Beiträge von MetalPirate im Thema „[2016] Islebound“

    Wenn der Autor jetzt Empires of the Void komplett umgekrempelt in die neue Kampagne führt, dann war das ursprüngliche Spiel ja selbst eher sein eigenes Abfallprodukt.

    Nö. Eher eine unterschiedliche Design-Philosophie bzw. Spielekultur auf beiden Seiten des Atlantiks. Die Amis haben tendenziell wenig Hemmungen, Regeln als veränderlich zu begreifen (-> "living rules") und alle paar Jahre neue Versionen von Spielen rauszubringen ("2nd edition", "3rd edition", usw). Europäische Verlage haben eher den Anspruch, sofort alles perfekt zu machen und machen dann eben unveränderte Reprints. Aber wenn irgendwo in Amerika eine 2nd oder 3rd Edition rauskommt, wird dadurch nicht zu Abfall, was vorher gut war. Es gibt auch im Brettspielbereich Trends und Moden und das bewährte Alte ist nicht automatisch schlechter als die neueste Mode; insbesondere wird es nicht in dem Moment schlechter, wo eine veränderte Neuauflage angekündigt wird.


    (Ebenso wäre es in Europa und insbesondere Deutschland manchmal gar nicht so verkehrt, wenn die Kundschaft jegliche Änderungen nicht sofort komplett verdammen und direkt als Eingeständnis werten würde, dass alles alte falsch und schlecht gewesen sein muss.)


    Zurück zu Ryan Laukat. City of Iron 1st ed. (+ Erweiterung) ist für mich nicht schlechter als die 2nd edition. Anders, aber nicht schlechter. Ähnlich dürfte es mit Empires of the Void (+ Anpassungen/Aktualisierungen von der Homepage) zu 2nd edition werden. Aber wenn man bei sowas alt mit neu vergleicht, dann sollte man fairerweise immer aktuelle Regelversion bzw. sonstige "Ausbaustufen" (bis hin zu offiziellen Print'n'Play-Ergänzung) heranziehen und nicht die "nackte" 1st edition im Originalzustand.


    Mal ne Frage noch in Ergänzung @MetalPirate, wie sich das mit der Erweiterung Metropolis verhält, die ja eine ganze Fülle neuer Gebäudekarten beinhaltet. War das Spiel bisher ohne diese zusätzlichen Gebäude zu unausgeglichen oder ging es mal wieder nur darum, die KS-Kampagne attraktiver zu machen?

    Islebound habe ich nicht auf KS gebacken (ich war nicht 100% überzeugt davon), sondern es mir später Retail gekauft. Die Metropolis-Erweiterung kam mit ein paar Monaten Verspätung zur KS-Kampagne gerade heraus. Sie ist bestellt, aber die bekomme ich erst beim nächsten persönlichen Kontakt mit dem in Amerika lebenden Teil der Familie. Mein Eindruck aus den Regeln ist, dass es primär dazu diente, den Backern der KS-Kampagne mehr Gegenwert für ihr Geld zu geben, sowohl inhaltlich als auch durch die zeitlich begrenzte Exklusivität.


    Metropolis bringt eine gewisse, nicht zwingend nötige Verkomplizierung, und ich glaube, dass das in der Summe höchstens für Kenner des Spiels einen Mehrwert bringt. Aber alles mit Vorsicht gesagt; ich habe noch nicht mit dieser kleinen Karten-Erweiterung gespielt. War für mich eher Kategorie: "Für 10 Dollar nehme ich's mal mit, um auf Versandkostenfreiheit zu kommen".

    Bitte genau lesen. Ich schrieb "Abfallprodukt" von neuen Ideen bei der Entwicklung der Neuauflage. Wenn man schon das Original-EotV heranzieht, dann sollte man dazu zwei Sachen wissen: A) es war Ryan Laukats allererstes Spiel und B) es gab nach Erscheinen eine größere Regel-Revision, herunterzuladen auf der Red Raven Homepage. Ohne aktuelle Regeln, ohne Grafik auf dem aktuellen Ryan-Laukat-Niveau und ohne Fan-Bewertungen für etablierte Autoren ist die 6,9 erklärbar. Mit akuellen Regeln ist es ein sehr schönes, relativ flottes 3,5X-Spiel mit Weltraumthema, das es sich zu haben lohnt. (Kein 4X, weil man beim Entdecken Abstriche machen muss; die Karte liegt offen aus.)

    Wieviele Spiele hast du bei dem Titel auf der Uhr- und wie sehen das die Leute, denen du zum Kauf geraten hast nach ner Weile?

    Ein gutes Dutzend Spiele (in allen Spielerzahlen, die Hälfte 2er, wenig 3er, sonst 4er). Alles nur geschätzt. Sorry, ich führe da nicht Buch, ich spiele aus Spaß an der Sache und mache da keine Statistik draus. Im Detail habe ich nicht später mit anderen über das Spiel geredet (es gibt immer so viele brandneue Neuheiten, über die man eher redet :) ), aber ich denke, wenn sich jemand ein Spiel gekauft hat und es auch später selbst im Spieletreff in Diskussionen lobend erwähnt hat, dann sagt das auch schon was aus.


    Man hat das Gefühl, dass auf ein Thema ein passendes Spiel designt wird und nicht wie so oft andersherum.

    Jein. Islebound ist eigentlich ein "Abfallprodukt" bei der Entwicklung einer zweiten Version von Empires of the Void. ;)
    Wer letzteres kennt, der erkennt ein paar Kernelemente sofort wieder, von der modularen Sechseck-Karte bis zu den zwei Wegen Militär oder Diplomatie. Die neuen Ideen und Mechanismen fühlen sich für Ryan Laukat eher nach Euro an, also hat er's in ein dazu passendes Setting mit der Inselwelt eingebettet und dann daran weitergearbeitet. Die Wurzeln von Islebound liegen aber trotzdem in einem Weltraum-4X-Spiel. :)

    Dadurch, dass das Spielende erst durch eine bestimmte Anzahl gebauter Gebäude ausgelöst wird, kann es sich ziemlich ziehen, wenn niemand auf die Tube drückt.

    Das ist eine Beobachtung, die sich nur in Anfängerrunden einstellen wird. Wie viele neuere Spiele geht Islebound nicht über X Runden, sondern hat ein Spielende, das von den Spielern selbst ausgelöst wird. Irgendwas erreichen, jeder noch einen Zug, dann Endabrechnung -- ein bei modernen Spielen sehr oft anzutreffendes Schema. Ein mögliches Problem dieses Design-Ansatzes ist, dass in einer reinen Anfängerrunde die Spieler allesamt ineffizient spielen und das Spiel dann sofort ein gutes Stück länger als notwendig dauert. Würde man immer über X Runden spielen, gäbe es solche Problem nicht, da hätten alle einfach nur weniger Punkte. Aber sobald die Spieler wissen, was sie tun (zumindest mal einer :) ), spielen sich solche Spiele mit spieler-getriggertem Ende in der Regel auch ausreichend flott.


    Konkret zu Islebound: Endbedingung ist WIMRE sieben Gebäude haben bzw. acht im 2er-Spiel. Gebäude kann man bauen oder kaufen. Gebäude bringen dauerhafte Sonderfähigkeiten während das Spiels und X Punkte beim Kaufpreis X. Jedes Geld ist am Ende 1 Punkt wert. Heißt: X Geld ist X Punkte wert. Setze ich die X Geld in ein Gebäude um, habe ich auch die X Punkte plus einen dauerhaften Bonus. Abgesehen von irgendwelchen Sonderfällen (Sparen auf etwas teures bzw. weil man sonst pleite wäre und suboptimale Aktionen machen müsste) lohnt es sich deshalb fast immer, Geld in schnellstmöglichst in passende Gebäude umzusetzen. Wenn man sich das klargemacht hat, geht auch das Spiel flott.

    Klare Empfehlung von mir. Islebound ist für mich das zwei- oder drittbeste Spiel des Jahres 2016. Nummer 1 ist Terraforming Mars, und dann kommt's drauf an, ob sich Great Western Trail noch dazwischen schiebt oder nicht; das habe ich noch nicht oft genug spielen können (und bisher auch ausschließlich als 2er). Für mich war Islebound auch eine positive Überraschung; beim KS hatte ich mich noch knapp dagegen entschieden. Mittlerweile haben es auch schon andere Leute gekauft, denen ich das Spiel erklärt habe.


    Interessant finde ich, dass du ( @Stilp ) sofort die Grafik erwähnst. Die ist wie erwartet gut. Aber Laukat hat's nicht mehr nötig, dass man die Grafik an die erste Stelle schiebt. Viel positiver finde ich, dass Laukat auch in den Bereichen Qualität des Regelheftes und strategische Tiefe des Spiels immer besser wird. So eine schöne Verschachtelung zwischen den einzelnden Ressourcen und zwischen den unterschiedlichen Wegen zum Sieg wie bei Islebound gab's bei ihm noch nie.


    Mit Above & Below hat Islebound übrigens nichts zu tun, außer vielleicht, dass der Arbeiter-ermüden-Mechanismus wieder aufgegriffen wird, allerdings mit zwei entscheidenden Unterschieden: nur bestimmte Aktionen ermüden Arbeiter und Arbeiter werden nicht automatisch am Rundenende wieder fit, sondern erst nach einer Ruhe-Aktion. Fitte Arbeiter sind also eher sowas wie eine Ressource, die man gezielt einsetzt.


    Die Suchfunktion gibt übrigens doch einiges her, wenn man auf der Hauptseite auf erweiterte Suche geht und dort Islebound angibt, ggf. mit der Einschränkung auf "MetalPirate" als Autor. Unter anderem das hier:


    10.10.-16.10.2016
    05.12.-11.12.2016


    Konkrete Fragen zum Spiel beantworte ich gerne...