Beiträge von Harry2017 im Thema „Istanbul: eine etwas andere Spielekritik“

    Bei Istanbul sehe ich weniger den kriminellen Familienclan aus dem Drogenmillieu als Insasse des Gefängnisses, sondern eher den Lausejungen, der auf dem Basar nen Apfel mopst oder den gewieften Schwarzmarkthändler, der erwischt wurde...Wo die harte Drogenanalogie sich auch nur im entferntesten in Istanbul wiederfinden soll ist mir ein Rätsel...Und der Lausejunge oder der Schwarzmarkthändler im alten Istanbul lässt sich durchaus mit dem dicken, dümmlichen Biersaufenden Deutschen gleichsetzen...Das Du an anderer Stelle viel schlimmere Vorurteile abbekommst, ist schlimm und gehört diskutiert und auch geändert - Aber daran hat weiterhin Istanbul wenig Schuld und meines Erachtens trägt es auch nicht zur Verschlimmerung bei.


    Schön das Du Istanbul trotzdem spielst, alles andere wäre auch sehr schade - Es ist ja auch ein gutes Spiel. Ich will Dich hier auch nicht an den Pranger stellen, kann nur so manche Argumentation nicht ganz verstehen - aber eigentlich weniger Deine, sondern die des Artikels :) Der ist mir eher ein Dorn im Auge, aber bezeichnend für so manchen aktuellen Zeitgeist. Du weisst ja garnicht was für Anfeindungen mein Berufsbild so alles im Netz oder im Gespräch mit Fremden so alles bekommt - Jobcenter: Alles Verbrecher, Schinder, Sklavenhalter, Halsabschneider, Mütter von Kindern-Trenner undundund - Nicht minder schlimme Dinge teilweise, trotzdem würde ich über ein Spiel das das auf die Schippe nimmt gerne mal mitspielen und könnte dadrüber auch schmunzeln. Denn ich weiß für mich selbst, das ich nicht das bin, was andere meinem Berufsbild ankreiden und bin auch gerne bereit das durch mein Handeln und mein Reden unter Beweis zu stellen, dass ich nicht so bin - Trotzdem darf man meinen Berufsstand gerne karikieren und ich sehe darin keine Gefahr...


    Ich will über die anderen Spiele übrigens garkeinen Thread aufmachen, denn es gibt soviel schönere Themen in der Brettspielwelt.

    Das Gefängnis sehe ich umgekehrt:


    Für mich fängt die Ausgrenzung schon da an, wo wir bei einem Spiel im Orient über ein Gefängnis diskutieren - Diese Diskussion würde es bei einem Spiel mit einem Gefängnis in Deutschland, Schweden, Spanien oder Amerika nicht geben.


    -Dürfen also Spiele im Orient nun per se nie mehr ein Gefängnis haben? Gibts da etwa keine?
    -Dürfen fröhliche Spiele die in Italien angesiedelt sind nun keine karikierte Mafia mehr beinhalten?
    -Soll Flick em up verboten werden, weil die Gangster schwarze Püppchen haben?Und erst die Indianer....
    -Über die Whiskeyfässer von Isle of Skye müssen wir uns aber auch mal unterhalten - Sind etwa alle Schotten Schnapssäufer? Von Bier in deutschen Spielen ganz zu schweigen...
    -Civilization und ähnliche Spiele mit Rassenfähigkeiten sollten erst recht verboten werden - Die Deutschen sind immer ein kriegerisches Volk mit nem dicken grauen Bismarck als Herrscher
    -Junta - Bananenrepublik und absolut korrupt - Sofort verbieten, das Bild von afrikanischen Städten wird absolut verzerrt
    -Mafia de Cuba - Der Name sagt schon alles!
    -Achja - PETA kritisiert Warhammer weil die Plastikminiaturen Plastikpelze tragen....geht ja garnicht
    -Yedo - Samurai und Geishas...da lässt sich doch auch noch irgendwas finden...


    Leute, lasst uns doch einfach gemeinsam Spielen und Spaß haben!


    Aber nein! Wir diskutieren natürlich nur wieder darüber, ob wir den Orient nicht lieber mit Samthandschuhen anpacken sollen - Ganz ehrlich: Allein durch die Diskussion würde ich mich als Orientale schon angegriffen und ausgegrenzt fühlen - Ich kenne das von meinem rollstuhlfahrenden Kumpel, nichts beleidigt und verletzt ihn mehr als wenn Menschen diskutieren, wie sie ihn zu behandeln haben...Denn eigentlich möchte er einfach nur "normal" behandelt werden...

    Der dicke deutsche dümliche Junge in Simpsons (Uter), Das Spiel Tanto Cuore Oktoberfest, der Film "Bierfest" - Stört mich alles nicht...Ich lache mit. Der penible dicke deutsche Urlauber in Tv und Film, die Wirtin mit Dirndl im Dungeoncrawler - alles für mich kein Problem - Wir werden oft genug auf die Schippe genommen, es stört aber zumeist keinen. Und ganz ehrlich: Ich würde gerne solch ein Spiel spielen, dass uns Deutsche stereotypisch karikiert auf die Schippe nimmt und mit Vorurteilen spielt. Es liegt am Spieler daraus das richtige zu machen!


    Ich sehe sowas wie Istanbul nicht als Problem an - Sondern ganz im Gegenteil: als DIE Lösung! Das gemeinsam zu spielen und sich darüber austauschen - Das bringt die Menschen wieder näher...


    Mombasa ist da ein ganz anderes Thema - Es karikiert nicht.

    Übrigens @Pikmin


    Diese "Aufzählung" was nicht alles so böses passiert geht auch andersherum - Will ich garnicht mit anfangen, wir sind hier nicht beim "Wer ist böser und wer hat angefangen" Quartett - Aber Du kannst Dir sicher sein, dass ich als Arbeitsvermittler für Jugendliche eines Jobcenters in einer Problemstadt durchaus auch die eine oder andere Aufzählung von ähnlichgelagerten Anfeindungen von Migranten auspacken könnte - Zumeist nicht bei mir selbst (dafür nehme ich zuwenig persönlich und habe glaube ich eine sehr lockere Art, die auch bei den Kids halbwegs ankommt), aber wie Du von Kumpeln, Deinem Mann oder Verwandten schreibst, kann ich da auch Geschichten von Arbeitskollegen, besonders -Kolleginnen und auch meiner Partnerin erzählen....Da ist die "Nazikeule" die so gerne ausgepackt wird noch absolut das harmloseste...Jeder macht irgendwie seine Erfahrungen.


    Das tut hier aber nichts zur Sache und darin ist ganz bestimmt kein Istanbul oder irgendein anderes Vergnügungsgut schuld. Ganz im Gegenteil - Diese vermitteln und nehmen verspielt und ironisch Ängste und Sorgen und fördern den lockeren Umgang miteinander (zumindest ist das meine Beobachtung - Genau so gehe ich zumindest mit meinen Kids am Tisch um...und das klappt deutlich besser als das "Überkorrekte").


    Migranten die mir am Tisch sagen ich behandle sie nur so, weil sie Ausländer sind sage ich zb zumeist "Ne, ich behandle einfach jeden gleich scheiße" :) Das kommt gut an, bringt zum schmunzeln und regt zum nachdenken an - Und genau durch diese Art hatte ich noch nie Probleme - Auch weil ich nicht jede stereotypische Betrachtung meines Berufs oder meiner Nationalität (deutsch) gleich krumm nehme - Sondern mitmache und mitlache.

    Und ich sage, dass ich gerade das zensieren oder verteufeln von Stereotypen als gefährlich erachte - Denn in Zeiten voller Stereotypen wie den 90ern haben türkische und deutsche Familien in unserer Nachbarschaft noch gemeinsam gegrillt, gelacht und gearbeitet - Da war der Umgang noch herzlich und voller Humor - Und liebevoller, stereotypischer Neckereien....das ist im Laufe des letzten Jahrzehnts verloren gegangen...dem Jahrzehnt in dem die Kleine Hexe, der Negerkuss und Pipi Langstrumpf umgeschrieben wurden.


    Ich kann den durchaus ehrbaren Ansatz ja verstehen, aber meiner Meinung nach bewirkt er das genaue Gegenteil - Er teilt noch mehr die Kulturen statt zu einen....

    Krass!


    Irgendwann wird diese immer und allerorts hyperpolitisch korrekte Blase aufplatzen - Das macht mir (ungelogen) echt Sorgen...Entweder gibts nen großen Knall ins Gegenteil oder eine Gleichschaltung, bei der man nichts mehr sagen kann und darf und niemand sich auch nur irgendetwas traut...In solch einer traurigen, überkorrekten Welt möchte ich nicht leben! Den großen Knall ins Gegenteil möchte ich aber auch nicht erleben - Hach was waren die 90er schön, naiv, glücklich und unbedarft.


    Ich machs mal wie Nils:


    Harry,
    Der absolut kein Problem mit stereotypischer Betrachtung und Verallgemeinerung hat - Und herzhaft über den dicken Bier-und Brezelessenden Deutschen lachen kann und das auch adaptiert von anderen Kulturen erwartet.