Beiträge von LookAtTheBacon im Thema „Autoren und der Umgang mit Kritik“

    Witzig, wie man drei Seiten Blut, Herzschmerz und Repetition dafür gebraucht hat, nur um Odes und Sternenfahrers Ansinnen endlich zu verstehen. Und ja, es gibt noch zig weitere Optionen, als sich als Autor mit (negativer) Kritik abfinden zu "müssen", oder ansonsten nichts veröffentlichen (zu dürfen). Wenn man immer so gedacht hätte, wären zum Beispiel viele der besten technischen Erfindungen aller Zeiten übrigens gar nicht veröffentlicht worden. Das stützt sich auf eine Studie die ich mal gelesen habe, in der die Biografien großer wissenschaftlicher bzw. technischer Erfinder studiert wurden und wo herauskam, dass viele dieser Personen vom Charakter her introvertiert waren und Angst vor öffentlicher Kritik hatten. Albert Einstein, Isaac Newton, Charles Darwin...Hätten die sich damals nicht getraut, ihre jeweiligen Errungenschaften herauszubringen bzw. öffentlich zu machen, wären wir jetzt technisch gesehen möglicherweise bei Weitem noch nicht so fortgeschritten, wie wir es sind. Achtung: In der Lesart von Ode und Sternenfahrer fordert ihr das aber, die ihr durch das "müssen" die sinnvolle Abmilderung von Warbear ("sollen"), so aktiv ausgeschlossen habt. Ihr fordert durch euer "müssen" implizit, dass diese Leute einfach nichts veröffentlicht hätten, weil sie ja mit Kritik an ihrem Werk/Produkt/o.Ä. ja sowieso nicht hätten leben können und dann sicher daran verrückt geworden wären, sich umgebracht hätten oder Dergleichen. Und nein, das ist keine Hyperbel, sondern es ist die normale Hermeneutik die im Common Sense aus eurem geschriebenen Wort folgt. So habt ihr es verfasst (@jeder, der "muss" geschrieben hat). Und das ist eben - nach feinster Thygra'ischer Redensart - eben nicht nur "Humbug", sondern schlicht falsch. Sie hätten Ausrasten können und dann später Selbstbewusstsein durch die positiven Gegenstimmen erhalten können; sie hätten Schimpfen können, danach ein weiteres Werk herausbringen können und sich an dessen potentiell umfassenden Erfolg laben können; sie hätten sich in die Ecke setzen können und nach einem kurzen theatralischen Ausweinen wäre alles wieder gut gewesen, und so weiter und so weiter. Es gibt tausend andere Möglichkeiten, als mit Kritik direkt Leben können zu müssen oder ansonsten aufzuhören. Man muss doch als Autor nicht immer mit allem umgehen können und man muss doch als solcher auch nicht immer perfekte Manieren an den Tag legen müssen. Wir sind doch alle auch nur Menschen.
    Oder könnt/wollt ihr Fehltritte nicht vergeben?


    Tl;dr: Nächstes Mal denkt bitte vielleicht einfach länger über eure Formulierungen nach, bevor ihr pseudo-allgültige Subjunktionen wie "wenn X, dann muss Y, oder es folgt notwendigerweise: nicht Z" raushaut, und nutzt doch bestenfalls abgemilderte, non-absolute Terme. Oder schreibt es vielleicht wenigstens so, dass man nicht denkt, ihr möchtet jemand anderem partout etwas vorschreiben. "Entweder du hörst jetzt auf, Spiele herauszubringen, oder du lernst endlich mal, mit Kritik umzugehen - hundert Pro' schadet dir das sonst!" - so konnte man mehrere Posts hier im Thread lesen. Und das ist meines Erachtens im Falle A für unser aktuelles Beispiel einfach falsche Kausalität und im Falle B ein schlechter Ratschlag. Besser für Fall B wäre beispielsweise die Formulierung: "Sei vorsichtig: wenn du etwas veröffentlichst, kann das immer auch auf negativen Gegenwind stoßen - vielleicht wäre es gut, sich darauf vorzubereiten, oder sich das von Zeit zu Zeit ins Bewusstsein zu rufen, damit man später im etwaigen Ernstfall besser damit umzugehen lernt/umgehen kann. Ich kann aber verstehen, wenn du das nicht möchtest - letztendlich ist es vielleicht tatsächlich wichtiger, du selbst zu bleiben" o.Ä.! So würde es wahrscheinlich ein Freund ausdrücken, oder zumindestens mal jemand, der es definitiv nur gut meint und nicht vorschreibend sein will - und so kann es auch viel schlechter missverstanden werden. Der Ton macht die Musik und Befehlsworte sind böse :) Nichts anderes hat Ode imho gemeint und keiner der anderen Diskussionspunkte des Threads sollte negiert werden (siehe z.B. Sternenfahrers Posts #94 und #102 in den Abschnitten zu unsachlicher Kritik). Hier waren und sind sich doch alle einig.


    Gn8, meine 2 Cent. Wenn ich falsch liege, dürft ihr sie behalten :)