Beiträge von MetalPirate im Thema „Ein Viertel der bei BGG am höchsten bewerteten neueren Spiele sind Kickstarter-Spiele“

    Schauen wir uns mal Scythe an. Zumindest die, die eine Bewertung (ob mit oder ohne Kommentar abgegeben haben) [...]

    Bewertungen bei BGG abgeben und seinen Brettspielbestand über BGG pflegen halte ich für zwei unabhängige Sachen. Sicher ein Stück weit korreliert, aber es ist für mich absolut denkbar, dass jemand Spiel X besitzt und es mit irgendeiner Note bewertet, ohne auch nur ein einziges seiner Spiele bei BGG auf "owned" gesetzt zu haben. Bewerten kann man nach dem "fire & forget"-Prinzip, während man in dem Moment, wo man anfängt, seinen Bestand bei BGG einzutragen, sich selbst zu dauerhafter Update-Arbeit verpflichtet hat. Aus einem fehlenden Haken bei "(prev.) owned" zu schließen, dass jemand das Spiel gar nicht besitzt, geht jedenfalls deutlich zu weit. Ich habe auch jahrelang BGG genutzt, ohne ein einziges meiner Spiele dort einzutragen.

    Will sagen, jemand, der nicht am Kickstarter teilgenommen hat und nun den Erfolg des Spieles sieht, könnte versucht sein, negativer zu bewerten, um vor sich zu rechtfertigen nicht teilgenommen zu haben

    Äh, Moment mal. Redest du gerade davon, dass Leute auf BGG Spiele bewerten, die sie gar nicht haben? Sowas mag es geben, aber sicher nicht in relevanter Anzahl.


    Kickstarter-Spiele werden definitiv überwiegend von den eigenen Backern bewertet, und ja, mein Eindruck ist auch, dass die Backer einen anderen Bezug zu den Spielen haben als Käufer im Laden. Positive Aspekte (die natürlich erstmal da sein müssen!) werden im Crowdfunding-Bereich tendenziell stärker positiv gewichtet als normal, sei es als Rechtfertigung dafür, bereits ~9 Monate vor Erscheinen mehr oder weniger viel Geld für etwas ausgegeben zu haben, sei es aus Angeberei mit der Exklusivität einer KS-Version, die anderen dauerhaft vorenthalten bleiben wird, weil man KS-Versionen eben nicht mehr nachträglich im Laden kaufen kann -- etwas, was von vielen Firmen in der Crowdfunding-Branche sehr bewusst ausgenutzt wird.



    PS: Ich persönlich habe bei BGG gar keine Spiele bewertet. Zu viel Arbeit, wenn ich das mit den Qualitätsansprüchen machen wollte, die ich an mich selbst stelle.

    Aber bei einem Kickstarter musst du dich entscheiden, bevor die (meistens) 30 Tage um sind

    Jein. Wenn zuvor CMON Gegenstand der Diskussion war, dann ist das ein denkbar schlechtes Beispiel. Da kannst du auch noch Monate nach Ende noch ein "late pledge" zu KS-Konditionen machen (weil sich da ein paar Monate nach der Kampagne produktionstechnisch eh nichts mehr tut; sie müssen ja noch an den nicht komplett vorhandenen Regeln feilen). Das alles mit dem einzigen Nachteil, eventuell in "wave 2" bei den Auslieferungen zu rutschen. Aber grundsätzlich hast du natürlich schon recht. Man muss sich im Crowdfunding-Bereich auf Basis begrenzter Information in begrenzter Zeit entscheiden, ob oder ob nicht.


    CMON ist da sowieso eine große Ausnahme. Die könnten auch "Mensch ärgere dich nicht!" für $120 als Kickstarter-Edition mit Miniaturen (und einem Haufen unnützer Stretch Goal Monster) herausbringen und hätten damit zehntausende von überglücklichen Backern einer zig-Millionen-Dollar-Kampagne. Okay, das war jetzt wirklich bösartig, aber so völlig vom Himmel gefallen ist diese Behauptung auch wieder nicht...
    :evil:

    Tja. Gerade drüben bei BGG entdeckt: ein Thread mit dem Titel "Already feels like the best 100 dollars I have spent". Zu einem Spiel, dessen Crowdfunding-Kampagne vor rund 24 Stunden angelaufen ist und zu dessen Regelwerk bisher noch sehr wenig bekannt ist (ein bisschen beschreibender Text und ein eher unbrauchbares Spielvideo). Da musste ich sofort an die Diskussion um Hypes und übertrieben positive Bewertungen im BGG-Award-Thread oder hier im Thread denken... Bei mir löst sowas nur unverständiges Kopfschütteln aus.

    Zitiert aus dem Golden Geek Award Thread, es ging u.a. auch um (übertrieben?) hohe Wertungen für Crowdfunding-Spiele:

    Die weiteren Kickstarter-Spiele in den TOP100 [Anm.: gemeint ist hinter Scythe] sind (und bestimmt übersehe ich was) Blood Rage (15), Viticulture (39), Gloomhaven (48, wirklich zu diesem Zeitpunkt etwas merkwürdig, das kann doch bisher kaum jemand gespielt haben), Arcadia Quest (69), Santorini (79) und Viticulture (91).

    Die BGG-Rankings werden an der Spitze immer noch maßgeblich von Klassikern dominiert, zu deren Zeit Kickstarter noch gar nicht existierte oder noch in den Kinderschuhen steckte. Wenn man mal nur neuere Spiele nimmt, sieht's ganz anderes aus.


    BGG-Ranking nur für Spiele ab 2014: (Link 1).
    Spiele mit Tag "Crowdfunding: Kickstarter": (Link 2)


    Wenn man das Ranking der neuren Spiele (Link 1) nimmt und dort die Spiele zählt, die auch auf Liste 2 erscheinen, hat findet man auf Seite 1 der Liste, d.h. unter den 100 besten neueren Spielen, dann sämtliche von dir genannten Spiele plus The Gallerist (77; müsste auch auf deiner Liste noch sein), Star Realms (80; fehlt ebenfalls auf deiner Liste), Zombicide Black Plague (105), Above and Below (131), Kingdom Death Monster (148), Xia Legends of a Drift System (172), One Night Ultimate Werewolf (188), Trickerion (195), Deception: Murder in Hong Kong (214), Cthulhu Wars (227), Shadows of Brimstone (254), Tiny Epic Galaxies (267), Evolution (279), Paperback (280), AquaSphere (298; ja, das lief in den USA über Kickstarter), Burgle Bros (301), Stockpile (312), One Night Ultimate Werewolf Daybreak (331), Secret Hitler (340) und Shadows of Brimstone Swamps of Death (355).


    Wenn ich richtig gezählt habe, sind das 27 von 100.


    Finde ich so bemerkenswert, dass ich einen eigenen Thread dafür gestartet habe. 27% der höchstbewerten neueren Spiele bei BGG sind Crowdfunding-Spiele. Wohlgemerkt: ich schreibe ganz bewusst "höchstbewertete Spiele", nicht "beste Spiele", denn auch als jemand, die etliche Kickstarter-Sachen pro Jahr unterstützt, halte viele Crowdfunding-Spiele ebenfalls für überbewertet, teils für krass überbewertet (wie etwa Scythe). Dennoch. 27% Kickstarter-Spiele in der Liste. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Früher konnte man oft hören, dass Crowdfunding-Spiele eh nicht toll wären und kaum relevant für den Markt. Diese These darf man im Jahre 2017 wohl endgültig zu den Akten legen. Nebenbei gesagt: BGG dürfte auch immer mehr in Erklärungsnöte kommen, wenn sie ihr Bewertungs- und Rankingsystem stur beibehalten wollen.