Beiträge von Herbert im Thema „Spieleseminar Bad Holzhausen 2017 (Freitag, 3. März 2017 - Sonntag, 12. März 2017)“

    Dann will ich mal mit meinem diesjähringen Besinnungsaufsatz beginnen:


    Am Mittwoch zur besten Kaffeezeit traf ich zu meinem 3. Spieleseminar in Bad Holzhausen ein. Inzwischen kennt man die meisten und es ist fast wie ein Nachhausekommen. Das Gefühl einfach an dem Punkt weiterzumachen wo man vor einem Jahr aufgehört hat.


    Kurz nach dem Eintreffen ergab sich eine 5er Runde Terraforming Mars. Nach der Regelerklärung bekam ich einen Standardkonzern und 10 Karten auf die Hand und schon ging es los. 4 Standardkonzerne gegen einen Expertenkonzern, und der musste seine Karten auch noch bezahlen. Im Spiel wurden die Zusamenhänge dann klar, es ging flott voran, einige Karten konnte man ganz gut kombinieren, manche erlaubten intensive Bautätigkeit, ich konnte bei Meilensteien und "Wetten" gut einsteigen und am Ende war punktemäßig alles eng beisammen. Interessantes Spiel, man konnte entwickeln und steuern, aber noch ritt das Pferd den Reiter. Schön dagegen die Regelung dem Neuling überall einen kleinen Startvorteil zu lassen und ihn nicht vor dem ersten Spielzug zu zwingen sich Dinge zu kaufen deren Wert er kaum einschätzen kann.


    Am Donnerstag dann eine 3er Runde Through the Ages: A New Story of Civilization. Mein erstes Spiel der neuen Edition, das letzte Spiel der Originalversion lag schon einige Zeit zurück. Gefühlt hat sich aber schon einiges am Spielaufbau geändert, insbesondere das Handling von Kriegen kam mir so gar nicht bekannt vor. Am Anfang baute ich auf und auf und die anderen machten Punkte. Das sollte sich erst im dritten Zeitalter ändern, dann begann ich mit Riesenschritten den Abstand zu verkleinern. Am Ende hat es noch dazu gereicht sich punktemäßig zwischen die Konkurenten zu schieben aber der Sieg war nicht mehr drin. Das Spiel hat wahrhaftig den ganzen Tag gedauert, vom Frühstück bis weit nach dem Abendessen ging die Partie. Das Spielerlebnis war aber grandios, in meinen Augen immer noch mit Abstand das beste Zivilisations-Kartenspiel.


    Am Freitag morgen dann kein MegaCiv, es fanden sich nur 3 und ein halber Mitspieler. Also zu Plan B geschwenkt und ein Mare Nostrum: Empires zu sechst. Vollbesetzung mit Atlantis auf dem riesigen Rollplan mit Ressourcen-Chips und Gebäude-Miniaturen. Karthago spielte friedlich, breitete sich und entwickelte seine Märkte. Ägypten spielte friedlich, breitete sich etwas aus und entwickelte Kultur und Marktwirtschaft. Assyrien breitete sich schnell aus und entwickelte Märkte. Griechenland breitete sich ein wenig aus und sicherte sich Zypern und Kultur. Rom breitete ich zuerst nach Norden und dann nach Sizilien aus, befestigte zwischendurch seine Ländereien. Atlantis rückte ein wenig vor, baute Boote, schob sie ins Mittelmeer, rüstete auf das dem Römer Angst und Bange wurde um dann über Karthago herzufallen. Dies führte dazu dass der Karthager fortan rüstete was das Zeug hielt und so Karthago und Atlantis Runde für Runde Armeen bauten und verbrannten. Unterdessen bauten die anderen Wunder um Wunder und am Ende siegte der Kulturführer Syrien, da er als erster das fünfte Wunder errichten konnte. Damit kam er dem Ägypter knapp zuvor.


    Danach gab es dann noch eine 4er Runde Terraforming Mars. Als "erfahrener" Spieler habe ich mir einen Expertenkonzern genommen und trat mit einem weiteren Experten gegen zwei Standardkonzerne an. Der Konzern verlangte das Spielen von Jupitermonden, ich hatte auch eine passende Karte auf der Hand und da ich in meiner ersten Partie einige Karten mit Jupitersymbol auf die Hand bekommen hatte dachte ich das wird schon laufen. Soo viele passende Karten gab es aber auch nicht und so musste ich andere Kategorien mühsam aufbauen. Ständig war ich am ringen ob ich mein Geld in Kartenvorräte investieren sollte oder lieber die vorhandenen Karten schnell einsetzen. Bei den Meilensteinen und den Wetten auf die Plätze kam ich überhaupt nicht zum Zuge und am Ende kam ich gerade so an die Punktausbeute des Vortages voran. Vorn lagen die Standardkonzerne. Noch immer ritt das Pferd den Reiter.


    Danach dann eine 4er Runde Age of Renaissance. Ein Spiel welches ähnlich wie Mare Nostrum versucht, den Urvater Civilization durch Vereinfachung in kürzerer Zeit abzuwickeln. Dabei verliert das Spiel aber einiges gegenüber Civilization: auf Handel zwischen den Spielern wird komplett verzichtet und die Verzahnung der Technologien mit dem Rest des Spieles empfinde ich auch als weniger gelungen. Originell ist der Ausbreitungsmechanismus, bei dem man am Ende des Zuges plant was man in der nächsten Runde in die Ausbreitung investiert und danach die Zugreiheinfolge für die nächste Spielrunde festlegt. Gefechte sind mit einem hohen Risiko verbunden und wollen gut überlegt sein, auch das ist gut umgesetzt. Am Ende gewinnt der mit dem meisten Geld, heute würde man es Siegpunkte nennen. Meinen Mitspielern kam manches altbacken vor, ich finde aber das Spiel kann in der heutigen Zeit immer noch gut bestehen, da es im Segment der epischen Zivilisationsspiele in den letzten Zeit eher wenig Neuentwicklungen gab. Auf alle Fälle schafft das Spiel etwas, was kaum einem Eurogame gelingt: wir erleben gemeinsam eine Geschichte.


    Zum knappen Abriss der Geschichte unserer Partie: Paris, Barcelona, Genua und Venedig stritten um die Vorherschaft in Europa. Venedig und Genua einigten sich schnell über die Gebiete im Heimatland. Venedig setzte früh auf die ersten Fortschritte, Genua und Paris stiegen von Anfang an konsequent in den Schiffbau ein. Genua konnte sich dabei die meisten Gebiete sichern und versuchte fortan das erworbene Gebiet halbwegs zusammenzuhalten. In der Folge kam es zu einigen Scharmützeln, nur der Genueser wurde seltsamerweise meist geschont. Da das Spiel nur auf 2 Zeitalter angesetzt war konnte Genua am Ende seinen Vorsprung relativ ungefährdet ins Ziel retten. Trotz des fehlenden letzten Zeitalters waren alle Nationen auf dem Entwicklungspfad recht gut vorangekommen.


    Am Samstag morgen ergab sich als erstes zur Abwechslung eine 4er Runde Terraforming Mars. Diesmal mit 4 Experten. Mein Konzern machte in Energie. Ich hatte 5 passende Startkarten zur Hand und konnte auch früh viele ins Spiel bringen. Schnell hatte ich genug Energie und Wärme um jede Runde die Temperatur um eine Stufe hochzutreiben. Kurz danach waren es schon zwei Stufen pro Runde und ich hatte sogar schon Karten für die Zeit danach auf der Hand. Als die Temperatur dann oben war wurden mir die beiden anvisierten Meilensteine kurz vor der Nase weggeschnappt. Zum Wetten kam ich auch nicht, in keiner der relevanten Kategorien lag ich gut. Allerdings hatte ich im Terraforming-Wert über 10 Punkte Vorsprung, ein super Einkommen und nun lief es auch mit dem Bauen. Als dann alle Siegbedingunen erfüllt waren führte ich mir riesigem Vorsprung. Nach Auswertung der Meilensteine und Wetten lag ich noch knapp vorne und nach der Auswertung der Sonderpunkte waren fast alle an mir vorbeigezogen. Immerhin im Ansatz hatte ich das Gefühl das Pferd zu reiten, leider blieb der Gaul kurz vor der Ziellinie stehen.


    Am Sonntag nach dem Frühstück noch ein Paradox. Ein kleiner Gehirnzwirbler. Man nimmt sich Karten aus einer Ablage und versucht diese in wenigen Runen mit den richtigen Tokens zu belegen um sie in seinen Wertungsstapel zu bringen. Passen diese Karten gut zusammen gibt es dann ordentlich Punkte. Zu den Tokens gelangt man in dem man in einer 5x5 Matrix liegende Tokens so vertaucht, dass man 4 oder 5 in eine Reihe bekommt. Danach darf man 1 oder 2 dieser Chips auf die Karten legen um diese dann zu bekommen. Ganz nebenbei läuft in der Mitte noch ein Pöppel mit, der nach und nach einige Karten wertlos macht. Das kann man durch das Legen von Chips aber wieder revidieren. Am Ende habe ich ein ganzes Set zusamenbekommen und das Glück gehabt, dass die Kartenart auch gewertet wurde. Nettes Spiel, zu viert aber eindeutig zu lang.


    Dann war es auch schon wieder Zeit Abschied zu nehmen. Vielen Dank an @FBI für die vorbildliche Organisation des Seminares. Vielen Dank an alle Mitspieler für die schönen Partien und vor allem für die tolle Atmosphäre bei diesem unknowns-Treffen.


    Edits: Zeitalter der Rennassance ergänzt und erweitert.

    Der ideale Ort, um Triumph & Tragedy in Dreierrunden zu erkunden. Muss nur noch sehen, dass ich bis dahin erklärbereit bin, sofern es nicht jemand anders eh schon intus hat.


    Habe derweil mal einige fest eingeplante Spiele ergänzt - kommt sicher noch mehr dazu: Spieleseminar Bad Holzhausen 2017 | BoardGameGeek

    Da wäre ich doch - sofern ihr gewährt die Bitte - in eurem Bunde gerne der Dritte.


    Habe es letztes Jahr auf dem Hexacon gespielt.