Einträge mit bestimmter Bewertung

    Das üppig ausgestattete und gar nicht so unthematische Black Angel ist ein anspruchsvolles Biest, das aus anfänglich sechs Aktionen einen taktischen Hirnzwirbler erschafft. Ein guter Zug muss hier auf mehreren Ebenen geplant werden und beeinflusst zudem Mitspieler direkt. Der Treibstoff des Spiels ist Denkarbeit! Die Symbiose aus beiden Spielbretter und die spielerisch interessant integrierte Reise zum Zielplaneten gefällt. Die damit zusammenhängende Steuerung der Spielgeschwindigkeit seitens der Spieler ist taktisch fordernd, weil es per se keine feste Rundenanzahl gibt.

    Schlecht kann man nur ein Spielelement loben, weil die Verzahnung so groß ist! Spielspaß ist für den anspruchsvollen Spieler definitiv vorhanden. Doch so wie die Verwüster an der Black Angel knabbern, so kann auch die Spielerfahrung getrübt werden. Das man aktiv durch Verwüster das Spiel sabotieren und damit das Spiel auf legitime Weise beenden kann, ist thematisch ein Reinfall. Neben der möglichen Downtime kann man sich durch falsche Planung, Zufall beim Ziehen der Karten oder durch Aktionen der Mitspieler auch ins Abseits manövrieren. Der Glücksfaktor ist für ein Spiel dieses Kalibers ungewohnt hoch. Black Angel kann daher frusten, trotzdem schätze ich es als Expertenspiel für seine Interaktionsdichte und der motivierenden Verzahnung.

    ...und mochte es dann auch. Um mal die Standardstruktur für diesen Titel hier einzuhalten.. ;)
    Es ist weitaus verzahnter und spannender als das babyleichte, langweilig-repetitive Solenia und wesentlich hübscher als das schon angestaubte Troyes.
    Außerdem entwickelt es viele Ideen aus beiden klug weiter und führt sie zu einem großen Ganzen zusammen. Ja, dieses große Ganze kann erstmal anstrengend zu lernen sein, absolut möglich. Und kleinteilig erscheint es erstmal auch, da würde ich ebenso mitgehen. Fies ist es hier und da auch, wenn man oft die Würfel der anderen wegnimmt, sicherlich. Hat man aber erstmal zwei, drei Runden gespielt und ist richtig "drin" in der Partie, flutscht es dann am Ende eben doch sehr gut und erscheint alles logisch und intuitiv. Ich bin hier voll bei Braz, dass ich Black Angel auch nach einer längeren Pause rausholen und tatsächlich gleich wieder korrekt losspielen könnte. Soweit würde ich mich aus dem Fenster lehnen wollen. Ebenfalls musste ich nach meiner ersten Partie schon mehrfach wieder daran zurückdenken, was ich immer gut finde. Das zeigt mir, dass diese allererste Runde schon denkwürdig war und ich mir immer mal wieder ins Gedächtnis zurückrufe. Was ich ebenfalls noch weiß, ist, dass ich sofort eine erneute Runde spielen wollte, was bei mir auch sehr selten vorkommt. Ich probiere lieber immer neue Spiele aus, ist einfach eine bekannte, persönliche Schwäche von mir. Zuletzt möchte ich noch anmerken, dass es mir sehr viel Spaß macht, hier zu taktieren und zu entscheiden, welchen Würfel man zu erst benutzt, wann man seinen Reset (Phase 2) durchführt, etc. Einfach tolle Überlegungen drin.
    Tl;dr: Black Angel ist ein sehr guter Dice Drafter, der imho insgesamt zu schlecht bewertet oder teils gar runtergemacht wird (Brettagogen!). Ich verstehe, dass Heavy Euros nichts für Jedermann sind, aber hier wusste man eigentlich, worauf man sich einlässt. Schade. Wird wohl für immer ein Titel unter dem Radar bleiben. Quasi ein Geheimtipp der brainburner-Connaisseure ;D :P
    Lg