Beiträge von MetalPirate im Thema „Die cleversten Versteigerungsmechanismen“

    Einen anderen, in meinen Augen wirklich cleveren Verteilmechanismus findet man in Die Säulen der Erden. Je nachdem, wann eine eigene Figur aus einem Beutel gezogen wird kann man entscheiden, ob man bereit ist, den zu diesem Zeitpunkt fälligen Preis für eine Aktionsauswahl zu zahlen oder lieber wartet. Wie gesagt: auch keine Versteigerung im eigentlichen Sinne, aber sehr interessant

    Dann werfe ich noch Die Speicherstadt (bzw in der Neuauflage Jorvík) in den Ring. Auch keine Auktion im eigentlichen Sinne, aber sehr wohl eine Art regeltes Kaufverfahren. Es gibt X zum Verkauf stehende Güter und wenn man etwas haben will, stellt man sich mit einer Spielfigur hinten in der entsprechenden Schlange der Interessenten an. Haben alle ihre Figuren platziert, hat der Vorderste die Wahl, ob er die Ware zu einem Preis kaufen will, der der Anzahl der Personen in der Schlange entspricht. Verzichtet er, nimmt er seine Figur weg und der nächste in der Schlange darf kaufen, dann für ein Geld weniger. Nimmt er es nicht, darf der nächste für noch ein Geld weniger, u.s.w., bis etwas verkauft ist oder alle gepasst haben. Das Einsetzen der Figuren ist also eine Kombination aus "ich will's haben" und "wenn ich's nicht kriege, mache ich es wenigstens für die anderen teurer". (Ja, das mag für den einen oder anderen schon zu viel negative Interaktion sein.)

    Auch genial: Ursprünglich wohl aus Evo, aber später von Knizia in Amun-Re verwendeter Bietmechanimus (von dort kenne ich ihn), bei dem man auf Leisten so lange bietet, bis jeder was bekommt. Wird man bei einer Karte überboten muss man woanders einsetzen und dort das höchste Gebot abgeben. Irgendwann ist man nicht mehr bereit höher zu bieten und landet dann beim letzten, verbliebenen Ding... Wieder aufgegriffen in "Das 20. Jahrhundert".

    ...und in #Cyclades (Cathala/Maublanc, Matagot 2009).

    Eine Auktion wird definitert durch (A) ein geregeltes Verfahren zur Erlangung eines Kaufabschlusses sowie (B) Bieteranonymität, d.h. für jeden Bieter in dem Verfahren gelten exakt die gleichen Regeln. Wenn man den Begriff "Auktion" entsprechend weit fasst, gibt es in Brettspielen ganz viel Cleveres zu entdecken...


    Beispiel Anhäufungsfeld in Agricola: Das Spiel selbst versteigert die Aktion "Holz nehmen" und bietet dafür jede Runde 3 Holz mehr, bis ein Spieler zuschlägt. Oder das allgegenwärtige "Karten rutschen in einer Reihe nach rechts und werden dabei immer billiger" -- nichts anderes als eine holländische Auktion, wie sie z.B. bei Fischmärkten üblich ist. Anstatt ansteigender Kaufgebote ("englische Auktion") eben fallende Verkaufsangebote. Kommt letztendlich aufs Gleiche raus.


    Aber wenn du lieber konkrete Spielenamen hören willst: Die "blind all-pay auction" zur Bestimmung der Reihenfolge des Wählen der Position in der Spielerreihenfolge bei #Scoville finde ich toll, weil es in diesem Spiel eben machmal gut ist, vorne zu sein, und manchmal ist man lieber hinten. (Das Spiel hat drei Phasen und die werden vorwärts-rückwärts-vorwärts in Bezug auf die Reihenfolge gespielt.) Die Kunst bei Scoville ist es, genau dann viel zu bieten, wenn die Position wichtig ist, und wenig, wenn man bei allem gut leben kann.