Beiträge von Dirtbag im Thema „Begeisterung / Abneigung bei Spielen“

    Eine interessante Frage - habe ich mir auch schon ein paar selbst gestellt. Und ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob ich das wirklich so scharf definieren kann, was bei mir zu Begeisterung führt.


    Ich denke, wirklich begeistert bin ich dann, wenn mich ein Spiel in seine Welt ziehen kann und dabei meine bewussten und unbewussten Erwartungen erfüllen kann, erinnerungswürdige und überraschende Erlebnisse bieten kann, Geschichten erzählt. Wenn ich das Geschehen nicht mehr aktiv visualisieren muss, sondern das Kopfkino direkt im Hintergrund mitläuft, weil Thema und spielmechanische Umsetzung zu einem in sich runden Spielerlebnis führen.


    Das ist weitgehend unabhängig von Material, Autor oder Thema.
    Space Empires 4X beispielsweise ist hässlich, den Autor kennt kaum jemand, es hat keine Miniaturen, man füllt handschriftlich Tabellen für Produktion und Tech-Tree-Tracking aus, und mechanisch ist es weder besonders modern noch besonders vielseitig. Man könnte "konservativ" als Euphemismus für "altbacken" verwenden. Vergesse ich aber alles, wenn ich es spiele - dann habe ich Flotten, die unerforschten Raum durchkreuzen, mit Radarechos von unbekannt grossen gegnerischen Flotten, epische Raumschlachten, Grosskampfschiffe, die von Jägerstaffeln wie von einem Wespenschwarm attackiert werden, Doomsday Machines die auf ihrem Weg durch den Sektor Flotten und ganze Planeten ausrotten.


    Auf der anderen stehen dann Spiele wie The Others - 7 Sins.
    Minis, cooles Setting, schönes Material, viel Blingbling, schön catchy, mechanisch gut gemacht, bekannter Autor. Und trotzdem komplett durchgefallen, weil das Spielerlebnis - für mich - einfach nur stinklangweilig und trocken ist. Es lädt mich nicht einmal im Ansatz dazu ein, in das Spiel einzutauchen, es gibt keine erinnerungswürdigen Erlebnisse, Monster und Helden sind ersetzbare Verschleissgegenstände. Könnte man genauso gut mit ein paar Holzwürfeln und Tokens auf weissem Papier spielen, würde der Atmosphäre nicht weiter schaden.


    Dass ich erst denke ich wäre begeistert... hm...
    Das ist bisher glaube ich nur bei Shadows of Brimstone passiert, als ich nach zigtausend erspielten Erfahrungspunkten und tonnenweise Monster-Genozid realisiert habe, dass es keinerlei spassigen Endgame-Content gibt. Monster sind eh schon zu schwach, Items und Waffen gibt es keine besseren mehr, und mit dem letzten Skill lässt sich der Damage-Output auch nur noch marginal steigern - nutzlos noch dazu, weil eh schon alles innerhalb kürzester Zeit tot ist. Das war etwas ernüchternd. Leider.


    Meist ist es eher andersrum. Ich bin skeptisch bis vorsichtig optimistisch, werde dann aber positiv überrascht.
    Was es aber gibt sind Spiele, an die ich mit hohen Erwartungen (=/= Begeisterung) herangehe, sei es in Bezug auf thematische Umsetzung, Wiederspielwert, Strategievielfalt, Immersion, etc. Das kann gelegentlich mal aus verschiedenen Gründen daneben gehen (z.B. Twilight Struggle), passiert aber auch relativ selten. Ich kaufe aber auch bei weitem nicht mehr so viele Spiele wie früher und wenn, dann nur noch sehr ausgewählt. Das reduziert das Risiko zusätzlich. ^^