„Why do you even own these games?“ heißt eine Kategorie der wunderbaren Statistikseite Friendless’ extended stats und die Frage ist bei manchen der Spiele in unserem Regal vollkommen berechtigt. Für die meisten der Spiele gilt: Ich möchte sie gern und oft spielen, deshalb stehen sie noch hier und werden wohl auch auf längere Sicht bleiben, selbst wenn sie nur als Deko dienen sollten. Von gut einem Viertel würde ich mich ohne zu zögern trennen und ein weiteres Viertel würde kaum schmerzen. Da es aber nicht eilt, einige Spiele für spezielle Gelegenheiten vorgehalten werden und obendrein bei unseren Spielen meine Lieben natürlich ein (nicht bindendes ) Vetorecht haben, schrumpft die Sammlung nur langsam. Es gibt ja auch sporadisch mal Neuzugänge Immerhin nähert sich der Regalinhalt Spiel für Spiel von beiden Richtungen meiner Idealvorstellung an.
Wer mag, kann den groben Verlauf der letzten Jahre bei BGG nachvollziehen. Spoiler: Die Momentaufnahme vom 09.02.2020 ist dort schon enthalten: shelf-pr0n-central.
Sortiert wird hauptsächlich nach Schachtelgröße, dadurch bedingt wenn’s passt auch nach Verlagen und Autoren. Da ich sowieso immer wieder aus diversen Gründen ein bisschen Regal-Sokoban spiele, kann ich das gerade so eben verkraften. Hört nicht auf die Leute, die mir OCD andichten – alles Lügner In medias res:
Fach A1
Hermagor
Das beste der Mind the Move Spiele. Schade, dass es nicht so wie seine älteren Geschwister Oltre Mare und Il Principe eine deutsche Neuauflage bekommen hat. Thema, Mechanismen und wahrscheinlich eher schlechte Verkaufszahlen der anderen beiden konnten das wohl effektiv verhindern. Die zentralen Elemente des Marktes und Reisens mit gewissen Zwängen gefielen mir damals auf Anhieb, weil sie meinen pickup&deliver-Nerv treffen. Nachdem es früher regelmäßig gespielt wurde, stand es Ende 2018 schon auf der Abschussliste. Nach fast 10 Jahren Durstzeit kam es dann letztes Jahr bei Freunden doch mal wieder auf den Tisch. Ein Glück, dass sie es damals auf unseren Rat hin kauften und quasi nie Spiele verkaufen Was soll ich sagen? Es konnte mich immer noch überzeugen. Regelwerk und Spieldauer sind überschaubar, die Entscheidungen durchaus interessant und Interaktion ist auch vorhanden. Obwohl es eigentlich mit 4 oder 5 ideal besetzt ist, spielt es sich imho auch zu dritt ganz prima.
American Rails
Leider noch ungespielt. Irgendwann als Empfehlung aufgeschnappt, falls einem Chicago Express (Wabash Cannonball) gefällt. (Tut es!) Darf bleiben, weil Traingame Ich muss das für’s nächste Spieletreffen mal vorbereiten.
Amun-Re
2004 auf der Burg (Rieneck, BSW-Treffen) gespielt. Dunkle Erinnerung: Es war gut und eins der besten großen Knizia-Spiele, deshalb wird’s auch bleiben, bis mich mindestens eine weitere Partie vom Gegenteil überzeugen kann. Meine Ausgabe ist eine von vielen Erinnerungen an meine Turnierzeit, da ich sie irgendwann in Herne bei einer Carcassonne- oder Siedler-Quali gewonnen hatte. Ha! Ich hab’s nicht mal in meiner Liste erfasst. Muss ich wohl später mal recherchieren
Goa
Noch eins aus der gleichen Ära, über dass ich ähnliches schreiben könnte. Ich erinnere mich an 2 Partien vor fast 15 Jahren im Sommer auf der Terrasse. Auktionen mag ich grundsätzlich ganz gern, insofern wird es das Regal erst verlassen, wenn es mal wieder auf dem Tisch war und durchfiel.
Taluva
… vom genialen Marcel-André Casasola-Merkle. Ich mag es zu zweit am liebsten, weil es dann nicht auf das leidige „Ich muss verhindern, dass die Nase nach mir gewinnt“ hinausläuft. Manchmal nervt der Zufall der Inselplättchen ein wenig, aber meist kann man sich Optionen offen halten, um nicht zu abhängig zu sein. Taluva ist für mich ein Kleinod, weil es wie kaum ein zweites abstraktes Spiel thematisch so prima unterstützt wird. Die Regeln sind derart simpel, dass sie auf eine Spielkarte passen und auch für Anfänger verständlich sind, wenn man Turm und Tempel auseinander halten kann Einmal geschnallt, reicht dann auch die Spielübersicht. Wenn man’s nicht besser wüsste, könnte man Taluva sogar für einen Knizia alter Schule halten.
Auf den Spuren von Marco Polo
Tja, warum steht das eigentlich bei mir im Regal? *listekonsultier* Ah ja, bei einer Freundin gespielt und dummerweise direkt mal gegen meine Lieblings-HiG-Erklärbärin gewonnen. Ich mag ja keine Würfel, aber manche Spiele mit Würfeln sind dann doch zu gut, um sie nicht zu schätzen zu wissen. Marco Polo gehört dazu und da es ein paar Wochen später sehr zu günstig war, steht es seither hier im Regal. Meine Ausgabe müsste ungespielt sein und meine zweite und letzte Partie bei einem Treffen ist auch schon wieder 3,5 Jahre her. Seitdem ergab sich noch häufiger die Gelegenheit, aber irgendwie einigten wir uns stets auf andere Spiele. Ich hatte mal vor, es in der BSW intensiver zu spielen. Vielleicht setze ich das noch um, auch wenn der Reiz aktuell recht gering ist. Da einer meiner Hauptmitspieler für Kennerspiele Testspieler bei HiG ist und auch beim Nachfolger seine Finger im Spiel hatte, wird es auf Treffen wohl auch eher MP2 geben.
Polis
… dürfte eins der ersten Spiele sein, die ich originär auf unknowns entdeckt habe. Wenn ich mich recht entsinne, hatte ich sogar überlegt, die Erstauflage von Asylum Games zu kaufen. Allerdings kam die News der Pegasus-Neuauflage zur rechten Zeit. Einmal gespielt, dabei ein bisschen mit dem Regelwerk gekämpft und die Partie mit dem Vorsatz abgebrochen, bald eine neue zu starten. Daraus wurde leider nichts, aber es war definitiv interessant genug, um es zu behalten. Ebenso wie bei Marco Polo gibt’s eine vermutlich ziemlich gute Online-Version (bei BoardGameArena), der ich mich irgendwann mal widmen wollte … Tja, diese vollkommen unverständlicherweise auf 24 h limitierten Tage und andere Prioritäten wussten das bisher effektiv zu verhindern.
Tash-Kalar
Ein abstraktes 2er von Vlaada? Soll gut sein, sachste? Ok, notiert. Irgendwann bei ebay mit Erweiterungen eingesackt und dann setzte es Staub an. Ende 2019 habe ich’s an einem offenbar eher ungünstigen Tag mit meiner Tochter ausprobiert. Tja, sie wollte partout die Regeln anders verstehen, als ich es mehrfach und spätestens auch in der 2. Wiederholung sehr deutlich erklärt hatte, und war danach erbost, dass ich ihr mit meinen Zügen alles kaputt gemacht habe. Das kann sie im Normalfall erstaunlich gut aber, an dem Tag drehte sich eine kleine Frustrationsspirale in die falsche Richtung. Ich müsste es mal wieder vorschlagen, denn eigentlich gefielen mir die Möglichkeiten ganz gut und abstrakte Spiele mag ich sowieso.
El Capitan
Ich bin unschuldig Im Lieblingsspieleladen meiner Frau (Magnus in Viernheim) wollten wir eigentlich nur ein paar andere Spiele kaufen, aber irgendwas an der Schachtel gefiel ihr. Wenn ich mir überlege, dass es mit 30 € seinerzeit 6 € mehr kostete als das gleichzeitig erworbene Puerto Rico, kann ich heute nur mit dem Kopf schütteln. Damals war’s bestimmt irgendwas in Richtung: „Dein Geld, musst du wissen. Wenn’s gut wäre, wüsste ich das.“
Es ist ein passables Spiel, das bei seinen wenigen Partien auch ungefähr das ablieferte, was wir nach Lektüre der Rückseite erwartet hatten. Unterm Strich ist es nur noch hier, weil es kurz nach dem Kauf durch Verramschen quasi unverkäuflich wurde
Keyflower
… weckt gute Erinnerungen an eine Zeit, in der ich mich noch intensiv auf Essen vorbereitete. So richtig mit Beschreibungen lesen, Listen tippen, Prioritäten setzen, Hallenpläne studieren etc. Tja, 2012 war das. Lang, lang ist’s her. Das war für mich iirc auch das letzte Mal volles Programm vor und in Essen. Ich vermisse es nicht. Keyflower hingegen müsste mal dringendst wieder gespielt werden. Es war damals neben Myrmes, Snowdonia und Suburbia oben auf meiner Prioliste und konnte vom Fleck weg überzeugen. Der Mechanismus ist so genial. Der ganze Erweiterungkram danach ging mir auf den Keks …
Reef Encounter
Noch ein Breese, aber aus einer anderen Zeit. Ich besaß sogar mal das imho deutlich hübschere Original von R&D Games, welches aber gewissen monetären Zwängen eines Studenten zum Opfer fiel Mit Reef Encounter verbinde ich ansonsten hauptsächlich eine Partie, die ich sicher schon mal erwähnt hatte … *such*
Meine kurioseste Partie dürfte ein Reef Encounter zu dritt und deutlich nach 0 Uhr in der 2. oder 3. Nacht eines BSW-Treffens in Rieneck gewesen sein. Der Erklärung konnten meine Mitspieler noch folgen, im Spiel dämmerte einer aber nach seinen Zügen immer wieder weg. Einmal kurz angestupst war er allerdings sofort wieder da und machte durchaus sinnvolle Züge. Wir baten ihm mehrfach an, einfach abzubrechen, aber er wollte das Spiel partout beenden, was wir meiner Erinnerung nach dann auch tatsächlich schafften.
[@Düsi, falls du das hier liest: Schöne Grüße ]
An die anderen Runden kann ich mich nicht mehr erinnern, zumal die letzte auch schon gut 8 Jahre her ist. Noch eins für die „mal wieder spielen“-Liste …
Das ist dann wohl das gemeinsame Schicksal dieser und vieler anderer Spiele im Regal: Zu große, (sehr) gute Konkurrenz und zu wenige Gelegenheiten, sie alle zu spielen.