Beiträge von MetalPirate im Thema „Hunger! Was sind Eure Lieblingsspiele mit Leute ernähren?“

    Der verlinkte Artikel enthält immerhin Positionen, die üblicherweise eher zu kurz kommen in der Diskussion. Insofern gut, ihn zu verlinken, deshalb von mir ein Daumen hoch für @Harry2017. Dass mit sehr einseitig interpretierten und zugespitzt präsentierten "Fakten" Politik gemacht wird, ist definitiv kein neues Phänomen von den Seiten rechter Populisten, das konnten eher links stehende Aktivisten schon immer genauso gut. Und wenn der Autor des Artikels schreibt, dass er sich etwas ärgert, dass ihn "Brot für die Welt" mit regelmäßigen Bettelbriefen zumüllt, d.h. Spendengelder für Porto verschwendet, dann spricht er in dem Punkt mir sogar 100% aus dem Herzen. Ich frage mich nämlich ganz genauso, ob die so meine finanzielle Unterstützung auch weiterhin verdienen.

    Notre Dame plus In The Year of the Dragon werden mir wohl zu hart/negativ sein.

    Dass "Im Jahr des Drachen" vielen zu negativ ist, glaube ich sofort. Viel negativer geht's auch nicht. Aber Notre Dame ist da ziemlich harmlos, nicht schlimmer als in anderen Feld-Spielen wie Amerigo (Piraten) oder Brügge (Katastrophen).



    Iki finde ich persönlich sehr crowded und damit ultimately hässlich.

    Denglisch at its finest. ;)

    8 Leute, die mehr besitzen als der Rest der Menschheit zusammen?

    Falls du auf den heute veröffentlichten Oxfam-Report anspielt: da fehlt was. Die 8 reichsten Personen auf der Welt haben ein größeres Vermögen als die ärmste Hälfte der Menschheit zusammen.


    Wobei diese sehr zugespitzte Aussage bloß aussagt, dass die Hälfte der Menschheit quasi null Vermögen hat; über die andere Hälfte der Menschheit sagt sie nämlich eigentlich nichts außer dass es Superreiche gibt. Die Oxfam-Schlagzeile wäre nämlich immer noch korrekt, wenn die Hälfte der Menschheit so reich wäre wie der achtreichste Mensch der Erde, und da würde es der Hälfte der Menschheit sehr, sehr gut gehen. Dass die eine Hälfte der Menschheit wenig bis nichts besitzt, liegt auch mindestens so sehr am rasanten Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern wie an der definitiv vorhandenen und völlig zurecht kritisierten Konzentration des Reichtums in den Industriestaaten. Interessanter finde ich da die Zahlen innerhalb eines Landes, z.B. zu Deutschland, die auch in dem Report enthalten sind. Auch bei der Tatsache, dass Länder wie Namibia es geschafft haben, die soziale Spaltung zu verringern, musste ich aufhorchen.





    Zum Rest, back on topic: Der Hunger in Spielen ist für mich eine spielmechanische Möglichkeit, spielerische Zwänge zu erzeugen und sie dabei mit einem im wahrsten Sinne des Wortes fühlbaren und starken Thema zu unterlegen -- deutlich eher als alle anderen "Straf- und Minuspunkt-Mechanismen" wie etwa die Piraten in Madeira oder Schädel in Lords of Waterdeep oder Ratten in Notre Dame oder die Armut-Klötzchen in London oder diverse andere mehr. Allesamt abstrakter, unpersönlicher und längst nicht so "stark" wie Hunger als Zwangsmechanismus.


    In gewisser Weise ist der Hunger also das, was uns ein Herr Daviau mit dem Legacy-Kram als weltbewegende Neuheit verkaufen möchte. "Jede Entscheidung zählt und hat Konsequenzen; dadurch wird das Spielerlebnis stärker" -- das Mantra der Legacy-Fraktion. Aber: Wenn ich meine Spielfigur nicht ernähren kann und sie deshalb vielleicht sogar vom Spielfeld nehmen muss (nicht in #Agricola, aber anderswo, etwa bei #Iki), dann kann das -- entsprechende thematische Immersion vorausgesetzt -- beklemmender sein als das Zerreißen einer Spielkarte oder das Zupflastern des Spielbretts mit Aufklebern. In diesem Licht betrachtet kann man vielleicht auch das Floppen von Seafall erklären: ein dröges Grundspiel wird durch das (IMHO stark überbewertete) Zerreißen von Spielmaterial kein Stückchen interessanter.