keine bloßen Holzwürfel: Silbermünzen (aus Pappe allerdings), Gold, Steine, Tintenfässer.
Im Kern ist das Spiel ein Deckbauspiel. Man beginnt mit einer Handvoll Grundkarten, versucht diese schnell loszuwerden, und bessere Karten anzuwerben.
Zu Beginn jeder Runde hat man drei Handkarten. Davon spielt man genau eine Karte aus (und füllt die Kartenhand am Ende der Runde wieder auf). Das besondere in diesem Spiel: jede ausgespielte Karte kann man drei Runden lang nutzen. Erst danach landet die Karte auf den Ablagestapel.
Die Haupteigenschaft jeder Karte: Man kann damit Aktionen bezahlen. Dargestellt durch Symbole oben links:
Jede Karte hat noch eine weitere besondere Eigenschaft, beschrieben in der unteren Kartenhälfte. Nachdem man eine Karte ausgespielt hat, bewegt man seinen Burggrafen um so viele Felder wie das Münzsymbol auf der ausgespielten Karte anzeigt, und führt anschließend genau eine Haupt-Aktion aus. Es gibt vier mögliche Aktionen: Handel, Bauen, Manuskript kopieren, Burg stürmen. Die Aktion die man machen darf hängt vom Ort des Burggrafen ab.
Jede Haupt-Aktion muss man bezahlen. Je mehr man bezahlt, umso mächtiger ist die Aktion.
Beim Handel kann man Ressoucen erwerben (Gold, Steine, Tintenfässer). Bezahlt wird die Aktion mit Münzen und mit Handel-Symbole (Geldsäcke) auf den Karten in seiner Auslage.
Beim Bauen baut man ein Gebäude. Dadurch schaltet man eine Sonder-Eigenschaft frei (siehe Tableau oben). Auf dem Bauplatz ist ein Bonus abgebildet, den man erhält. Außerdem sind die Gebäude am Ende Siegpunkte wert (gestaffelt durch Gebäudetyp und Anzahl der Gebäude je Typ).
Bezahlt wird die Bau-Aktion mit Steinen und Bau-Symbole (Hammer) auf den Karten in seiner Auslage.
Mit der Aktion Manuskripte kopieren nimmt man sich das oberste Manuskript neben dem Burggrafen:
Die Manuskripte sind am Spielende Siegpunkte wert, in Abhängigkeit der Kombination der Manuskripte. Außerdem bekommt man durch ein Manuskript einen Bonus. Bezahlt wird die Aktion mit Tintenfässer und Kirchen-Symbole (Kreuze) auf den Karten in seiner Auslage.
Die spannendste Aktion, weil dadurch Interaktion stattfindet, ist die Aktion Burg stürmen (die in der Spielregel allerdings "Arbeiter einsetzen" heißt - weiß der Himmel warum diese unthematische Bezeichnung gewählt wurde). Je nach Bezahlung (Gold oder Adel-Symbole auf den Karten) darf man eine bestimmte Anzahl von Kämpfern in die Burg setzen.
Die Burg ist in fünf Bereiche unterteilt, und jeder Bereich in drei Segmente: Äußerer Ring, mittlerer Ring und Burg-Zentrum. Eingesetzt werden die Kämpfer in dem Burg-Bereich, wo der Burggraf steht, und zwar im äußeren Ring. Befinden sich in diesem Burg-Segment dann mindestens drei eigene Kämpfer, werden drei Kämpfer verteilt: einer nach links, einer nach rechts, und einer nach oben in den mittleren Ring ("Sturm durch die Burg"). Der Kämpfer auf dem mittleren Ring erhält einen (recht starken) Bonus. Durch diese Bewegungen können Kettenreaktionen entstehen, die der Reihe nach abgewickelt werden.
Befinden sich anschließend in einem Segment sowohl eigene als auch fremde Kämpfer (insgesamt mindestens drei), so werden Kämpfer (in der Regel fremde) entfernt, so dass anschließend nur noch zwei Kämpfer übrig sind:
Kämpfer im Burg-Zentrum sind "safe", können also nicht mehr entfernt werden. Am Spielende bekommt man für die Kämpfer in der Burg Siegpunkte: im äußeren Ring 1 SP, im mittleren Ring 2 SP, im Zentrum 3 SP.
Nachdem man die Haupt-Aktion ausgeführt hat, darf man eine Karte anwerben (neben dem Ort des Burggrafen):
Man bezahlt die Karte mit Münzen (Preis oben links), führt einen Sofort-Effekt aus (oben rechts), und legt anschließend die Karte auf seinen Ablagestapel.
Bei bestimmten Bonus-Aktionen darf man Karten aus seinem Deck entfernen.
Das waren jetzt die wesentlichen Regeln. Ich habe nicht jedes Detail erklärt, das soll für den erste Eindruck genügen (u.a. bin ich hier nicht auf Tugend/Korruption eingegangen, das man schon bei den Architekten verwendet hat).
Wie finde ich das Spiel?
Mir hat das Spiel gut gefallen, meiner Lebensgefährtin allerdings nicht: sie mag keine Spiele mit destrukiven Elementen, wo Kämpfe stattfinden, wo man also durch gegnerische Aktionen Schaden erleidet. Ich muss mir also (nach Corona) andere Mitspieler suchen...
Schön finde ich, dass das Spiel relativ einfach ist: Man hat genau vier Aktionsmöglichkeiten, die aber recht unterschiedlich sind. Letztendlich geht es zwar um Siegpunkte, die Aktionen haben allerdings jeweils recht unterschiedliche Siegpunkt-Konstruktionen. Eingebettet ist das ganze in ein Deckbauspiel, welches für mich ein neuer Mechanismus hat: jede ausgespielte Karte wirkt drei Runden lang.
Man findet in dem Spiel sowohl Elemente aus Architekten (u.a. Tugend/Korruption) als auch Paladine wieder. Mir hat das Spiel besser als die Architekten (was ich aber auch gut finde) gefallen, aber nicht so gut wie die Paladine. Wobei man sagen muss, dass mir Paladine außerordentlich gut gefällt.
Vom Anspruch reiht sich die Burggrafen zwischen den Architekten und den Paladinen ein: Anspruchsvoller als Architekten, aber weniger komplex als Paladine. Von der Aufmachung für mich das schönste und thematischste Spiel der Reihe.
Daumen hoch!