Beiträge von Sir Bobo im Thema „Braucht BGG Geld?“

    Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen... Subjektiv muss jeder den eigenen Wert und den hierfür "gerechten" Preis selbst festlegen - das nennt man übrigens Angebot und Nachfrage in einer Marktwirtschaft. Davon ausgehend stellt sich jedoch die Frage, wie der Preis tatsächlich kommuniziert wird. Anscheinend glaubt BGG hierbei mit einem (vagen) Spendenaufruf und versteckten Einschränkungen erfolgreicher zu sein als mit einem "echten" Premium-Abo Modell.


    Es wäre vermutlich für das bessere Verständnis hilfreich, wenn es schlicht ein paar weitere Informationen zum BGG-Finanzierungsmodell geben würde, aber - sollte es bereits eine tiefere Verstrickung etwa mit Industriebeiträgen geben - werden derartige Zahlen schwer zu bekommen sein. Einfach den Kopf in den Sand zu stecken und zu sagen, dass es einem egal wäre, wenn doch der aktuelle Service toll ist, könnte langfristig zu Überraschungen führen. Es ist schlicht nicht bekannt, welche Cash Flows das Unternehmen BGG LLC hat.


    Versteht mich nicht falsch - ich persönlich halte BGG für einen sehr hilfreichen Service, der mir auch jährliche Zahlungen wert ist. Ebenso ist auch klar, dass so ein Laden beachtliche Unterhaltskosten, aber auch hohe "sonstige" Einnahmen hat. Am Ende erwarte ich jedoch als Kunde und Marktbeobachter von einem "Good Corporate Citizen" auch eine gewisse Transparenz und Glaubwürdigkeit der Unternehmensführung (die mir übrigens bereits eine Aktiengesellschaft mit entsprechenden Veröffentlichungspflichten zumindest ansatzweise bieten würde) - neudeutsch auch "Corporate Governance" genannt. Unspezifische Spendenaufrufe ohne klare Darstellung des Bedarfs und der Verwendung sind im 21. Jahrhundert nun einmal nicht mehr wirklich "best practice". [o.k., das sind mindestens drei Treffer beim Company Bullshit Bingo]


    Hierzu passt übrigens auch nicht wirklich das aktuelle Bild der Weiterentwicklungen der Webseite - die Umstellung scheint auf dem halben Weg der Erneuerung steckengeblieben zu sein und die eigene Spieledatenbank hat ab einer gewissen Menge (*hüstel*) die Performance einer österreichischen Nacktschnecke beim Rückwärtskriechen. Eigentlich sollten die "Spenden" doch auch für Weiterentwicklungen eingesetzt werden...

    Ich glaube durchaus, dass viele Nutzer von sinnvollen Plattformen durchaus bereit sind, einen eigenen Beitrag auf freiwilliger Basis zu leisten. Wie bereits gesagt, bleibt es jedem selbst überlassen, den persönlichen Wert für sich zu bestimmen und den Betreibern auf dieser Basis etwas zukommen zu lassen. Für mich persönlich sind 10 USD mehr im Jahr auch kein Beinbruch und mein persönlicher Wert der BGG-Datenbank ist aufgrund der eigenen Sammlung sehr hoch.


    Meine Gedanken gehen mehr in folgende Richtungen:


    1. Nutzereinschränkungen
    Ist das Modell eines "Basis-Nutzers" mit eingeschränkten Funktionen für BGG noch akzeptabel, wenn einerseits eine Freischaltung 25 USD/Jahr "kostet" und andererseits für den Inhalt unerlässliche User-Beiträge hierzu nicht das erforderliche GeekGold produzieren. So soll es Leute geben, für die ein derartiger Beitrag durchaus spürbar ist, und Einschränkungen gehen manchmal zulasten der Erfahrungen neuer Nutzer, die potentiell davon zumindest irritiert werden. Hier erscheint mir etwas mehr Balance zugunsten der Content-Lieferanten für sinnvoll - ohne diese fleißigen Helfer ist die Webseite erledigt.


    2. Finanzierungsalternativen
    Gefährlicher fände ich es, wenn zusätzlich wesentliche Summen aus "verdeckten" Zuwendungen der Spieleindustrie stammen würden, denn einerseits wären dazu nur finanziell kräftigere Anbieter in der Lage, andererseits gilt langfristig immer der Grundsatz "there is no free lunch", d.h. ein Bewertungsportal sollte nie zu nahe an die bewerteten Produkte geraten, sonst gibt es naturgemäß eine Einflussnahme. Da sind mir Spenden aus der User-Community wesentlich lieber, aber vermutlich sind wir hier bereits durch Werbung etc. in einem "Finzierungs-Mix".


    3. Transparenz
    Ich habe gerade mal versucht, ein paar Informationen über die Firma zu "googlen": Boardgamegeek, LLC ist seit 2005 in Dallas, Texas, über Scott Arden registriert und und hat laut einiger Auskunftsseiten einen Jahresumsatz von 160.000 USD und 2 Mitarbeiter - dies kommt mir jedoch zu niedrig vor. Lediglich der Service "zoominfo" spricht von einem Umsatz von 7mio USD und 35 Mitarbeitern. Ad hoc konnte ich auch keinen Geschäftsbericht o.ä. finden, aber bei einer Gesellschaft analog einer GmbH scheint es in Texas auch keine Veröffentlichungspflichten zu geben.
    Zusätzlich ist es etwas seltsam, dass die BGG-Spendensammlung lediglich einen prozentualen Fortschritt zeigt, nicht aber absolute Summen. Welche Summe ist hier eigentlich 100%? Wikipedia ist hier beispielsweise deutlich transparenter. Immerhin wird angegeben, dass letztes Jahr 15.869 User nach dem Spendenaufruf unterstützt haben. Bei einem Spendendurchschnitt von angenommenen 15 USD wären dies zumindest 238k USD ohne Berechnung der sonst über das Jahr bereits angefallenen Spenden - dies ist aber reine Spekulation meinerseits.
    Wenn jemand hier mehr Informationen hat, bitte ich um entsprechende Hinweise. Ich halte eine gewisse Transparenz zumindest für hilfreich, um Glaubwürdigkeit und Integrität derartiger "Institutionen" auch langfristig zu erhalten.


    Man darf schlicht durchaus davon ausgehen, dass es sich um einen kommerziell geführten US-Betrieb mit Gewinnerzielungsabsicht handelt, der auch von Beiträgen der User-Community profitiert und daher auch entsprechend auftritt. Am Ende gilt es zu bedenken, dass BGG nur als eine - mit welchen Mitteln auch immer - wirtschaftlich erfolgreiche Webseite uns auch langfristig erhalten bleibt.

    Tatsächlich ist dies ein Thema, dass mich selbst als alten BGG-User dazu bewegt hat, mich nach Jahren (Shame on me) doch aktiv auf unknowns.de zu registrieren, um hier auch meine Ansicht wiederzugeben.


    Natürlich hat eine Webseite mit etwa 1.5mio (mehr oder weniger aktiven) Usern und integrierten Datenbanken wie etwa für eigene Spielesammlungen hohe Unterhaltskosten z.B. für Server und vor allem den Vollzeitmitarbeitern. Hierzu gehören auch die teuren Messeauftritte (Standgebühren, Reisekosten etc.) und Webseiten-Weiterentwicklungen sowie ggf. Softwarelizenz- und Wartungskosten. Dagegen gibt es Einnahmen aus Bannerwerbung, dem BGG-Shop, Industrie-Kooperationen, Lizenzgebühren für das eigene Logo und eben Spenden. Da es sich nicht um eine Non-Profit-Organisation handelt, sondern um ein auf dem freien Markt tätiges Unternehmen (BoardGameGeek, LLC), muss grundsätzlich jeder Nutzer persönliche Kosten (inkl. eigener Beiträge und als Empfänger von Werbung) und erhaltene Leistung für sich persönlich abwägen.


    Bisher habe ich auch einen eigenen Beitrag dort geleistet, insb. da ich neben der Qualität der Plattform auch das Management der eigenen Spielesammlung als einen dauerhaften Nutzen empfinde. Die Werbung empfinde ich dagegen nicht nur als wenig störend, sondern sogar ab und an als recht informativ (etwa Kickstarter-Werbung) und habe auf ein Ausschalten trotz entsprechender "Coins" verzichtet. Dieses Jahr bin ich jedoch etwas verärgert, da BGG anfängt, Nutzerfunktionen auszuschalten. Seit einigen Tagen ist es nicht mehr möglich, bei den GeekLists auf bereits angesehene Einträge (unter "Viewed") zu klicken. Dort bekommt man nun die nachfolgende Information:


    Seeing your viewed items requires site support at the $25 level.

    Click here to support the site.

    Alternatively, if you buy Adblock with geekgold,
    you will also gain access to this feature.


    Da ich bisher bereits zu Jahresbeginn in der Regel "nur" 15 USD (Preis für Supporter-Badge) spendete, sehe ich diese Einschränkung nun als einen - schon fast dreisten - Versuch, die Mindestspenden auf 25 USD hochzudrehen. Die Alternative, Geekgold zu verwenden, ist ebenso wenig tauglich. Einerseits möchte ich gerade den Adblock nicht aktivieren, andererseits ist der Preis mit 560 GeekGold für ein Jahr ohne entsprechende Spende kaum machbar. So bekommt man etwa 2-3 GeekGold für eine Text-Rezension, womit eine Alternative durch Beiträge als aktiver User (die keine Power-Uploader sind) auf der Strecke bleibt.


    Ich habe hier das Gefühl, dass mit der Funktionseinschränkung eine Grenze überschritten wird, die sicherlich für einige Aufregung bei den BGG-Usern sorgen dürfte.